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KI-Automatisierung verdunkelt Berufsaussichten für Generation Z

Aufgrund von KI baut fast die Hälfte der Führungskräfte in Deutschland Personal ab. Jede vierte Führungskraft ist der Meinung, ihre erste Stelle würde heute nicht mehr existieren. Hingegen wird der Mittelstand zum Rettungsanker: Nur ein knappes Drittel der KMU streichen Nachwuchsstellen, bei Großunternehmen sind es 50 %.

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Mann mit rotem Regenschirm steht im Regen
Foto: ©AdobeStock/Hox

Eine neue Studie der internationalen Normierungsorganisation BSI (British Standards Institution) zeigt alarmierende Auswirkungen der massiven Investitionen in Künstliche Intelligenz (KI) auf den Arbeitsmarkt. Besonders betroffen: Einstiegspositionen. Die Untersuchung bestätigt, dass Führungskräfte Arbeitsplätze durch KI ersetzen, anstatt in die Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden zu investieren.

Die Studie kombiniert eine KI-gestützte Analyse von Geschäftsberichten multinationaler Konzerne mit einer weltweiten Umfrage unter mehr als 850 Führungskräften. So entsteht ein umfassendes Bild der tatsächlichen KI-Nutzung in Unternehmen.

Automatisierung gewinnt gegenüber Weiterbildung an Bedeutung

Die Analyse zeigt: In Unternehmensberichten dominiert das Thema Arbeitsplatzautomatisierung. Der Begriff erscheint fast siebenmal häufiger als „Weiterbildung“ oder „Umschulung“. Unternehmen sehen KI offenbar vor allem als Innovationstreiber – die Auswirkungen auf ihre Mitarbeitenden blenden sie dabei aus.

Fast die Hälfte (47 %) der deutschen Führungskräfte gibt an, dass die Erledigung von Aufgaben durch die KI ihnen Personalabbau ermöglicht. Ein knappes Drittel der Entscheider (28 %) prüft bereits heute zunächst den Einsatz von KI-Lösungen, bevor eine Neueinstellung erwogen wird. In fünf Jahren erwarten dies bereits 40 %.

Etwa ein Viertel (22 %) der deutschen Befragten glaubt, dass KI alle oder die meisten Aufgaben eines Berufseinsteigers übernehmen könnte. 38 % haben bereits Einstiegspositionen gestrichen, weil KI Recherche-, Verwaltungs- und Briefingaufgaben effizienter erledigt. Für die kommenden zwölf Monate erwarten dies 45 %.

Die Hälfte der deutschen Führungskräfte schätzt sich glücklich, dass sie ihre Karriere vor dem KI-Zeitalter begonnen hat. Ein Viertel (26 %) ist sogar der Meinung, ihre erste Stelle würde heute aufgrund von KI nicht mehr existieren. Trotzdem findet eine knappe Mehrheit der Entscheider:innen (52 %), dass die Vorteile der KI die Nachteile für die Belegschaft überwiegen.

„Künstliche Intelligenz bietet deutschen Unternehmen enorme Chancen“, erklärt Susan Taylor Martin, CEO von BSI. „Im Streben nach höherer Produktivität und Effizienz dürfen wir allerdings nicht aus den Augen verlieren, dass es letztendlich Menschen sind, die den Fortschritt vorantreiben. Unsere Forschung macht deutlich: Die Kombination zwischen der optimalen Nutzung von KI und der Entwicklung einer leistungsfähigen, motivierten Belegschaft ist die entscheidende Herausforderung unserer Zeit. Es besteht dringender Bedarf an langfristigem Denken und Investitionen in die Belegschaft – parallel zu Investitionen in KI-Tools – um nachhaltige und produktive Beschäftigung zu gewährleisten.“

Der BSI-Bericht Evolving Together: AI, automation and building the skilled workforce of the future offenbart eine harte Realität für Berufseinsteiger:innen: Ihnen droht eine ungewisse Zukunft, da bewährte Karrierewege und Möglichkeiten zum Erfahrungssammeln immer häufiger der algorithmischen Effizienz und dem Stellenabbau zum Opfer fallen.

Im deutschen Mittelstand gibt es bessere Chancen für Berufseinsteiger:innen

Die Umfrage zeigt deutliche Unterschiede zwischen Groß- und Kleinunternehmen. Während 69 % der Großunternehmen KI als entscheidend für ihr Wachstum sehen, sind es bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) nur rund die Hälfte (51 %). Auch die Kosteneinsparungen fallen unterschiedlich aus: 70 % der Großunternehmen geben an, durch KI bereits Geld einzusparen, während es bei KMU nur 51 % sind.

Der Mittelstand könnte damit zum Hoffnungsträger für Berufseinsteiger:innen werden. Während die Hälfte der Großunternehmen bereits Nachwuchsstellen gestrichen hat, haben die nur 30 % der KMU getan. Für die Zukunft erwarten 53 % der Großunternehmen weitere Kürzungen – bei KMU sind es nur 34 %.

Kate Field, Global Head Human and Social Sustainability bei BSI, warnt: „Wenn Stellen rationalisiert oder abgebaut werden, bevor junge Menschen überhaupt Erfahrungen sammeln können, riskieren wir, die beruflichen Ambitionen von Menschen zu zerstören, die gerade erst am Anfang ihrer Laufbahn stehen. Unsere Ergebnisse deuten auf einen besorgniserregenden Trend hin: Führungskräfte stellen möglicherweise kurzfristige Produktivitätsgewinne über die langfristige Resilienz ihrer Belegschaft. Wenn wir dieser Entwicklung nichts entgegensetzen, könnte das weitreichende Folgen haben: von der Schwächung unserer Nachwuchskräfte über die Vertiefung der Generationenungleichheit bis hin zu einer – wie unsere Forschung nahelegt – wachsenden Kluft zwischen Großunternehmen und dem Mittelstand. KMU befinden sich nun in einer Schlüsselposition: Sie gestalten die Zukunft der Arbeit, indem sie die Hauptverantwortung für die Ausbildung der Generation Z übernehmen.“

Zum vollständigen Bericht

Quelle: BSI

 

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