Nicht immer reicht die Arbeit
Nicht immer reicht die Arbeit. Es müssen auch die Umstände stimmen. Jeder Bauer und jeder Unternehmer können ein Lied davon singen. Eine Kolumne über Paris-Saint-Germain, die "faulen" Deutschen und das neue Buch von Guido Zander.

Falls Sie sich um die Blumen in Ihrem Haus oder Ihrem Garten kümmern, wissen Sie, wieviel Hingabe es braucht, bis man sich über das Aufblühen der Pflanzen freuen kann. Nicht immer reicht die Arbeit. Es müssen auch die Umstände stimmen. Jeder Bauer und jeder Unternehmer können ein Lied davon singen.
Die neue Regierung bemüht sich, die Stimmung und die Konditionen für erfolgreiches Wirtschaften zu verbessern. Unternehmen und HR stehen vor den gleichen Herausforderungen. Wer wünscht sich nicht auch ein Team wie Paris Saint-Germain (PSG), das am Wochenende beim Champions-League-Finale Inter Mailand deklassierte? Neben vielen guten Spielern brauchte es auch einen Trainer wie Luis Enrique, der daraus eine Mannschaft formte, die den Erfolg möglich machte. Den Willen zum Sieg musste er ihnen nicht einimpfen. Der steckt schon in den Spielern. Diesen inneren Antrieb kennen die meisten von uns selbst. Die Gamer spielen nicht allein aus Zeitvertreib. Sie wollen gewinnen.
Für den neutralen Betrachter sieht alles wie Arbeit aus. Am Ende ist es das auch. Wir Menschen möchten unsere Fähigkeiten „auf die Straße“ bringen. Es steckt unglaublich viel Potenzial in den Mitarbeitern und in den Unternehmen. Trotzdem verzweifeln manche Beschäftigten, weil ihr Potenzial nicht gesehen und abgerufen wird. Laut der aktuellen Arbeitsmarkt-Studie „Talent Trends 2025“ hat jeder Dritte in Deutschland noch nie eine Beförderung erhalten. Wer verhindern will, dass die eigenen Talente abwandern, sollte Wert auf ein Talentmanagement legen. Es lohnt sich, sich gemeinsam den vielfältigen Transformationen anzunehmen und sich den Herausforderungen zu stellen.
Deutschland hat eine Kultur der Arbeit und nicht der Faulheit
Wer mit offenen Augen durch dieses Land fährt, spürt, wie die Menschen bemüht sind, es in Schuss zu halten. „DIE FAULEN DEUTSCHEN“ heißt das neue Buch von Guido Zander. Dieses wird er am Erscheinungstag, am ersten Tag der Messe der „Zukunft Personal Europe“, am 9. September in Köln, bei Haufe vorstellen.
(Schein-)Debatten über zukunftsfähige Arbeitswelt
Guido Zander schreibt seit vielen Jahren regelmäßig in der HR Performance. Als langjähriger Berater im Bereich Zeitwirtschaft kennt er die deutsche Arbeitswelt und Arbeitskultur bestens. In seinem Buch prangert er die (Schein-)Debatten und Lösungen für eine zukunftsfähige Arbeitswelt an. Er kritisiert, dass viele Diskussionen sehr polemisch und weitgehend faktenfrei geführt werden. Und wenn Zahlen verwendet werden, dann stimmen meistens die Bezüge nicht. Er will die gängigen Thesen weder vorschnell bestätigen noch sie ablehnen. Ihm geht es um eine differenzierte Betrachtung. Er geht das Risiko ein, sich auf beiden Seiten unbeliebt zu machen.
In seinen regelmäßigen Artikeln in der HR Performance stellt er seit mehr als 15 Jahren Lösungen auf betrieblicher und volkswirtschaftlicher Ebene vor, die funktionieren und scheinbar unlösbare Probleme in den Betrieben gelöst haben. In seinen Konzepten geht es immer um Nachhaltigkeit, Fairness und Wettbewerbsfähigkeit. Es würde den Rahmen dieser Kolumne sprengen, hier tiefer auf die Inhalte einzugehen. Nie zuvor waren so viele Menschen in Deutschland arbeitstätig und in Teilzeit beschäftigt. Letzteres verzerrt den Blick auf die tatsächlich von Menschen geleisteten Arbeitsstunden in unserer Arbeitswelt. Viele würden gern mehr arbeiten, wenn es die Bedingungen und Verhältnisse zuließen. Im internationalen Vergleich hat Deutschland einen hohen Standard. Trotzdem gibt es noch Luft nach oben.
Mehr daran arbeiten, intelligenter zu arbeiten
Obwohl sich in den letzten Jahren eine Menge verändert hat, gibt es noch immer viele Denkweisen, die wir über Bord werfen sollten. Software, KI und neue Arbeitsstrukturen können uns helfen, intelligenter zu arbeiten. Wo müssen leistungsorientierte Elemente im Unternehmen nachgeschärft werden?
Gibt es ein klares Bekenntnis zur Performance- und Leistungskultur?
Laut Statistischem Bundesamt waren 2023 mehr als 40 Prozent der Erwerbstätigen seit mindestens 10 Jahren bei ihrem aktuellen Arbeitgeber beschäftigt. Sie kennen ihr Unternehmen. Sie fühlen sich ihm verbunden. Die Arbeit und die Ziele des Betriebes geben ihnen Sicherheit und Sinn. Sie können alle mithelfen, das Unternehmen besser zu machen. In Zeiten rasanter Veränderungen gewinnt das Feedbackgetriebene Handeln immer mehr an Bedeutung. Es lohnt sich, den Mitarbeitenden aktiv zuzuhören, ihr Feedback und ihre Empfehlungen zielgerichtet in Maßnahmen umzusetzen. Die Erfahrung zeigt, dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass sich neue und innovative Verfahrensweisen verwirklichen lassen.
Über die richtigen Werkzeuge sollte der „HR-Maschinenraum“ verfügen. Dazu gehören Eignungsdiagnostik, Job-Reviews und die Klärung von Erwartungen auf beiden Seiten. KI hilft dabei als Werkzeug und kann viel Unterstützung bieten. Richten und entscheiden sollten aber immer die Menschen.
Bei den Paris-Saint-Germain-Spielern hat sicher jeder das Gefühl gehabt, seinen Beitrag für den Erfolg der Mannschaft geleistet zu haben. Es wäre schön, wenn die Mitarbeiter in den Betrieben auch das Gefühl hätten, die Zukunft und den Erfolg des Betriebes mitzugestalten.

Franz Langecker
Chefredakteur HR Performance