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Das Gehaltsgeheimnis

Das Gehalt wird von vielen Arbeitgebern nicht unbedingt als Arbeitgeberleistung definiert. Denn in gut neun von zehn Stellenanzeigen (88 %) wird das Thema nicht im „Wir bieten“-Abschnitt thematisiert, sondern eher am Rande erwähnt.

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Bewerberin wünscht sich Angaben zum Gehalt
Foto: ©AdobeStock/Krankenimages.com

Bewerber und Bewerberinnen wünschen sich konkrete Gehaltszahlen in Jobausschreibungen. Arbeitgebende verharren lieber in der unpräzisen Tabuzone, wie eine neue Bewerberanalyse zeigt.

Die meisten Arbeitgeber machen in ihren Stellenanzeigen ein Geheimnis aus dem Gehalt. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Analyse für die die Jobbörse jobtensor.com mehr als 439.000 Stellenanzeigen sprachlich auswertete. Demnach nutzen Unternehmen in 41,9 % ihrer Ausschreibungen unkonkrete Attribute, um die Höhe ihres Gehaltsrahmens zu nennen – das sind 7 % mehr als noch im letzten Jahr. Immerhin: Der Anteil der Arbeitgeber, die tatsächlich konkrete Gehaltszahlen oder zumindest einen Gehaltsrahmen verraten, steigt leicht an. 2024 werden in 19,1 % der untersuchten Stellenanzeigen greifbare Euro-Beträge veröffentlicht. Das entspricht einer minimalen Steigerung im Vergleich zum Jahr 2023, als der entsprechende Anteil noch bei 16,7 % gelegen hatte.

Die gängige Praxis der Arbeitgeber geht derweil krass an den Anforderungen der Bewerber und Bewerberinnen vorbei. Denn von diesen wünschen sich gemäß einer weiteren jobtensor-Umfrage, für die das Marktforschungsunternehmen bilendi 1.000 Kandidat*innen befragte, satte 93 %, dass Arbeitgeber sehr wohl Gehaltsangaben in ihren Stellenanzeigen veröffentlichen.

Gehaltsgeheimnis: Kandidaten wünschen sich genaue Gehaltsdaten

Neben dem grundsätzlichen Interesse an Gehaltsfragen, wissen Bewerbende auch genau, welche Gehaltszahlen sie in Stellenanzeigen erwarten. 73 % geben in diesem Zusammenhang an, dass die grobe Gehaltsspanne ihre Bewerbungsentscheidung positiv beeinflussen würde, während sogar 78 % das genaue Jahresgehalt erfahren möchten. „Das Gehalt ist für mehr als drei Viertel aller Bewerber*innen eines der Top-Kriterien, wenn sie sich nach einem neuen Arbeitgeber umschauen. Arbeitgeber, die das Thema trotzdem nicht so hoch in ihren Ausschreibungen priorisieren, handeln grob am Kandidatenwunsch vorbei und sollten sich daher auch nicht wundern, wenn ihre Bewerbungseingänge einbrechen“, so Thomas Hense, Geschäftsführer von jobtensor.com zu den Ergebnissen.

Unpräzise Gehaltsformulierungen kosten Bewerbungen

Oftmals nutzen Arbeitgeber sprachlich vage Formulierungen, wenn es um das Gehalt in Stellenanzeigen geht, indem sie entsprechend unverfängliche Beschreibungen nutzen. Jede fünfte Ausschreibung (22,5 %) enthält die Formulierung „gutes Gehalt“, das mit der ausgeschriebenen Position verbunden sei. In 13,1 % der Fälle schreiben sie von einem „attraktiven“, in 3 % der Anzeigen von einem „fairen“ sowie in 2,6 % von einem „leistungsgerechten Gehalt“. Gemäß der parallelen Kandidatenbefragung geben übrigens 39 % aller Bewerber*innen an, dass sie ihre Bewerbung überdenken, wenn Arbeitgeber in Stellenanzeigen mit genau solchen, unpräzisen Formulierungen argumentieren.

Zudem interessant: Das Gehalt wird von vielen Arbeitgebern nicht unbedingt als Arbeitgeberleistung definiert. Denn in gut neun von zehn Stellenanzeigen (88 %) wird das Thema nicht im „Wir bieten“-Abschnitt thematisiert, sondern stattdessen in Anforderungsprofil oder Aufgabenbeschreibung lediglich gestreift.

Über die Erhebung

Für die hier angegebenen Daten wurden zwei Quellen genutzt. Einerseits wertete jobtensor.com 439.769 Stellenanzeigen aus dem Jahr 2024 sowie vergleichend 809.160 aus dem Jahr 2023 maschinell aus, um die aktuelle Ausschreibungspraxis von Arbeitgebern zu analysieren. Parallel dazu befragte das Marktforschungsinstitut bilendi im Auftrag von jobtensor.com 1.000 Beschäftigte, die sich in den letzten 12 Monaten in einem Bewerbungsprozess befanden, zu ihrem Umgang mit Stellenanzeigen. Der Befragungszeitraum lag im September 2024. 51 % der Befragten waren männlich, 49 % weiblich. Das Durchschnittsalter betrug 42,9 Jahre. Die Teilnehmenden waren je zur Hälfte Akademiker*innen und Nichtakademiker*innen.

 

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