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Unsere Kompromisskultur steht auf dem Prüfstand

Die aktuelle, pauschale Diskussion über die hohen Krankenstände lenkt nur ab. Es fehlen vielfach internationale und nationale Vergleichsdaten, die tatsächliche Bewertungen zulassen. Mit zunehmendem Alter der Beschäftigten steigt ganz normal die Krankheitswahrscheinlichkeit. KI und Analytics werden dazu in den kommenden Jahren mehr valide Daten liefern.

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Hängebrücke im Nebel
Foto: ©AdobeStock/Svetlana Lukienko

Wir alle spüren, dass der Wind in unserer Gesellschaft und in den Betrieben rauer geworden ist. Die wirtschaftliche Talfahrt verunsichert. Und die globalen Entwicklungen begünstigen eher die Zweifler. Trotzdem sollten wir uns von der augenblicklichen eher schlechten Stimmung nicht mitreißen lassen. In den letzten 50 Jahren hat Deutschland schon viele Krisen gemeistert. Als „Kranker Mann Europas“ wurde Deutschland bereits mehrfach bezeichnet. Trotzdem haben die Menschen und die Wirtschaft hier immer wieder bewiesen, dass dies nicht zutrifft. Deutschland hat große Ressourcen, um den Weg aus der Krise zu schaffen.

Die Chancen in der Krise liegen in der Transformation

Nicht nur wir in Deutschland, nahezu weltweit spüren und erfahren die Menschen den Transformationsprozess, der sich vollzieht. Die Wettbewerbsverhältnisse ändern sich. Alte Modelle haben ausgedient. Das politische Klima verklärt die Politik des starken Mannes. Das färbt zweifellos auch auf die Wirtschaft ab. Der Wettbewerb um neue, andere und bessere Wege und Lösungen ist offen. Es ist leicht Porzellan, zu zerschlagen, aber es braucht viel Arbeit, gutes Porzellan herzustellen. Für das gerade begonnene Jahr sind deshalb Besonnenheit und Toleranz angesagt.

In der Covid-Krise, die vor rund fünf Jahren begann, haben Unternehmen und Personalverantwortliche gezeigt, dass wir gemeinsam in der Lage sind, mit unerwarteten Herausforderungen umzugehen. Und vor gut 15 Jahren meisterte die Welt die Finanzkrise. Die Krisenmanager von damals verabschieden sich in den Ruhestand. Die „Digitale Generation“ übernimmt das Ruder.

Selten finden die Nachfolger ein gemachtes Nest vor. Die Covid-Krise hat viele neue Türen geöffnet und die Arbeitswelt verändert. Aber sie hat auch allerlei Altlasten für die Nachfolger zurückgelassen. Irgendetwas bleibt immer liegen. Die Industriekultur bestimmt noch die Arbeitswelt. Aber wir sind längst in der „Wissensgesellschaft“ angekommen, die das Projekt Industrie neu definieren und organisieren muss.

Personalabteilungen sollten sich und die Mitarbeiter fit machen für die Zukunft

In den 19:00-Uhr-Abendnachrichten brachte das ZDF am 6. Januar dieses Jahres die Meldung, dass zahlreichen Menschen in Deutschland die Motivation am Arbeitsplatz fehle. Die Daten beruhen auf einer Studie des Beratungsunternehmens EY. Nicht einmal jeder zweite Angestellte (48 Prozent) gibt demnach an, auf der Arbeit sein Bestes zu geben. Das Arbeitsniveau liegt hierzulande unter dem internationalen Durchschnitt von 54 Prozent. An der Umfrage nahmen weltweit 17.350 Menschen teil. 1.000 davon in Deutschland.

Dieses Ergebnis sollten Personalverantwortliche als Weckruf verstehen und über ihre Hausaufgaben für dieses Jahr nachdenken. Wenn wir den gesellschaftlichen Diskurs auf allen Ebenen verfolgen, fallen uns die massiven Kommunikationsdefizite und -konflikte auf. Die digitale Informationslandschaft überfordert uns scheinbar. Wie steht es damit in den Betrieben? In den letzten Jahrzehnten wurden alle Bereiche der Administration digitalisiert. Dabei wurde das Thema Kommunikationslandschaft unterschätzt und deswegen vernachlässigt. Die junge Generation nutzt im privaten Bereich effizientere Informations- und Kommunikationsnetze als viele Firmen. Der älteren Generation fehlt womöglich der Blick für diese neue Welt. Sie muss sich aber dafür öffnen, neue Wege gehen und zulassen.

Wer mehr darüber erfahren möchte, dem empfehle ich die Webinare „Personalkommunikation via App – innovativ und sicher“ am 21.01.2025 und „Digitale HR-Prozesse für SAP SuccessFactors und SAP HCM“ am 28.01.2025. In und mit der sich entwickelnden Wissensgesellschaft entsteht auch eine neue Informationskultur. KI und Analytics übernehmen dabei Schlüsselrollen in vielen Bereichen unseres privaten und beruflichen Lebens. Hier liegen zentrale Herausforderungen für HR.

Die aktuelle, pauschale Diskussion über die hohen Krankenstände lenkt nur ab. Es fehlen vielfach internationale und nationale Vergleichsdaten, die tatsächliche Bewertungen zulassen. Mit zunehmendem Alter der Beschäftigten steigt ganz normal die Krankheitswahrscheinlichkeit. KI und Analytics werden dazu in den kommenden Jahren mehr valide Daten liefern. Personalverantwortliche sollten sich deshalb nicht in die Enge treiben lassen. Sie müssen sich hinter ihre Belegschaft stellen. Es wäre schön, wenn die Verbände der Personaler, DGFP und BPM, diese Diskussion nicht allein den „Scharfmachern“ überließen.

Politische Kompromissfähigkeit nicht in Frage stellen

Obwohl es mit der Kompromissfähigkeit in der Ampelkoalition nicht geklappt hat, sollten wir unsere politische und wirtschaftliche Kompromissfähigkeit generell nicht in Frage stellen. Sie bildet das Rückgrat unserer sozialen Marktwirtschaft. Auch wenn sich der Kompromiss bei VW erst noch beweisen muss, sollten wir trotzdem gemeinsam zuversichtlich bleiben und unseren Beitrag für das Gelingen zum Wohle aller leisten. Der schwedische Forscher Sven Hedin hat einmal gesagt: „Von allen Sorgen, die ich mir machte, sind die meisten nicht eingetroffen.“ In diesem Sinne wünschen Ihnen die Redaktion und das DATAKONTEXT-Team ein gutes Jahr 2025.

 

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