HR stellt sich der nächsten Wende
Unsere soziale Marktwirtschaft funktioniert. Das zeigen die sozialverträglichen Personalab- und umbaumaßnahmen verschiedener Konzerne in den letzten Wochen.

Anfang dieser Woche hat sich der neue Bundestag konstituiert. Von den 630 Abgeordneten sind 230 zum ersten Mal in den Bundestag eingezogen. Der jüngste ist Mitte 20. Der älteste 84 Jahre. Wie würde oder müsste ein Personalmanagementteam aussehen, das diese Gruppe für Deutschland managen könnte? Sie wurden alle vom Deutschen Volk gewählt und haben keinen klassischen Recruitingprozess durchlaufen. Schaffen sie die Wende für Deutschland? Die nächsten Monate und Jahre werden es zeigen.
Sozialverträglicher Personalab- und -umbau gelingt ohne Krawall
Seit Jahrzehnten nutzen Arbeitgeber und Arbeitnehmer den Joker „Arbeitszeit“, um Engpässe zu meistern oder neue Wege zu gehen. Die klein- und großteiligen Arbeitszeitflexibilisierungsmodelle scheinen noch nicht ausgereizt zu sein, wie ein Blick in die aktuelle Ausgabe der HR Performance zeigt. Dr. Andreas Hoff stellt ein Modell vor, wie die Wahl zwischen Geld und Schichtbetrieb einfach möglich ist.
Seit Jahren schon stehen die Lebensarbeitszeitmodelle in der Diskussion. Sie bekommen gerade einen neuen Schub, wie die Titelgeschichte zeigt. Wenn sich zwei Zeitwertkontenpioniere – DBZWK-Inhaber Harald Röder und die timefonds AG von Prof. Dr. h.c. Peter Hartz – zusammentun, eröffnen sich neue Perspektiven und ermöglichen eine größere Marktdurchdringung jetzt auch im Handel, bei kleineren Betrieben und Mittelständlern.
Im vorherigen Monat verkündete das John Deere Werk in Zweibrücken ein wegweisendes Angebot. Freiwillig dürfen Arbeitnehmende das Unternehmen für zwei bis vier Jahre verlassen – mit einer Abfindung und Jobgarantie nach der Auszeit. Damit bietet das Unternehmen Weiterqualifikationsmöglichkeiten. Es entschärft das Problem des Personalüberhangs, spart Geld, vermeidet Kurzarbeit und garantiert, dass qualifizierte Mitarbeiter und ehemalige Auszubildende dem Unternehmen nicht verloren gehen. So lassen sich Brücken in die Zukunft bauen.
Unsere soziale Marktwirtschaft funktioniert. Das zeigen die sozialverträglichen Personalab- und -umbaumaßnahmen verschiedener Konzerne in den letzten Wochen. Unser Autor Guido Zander wünscht sich in unserem Format „Wir stellen vor“ den „Mindset Opener“ für die „Das haben wir schon immer so gemacht“ und „Das funktioniert bei uns nie Fraktion“. Neue Weg sind möglich. Man muss sie nur gehen.
Microsoft nutzt sie schon seit mehr als 10 Jahren. Für die 600 Mitarbeiter in Köln gibt es am Standort lediglich 50 Schreibtische. Daran ändert sich hier auch nichts. Die Mitarbeiter kommen nur ins Büro, wenn es einen guten Grund gibt, einen anderen als „nur Arbeit“. Das können Fastenbrechen, Spieleabende oder Vorträge sein. Im Oktober haben sie das hinduistische Lichterfest „Diwali“ gefeiert.
Microsoft Chefin Agnes Heftberger sieht bei KI die großen Chancen: „KI ist für uns in Deutschland, für uns in Europa eine Jahrhundertchance. Wir glauben, dass KI eine Querschnittstechnologie ist, so wie in der Vergangenheit die Druckerpresse, Dampfmaschinen und Elektrizität“. Das bestätigen auch verschiedene Artikel in der aktuellen HR Performance.
Wir haben alles für die Aufholjagd
Unlängst schrieb die New York Times: „Europa beneidete einst die deutsche Wirtschaft. Jetzt nicht mehr.“ Unsere Nachbarn in Europa und die globalen Wirtschaftspartner wünschen sich ein starkes Deutschland. Die Zeichen stehen gut. Nie gab es so viel Geld und den Willen zum Aufbruch.
HR ist bereit für eine neue Wende. Die Stimmung im Lande ist besser, als es die Medien glauben. Auf der aktuellen Rangliste der glücklichsten Länder rückt Deutschland leicht vor. Angesichts der Litanei der Defizite in unserem Heimatland sollten wir das als positives Zeichen sehen. Seit 8 Jahren führen die Finnen die Glücksrangliste an. Die Niederlande schaffen es auf Rang 5. Mexiko liegt auf Rang 10. Das glücklichste deutschsprachige Land, die Schweiz rutscht von Rang 9 auf 13 ab. Vor drei Jahren lag das Land noch auf Rang 4. Österreich verschlechtert sich ebenfalls. Es landet 3 Stellen weiter hinten als im Vorjahr auf Platz 17. Dagegen verbessert sich Deutschland von Rang 24 auf 22.
Angesichts der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Turbulenzen, die im letzten Jahr im Land herrschten, macht diese Aufwärtsbewegung Mut. Das heißt, die Stimmung im Land ist viel besser, als es uns die Medien tagtäglich erzählen. Laut Glücksforscher hat die Zufriedenheit der Deutschen in den vergangenen drei Jahren zugenommen. Während die ältere Generation immer den Vergleich zu früher zieht – wo es traditionell besser war – kennt die jüngere Generation nur die aktuellen Verhältnisse und findet sie normal.
Wer jetzt sagt, eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, für den zitiere ich noch eine Meldung aus der SZ: „Deutschland ist noch immer das Land der Tüftler und Entwickler: Rund 24.000 Patentanmeldungen aus Deutschland gingen 2024 beim Europäischen Patentamt (EPA) ein. Nur die USA reichten mit 48.000 Anmeldungen noch mehr Patente ein.“ Trotzdem gibt es überall noch Luft nach oben. Die Aussichten sind gut. Der Frühling steht vor der Tür. Ostern ist nicht mehr weit und die nächsten Messen laden sie ein. Lassen sie sich mitreißen.

Franz Langecker
Chefredakteur HR Performance