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Mehrheit der deutschen Arbeitnehmer ist unterfordert im Job

Die unsicheren wirtschaftlichen und politischen Aussichten scheinen die Arbeitnehmer in Deutschland zu lähmen, was zu einem Gefühl des Stillstands und zu einem gewissen „Alltagstrott“ führen kann: 60 Prozent der berufstätigen Befragten geben an, sich gelangweilt oder unterfordert im Job zu fühlen.

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Schlafende Arbeitnehmer im Büro
Foto: ©AdobeStock/Serhii

Wie eine neue LinkedIn-Studie zeigt, fühlen sich 60 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gelangweilt oder unterfordert. Dabei tut jeder Dritte nur das Nötigste, wobei interessanterweise Unterschiede zwischen Stadt und Land festgestellt wurden.

Der Jahresanfang ist traditionell die Zeit zur Selbstreflexion und Beantwortung der Frage, ob und wie berufliche Weiterentwicklung angestrebt werden sollte. Welche Rolle politische und wirtschaftliche Unsicherheiten dabei spielen, zeigt eine aktuelle repräsentative LinkedIn-Studie: Die derzeit instabile Lage hindert 58 Prozent¹ der Befragten daran, neue berufliche Möglichkeiten zu erkunden. Besonders betroffen sind jüngere Arbeitnehmer aus der Generation Z (57 Prozent) und der Generation Y (63 Prozent), aber auch bei der Gen X sind es 58 Prozent. Die ältere Generation der Babyboomer hingegen lässt sich von der angespannten Gesamtlage weniger beeinflussen (46 Prozent).

Das schlägt sich in einer deutlich gesunkenen Wechselbereitschaft der Arbeitnehmer nieder: Hatten im vergangenen Jahr noch rund sieben von zehn Arbeitnehmern (71 Prozent) über einen Jobwechsel nachgedacht, gibt aktuell nur noch gut die Hälfte (53 Prozent²) der Befragten an, sich in diesem Jahr nach einem neuen Arbeitgeber umzusehen. Ein Grund ist die angespannte Situation auf dem Arbeitsmarkt: Für 45 Prozent³ der Befragten ist die Jobsuche schwieriger als im letzten Jahr geworden.

Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt

Die unsicheren wirtschaftlichen und politischen Aussichten scheinen die Arbeitnehmer in Deutschland zu lähmen, was zu einem Gefühl des Stillstands und zu einem gewissen „Alltagstrott“ führen kann: 60 Prozent⁴ der berufstätigen Befragten geben an, sich gelangweilt oder unterfordert im Job zu fühlen. Fast jeder Dritte (30 Prozent³) macht nur das Nötigste. „Es kann langfristig problematisch sein, wenn Arbeitnehmer:innen in Jobs bleiben, in denen sie nicht motiviert sind und somit nicht ihr volles Potential ausschöpfen. Gleichzeitig zeigt unsere Studie, dass die allgemeine Unsicherheit gepaart mit der konjunkturellen Flaute in Deutschland die Arbeitnehmer:innen daran hindert, sich beruflich weiterzuentwickeln. Dabei ist der Januar eigentlich für viele eine Zeit zur Selbstreflexion und Neuorientierung. Auch wenn es momentan schwierig erscheint: Es gibt immer Chancen für Veränderung und neue Möglichkeiten”, so Barbara Wittmann, Country Managerin bei LinkedIn DACH.

Es gibt verschiedene Unsicherheiten, die die deutschen Arbeitnehmer lähmen: So zögern 23 Prozent, den Job zu wechseln, weil sie die Stabilität ihrer derzeitigen Position nicht aufs Spiel setzen wollen. 13 Prozent haben vor allem aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage kein Interesse an einem Wechsel. Allerdings ist es auch das kollegiale Umfeld, das deutsche Arbeitnehmer bindet: 35 Prozent der Befragten zögern wegen ihrer Kollegen, den Job zu wechseln. Gutes Gehalt und gute Benefits binden weniger stark, diesen Grund gaben nur 25 Prozent der Befragten an.

Angepasste Jobsuche notwendig für Erfolg

Wer sucht, hat laut Studie mittlerweile schlechtere Aussichten als früher: 34 Prozent³ bewerben sich auf mehr Stellen als zuvor, erhalten aber weniger Rückmeldungen. Was die Suche zusätzlich erschwert: Diejenigen, die einen Jobwechsel in Betracht ziehen, haben häufig Probleme, ihre Eignung für eine neue Position richtig einzuschätzen. 35 Prozent³ der Befragten geben an, damit Schwierigkeiten zu haben. Aktuell wird die neue Job-match-Funktion von LinkedIn nach und nach ausgerollt. Sie unterstützt Arbeitssuchende bei Unsicherheit, indem sie zeigt, wie ihre Fähigkeiten und Erfahrungen mit offenen Stellen übereinstimmen und ihnen somit hilft, ihre Suche gezielter zu lenken.

„Auch die Bedeutung von Skills wird immer wichtiger. Neue Technologien und Aufgaben erhöhen das Arbeitstempo, während sich die benötigten Fähigkeiten der Arbeitnehmer:innen verändern. Berufliche Weiterbildung und lebenslanges Lernen gewinnen an Bedeutung, insbesondere KI- und Soft-Skills wie Kommunikation, Teamfähigkeit und Anpassungsfähigkeit werden immer wichtiger, um trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten motiviert zu bleiben“, so Barbara Wittmann. Das verdeutlicht auch die LinkedIn-Studie. Immerhin 27 Prozent der Befragten sehen das Erlernen neuer Fähigkeiten als entscheidend für berufliche Weiterentwicklung und Erfolg an. Auf die Frage, ob ihr Arbeitgeber genügend für diese Entwicklung macht, antworten 48 Prozent³ mit ja, nur 24 Prozent⁵ verneinen dies.

LinkedIn-Ranking der 25 wachstumsstärksten Berufe

Um Jobsuchenden Orientierung bei der Karriereplanung und Weiterbildung zu bieten, hat LinkedIn auch dieses Jahr die Top 25 Jobs im Trend veröffentlicht – das Ranking führt die 25 wachstumsstärksten Berufe der vergangenen drei Jahre auf, spiegelt Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt wider und zeigt, wo langfristig berufliche Chancen für Arbeitnehmer liegen. Die Hälfte (50 Prozent) der Befragten gibt an, offen für eine Tätigkeit in einer neuen Branche oder einem neuen Bereich zu sein, und 21 Prozent planen, in diesem Jahr neue Fähigkeiten zu erlernen, um sich neue Möglichkeiten zu eröffnen. Tatsächlich hat sich das Tempo, mit dem LinkedIn-Mitglieder seit 2022 neue Fähigkeiten zu ihrem Profil hinzufügen, um 140 Prozent erhöht. Laut dem kürzlich veröffentlichten Work Change Report von LinkedIn wird künstliche Intelligenz (KI) in Zukunft in nahezu jedem Beruf relevant sein und in die meisten Aufgaben integriert werden, was die Bedeutung von Fähigkeiten weiter erhöht.

¹ „Komplett“, „In hohem Maße“ und „In geringem Maße“ Antworten kombiniert

² „Ja, ich bin bereits aktiv auf der Suche nach einer neuen Stelle“ und „Ja, ich plane im Jahr 2025 eine neue Stelle zu suchen“ Antworten kombiniert

³ „Stark zustimmen“ und „Eher zustimmen“ Antworten kombiniert

⁴ „Immer“, „Oft“ und „Manchmal“ Antworten kombiniert

⁵ „Stark ablehnen“ und „Eher ablehnen“ Antworten kombiniert

Quelle: LinkedIn

 

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