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Personaler verlieren den Anschluss an Gen Z : Studie zeigt Lücken zwischen Anspruch und Realität

In der Ära von 1-Klick-Bewerbungen erwarten die jungen Talente ein gewisses Tempo im Recruiting-Prozess. Das Karrierebarometer zeigt, dass nach 21 Tagen die Geduld der meisten Bewerber:innen erschöpft ist. Dennoch überschreitet ein Viertel der Unternehmen genau diese Zeitgrenze.

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Gen Z im Büro
Foto: ©AdobeStock/FATIR29

Die Generation Z ist dabei, in der sich rasant ändernden Arbeitswelt das Tempo anzugeben. Gewünscht werden ein schnellerer Bewerbungsprozess, ein persönlicher Kontakt und ein (zu einem frühen Zeitpunkt) transparentes Gehalt. Viele Unternehmen haben jedoch Schwierigkeiten, diesen Anforderungen als Arbeitgeber gerecht zu werden. Dabei sind die jungen Talente immer weniger bereit, Kompromisse einzugehen.

Zu diesen Ergebnissen kommt das aktuelle Karrierebarometer von JobTeaser. Die Karriere- und Recruitingplattform hat in diesem Jahr im Rahmen seines Gen Z Labs, in diesem Jahr in Partnerschaft mit dem NewGen Talent Centre der EDHEC Business School, 1.220 Studierende und Berufsanfänger:innen sowie rund 726 Personalverantwortliche zum Thema „Candidate Experience“ befragt.

HR-Abteilungen schätzen die Karrierechancen der Generation Z äußerst positiv ein – 84 Prozent der befragten Recruiter:innen sehen günstige Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt. Die „Young Talents“ haben oft die Wahl und nutzen diese Machtposition, um ihre Anforderungen in Bezug auf die eigene Karriere zu stellen. In den Unternehmen bleibt der Bedarf an jungen Talenten ungebrochen: Acht von zehn Personalverantwortlichen legen eine gleich große oder sogar höhere Priorität auf das Recruiting von Nachwuchskräften im Vergleich zum Vorjahr. Die Budgets für die Anwerbung bleiben entsprechend auf einem ähnlich hohen Niveau wie in den Vorjahren: Rund die Hälfte hält das Budgetniveau. Konkret wollen 26 Prozent dieses erhöhen.

Doch trotz dieser Nachfrage zeigen die Ergebnisse der Studie „Candidate Experience: Gen Z & HR in der Gegenüberstellung”, dass viele Recruiter:innen Schwierigkeiten haben, sich an die Erwartungen der Gen Z anzupassen. „Drei entscheidende Faktoren – Schnelligkeit, persönliche Nähe und Gehaltstransparenz – spielen aus der Perspektive der Young Talents eine zentrale Rolle, wenn sich Arbeitgeber von der Konkurrenz abheben wollen”, erklärt Andre Reinhardt, Team Lead Account Management Germany bei JobTeaser. „Doch in allen drei Bereichen offenbart das Karrierebarometer von JobTeaser Defizite.”

Jetzt wird die Gen Z geghostet

In der Ära von 1-Klick-Bewerbungen erwarten die jungen Talente ein gewisses Tempo im Recruiting-Prozess. Das Karrierebarometer von JobTeaser zeigt, dass nach 21 Tagen die Geduld der meisten Bewerber:innen erschöpft ist. Dennoch überschreitet ein Viertel der Unternehmen genau diese Zeitgrenze. Solche Verzögerungen führen dazu, dass sich die Bewerber:innen nicht ausreichend wertgeschätzt fühlen. Extrembeispiele belegen das: 74 Prozent der Gen Z haben bereits erlebt, dass sie von Recruiter:innen „geghostet“ wurden, was die Enttäuschung über den Prozess weiter verstärkt. Interessanterweise geben 52 Prozent der Recruiter:innen zu, bereits selbst Kandidat:innen geghostet zu haben.

Gen Z sucht und erwartet Beziehung zu Personaler:innen

„Ein Ergebnis der Studie ist, dass sich die Gen Z eine engere Beziehung zu Recruiter:innen wünscht. Der mit 45 Prozent meistgenannte Grund für den Abbruch während der Recruiting-Phase ist bei den Bewerber:innen die mangelnde Nähe zu den Personaler:innen ”, sagt Manuelle Malot, Leiterin des NewGen Talent Centre der EDHEC. Dementsprechend wirken sich lange Wartezeiten, eine unpersönliche Kommunikation und „Ghosting“ extrem negativ auf die Arbeitgebermarke aus und untergraben die Beziehung zwischen Personaler:innen und Bewerber:innen. Die fehlende Gehaltstransparenz im Bewerbungsprozess schadet ebenfalls den Erfolgschancen – die Gen Z erwartet eine ehrliche und direkte Kommunikation auf Augenhöhe. Eine schnelle und transparente Offenlegung des Gehalts gehört für die Gen Z zur ehrlichen Kommunikation dazu. Die mangelnde Anpassung der Unternehmen an die Anforderungen der gefragten Talente zeigt sich darin, dass nur 22 Prozent der Recruiter:innen ihre Stellenanzeigen gezielt auf die Bedürfnisse der Generation Z ausrichten. Dadurch riskieren Unternehmen, im Bewerbungsprozess schlichtweg „weggewischt“ zu werden.

Kann KI die Lücke schließen?

Ein möglicher Lösungsweg könnte der Einsatz von Künstlicher Intelligenz sein, um die Effizienz der Prozesse zu steigern und so den Anspruch an die Geschwindigkeit besser zu erfüllen. Doch auch hier werden die Personalabteilungen abgehängt, während die Gen Z bereits vielfältige Anwendungen von KI in ihren Bewerbungsprozess integriert. Zwar setzen bereits 40 Prozent der Recruiter:innen auf Künstliche Intelligenz, insbesondere für die Beantwortung von Mails, das Screening von Lebensläufen und die Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche. Doch die Gen Z geht weiter: 72 Prozent nutzen KI, um ihre Bewerbungsunterlagen zu erstellen oder zu optimieren (47 Prozent), den Lebenslauf zu verfeinern (46 Prozent) sowie mögliche Fragen im Vorstellungsgespräch vorzubereiten (44 Prozent) und das Bewerbungsgespräch zu üben (35 Prozent).

„Die Ergebnisse des Karrierebarometers zeigen klar, dass Unternehmen dringend handeln müssen, um den Erwartungen der Generation Z gerecht zu werden,“ so Adrien Ledoux, CEO und Gründer von JobTeaser. „Recruiter:innen, die sich nicht auf die neuen Anforderungen an Schnelligkeit, persönliche Ansprache und Transparenz einstellen, riskieren, im Wettbewerb um die Nachwuchstalente frühzeitig auszuscheiden. Die Gen Z weiß, was sie will, und Unternehmen, die darauf nicht reagieren, werden es schwer haben, die besten Talente für sich zu gewinnen.“

Der vollständige Report „Candidate Experience: Gen Z & HR in der Gegenüberstellung“ steht ab sofort zum Download bereit.

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