Eine resilientere Generation bahnt sich ihren Weg
Erstaunlich, wie schnell wir uns seit Corona schon mit dem Krisenmodus arrangiert haben. Die Resilienz wächst. Vielleicht langweilt uns Donald Trump eines Tages. Wir kennen seine Muster. Noch fällt es uns schwer, aus der Denkwelt „richtig oder falsch“ auszubrechen. Wir erleben heute, dass Beides möglich ist.

Während in Teheran und Tel Aviv die Raketen einschlagen, bleiben die Aktienkurse stabil. Kaum hat der G7-Gipfel in Kanada begonnen, reist der US-Präsident Donald Trump schon wieder ab. Ereignisse erschüttern die Welt und lassen die Wirtschaft plötzlich scheinbar kalt. Da verändert sich etwas auf unserem Globus.
Bis Anfang letzter Woche hieß es noch, dieses Jahr gibt es kein Wirtschaftswachstum. Wenige Tage später erwarten Ifo und Ifw ein Wachstum von 0,3 Prozent für dieses Jahr. Sogar die OECD, die Deutschland heftig kritisierte, rechnet hier mit einem Wachstum von 0,4 Prozent. 800 Mrd. will die EU und 500 Mrd. will die Bundesrepublik in den nächsten Jahren investieren. Gute Aussichten für Unternehmen und Beschäftigte in diesen erratischen Zeiten.
Dystopien beherrschen unseren Zeitgeist
Während sich der eine Horizont erhellt, verdunkelt sich ein anderer. Seit dem Covid-Ausbruch vor über fünf Jahren erlebt die Menschheit ständig neue Erschütterungen. Lockdowns 2021, Ukrainekrieg und Zeitenwende 2022, Überfall der Hamas auf Israel 2023, Gazakrieg 2024, Rückkehr von Donald Trump an die Macht 2025. Und plötzlich reduziert sich die komplexe Weltpolitik auf „Deals“. Das alles lenkt den Blick weg von den harten Herausforderungen, vor denen unsere Gesellschaften stehen. Klima, Migration, Wohnen und Arbeit.
Die Generation der Boomer hinterlässt ihren Nachfolgern viele Baustellen. Sie klagt über vieles, was nicht mehr so gut funktioniert. Dabei trägt sie selbst maßgeblich Schuld an manchen maroden Verhältnissen und Schwierigkeiten. Der Ruf nach Mehrarbeit lenkt ab vom Versagen verschiedener Wirtschafts- und Politiklenker der letzten Jahrzehnte. 32 Mrd. Euro hat bisher allein der Dieselskandal Volkswagen gekostet. Geld, das viele Arbeiter auch mit ihren Überstunden verdient hatten. Nach der politischen Zeitenwende 2022 erleben wir seit Beginn des Jahres mit Donald Trumps Zollpolitik einen wirtschaftlichen Umbruch. Statt der Utopien von gestern bestimmen die Dystopien heute Wirtschaft und Politik und verändern sie.
HR erweist sich als fester Anker in unruhigem Gewässer
In den letzten 25 Jahren haben sich die Personalabteilungen und die Personalverantwortlichen zu einem Hort der Stabilität in den und für viele Betriebe entwickelt. Natürlich nagt der Zahn der Zeit auch hier an Utopien. Trotzdem bleiben viele gesellschaftliche Konflikte außen vor. Fest im Schatten der globalen Umbrüche stellt sich HR ihren Herausforderungen und entwickelt Lösungen. Der Abschied von der lebenslangen Betriebszugehörigkeit erhöht den Druck auf das Recruiting. Kein Wunder, wenn sich die Recruiter darüber beklagen, dass ihnen zu wenig Zeit für die Weiterbildung bleibt. Damit stehen sie im Unternehmen sicher nicht allein. Angesichts des großflächigen Personalab- und -umbaus, den HR derzeit – bei unsicheren wirtschaftlichen Verhältnissen – bewältigen muss, kommt es zwangsläufig zu vielerlei Engpässen.
Die Flexibilisierung der Arbeitszeit erwies sich in den letzten Jahrzehnten immer wieder als fester Joker, um neue Lösungen zu finden. Spezialisten wie Dr. Andreas Hoff gelingt es seit Jahren, neue Spielräume in der komplexen deutschen Arbeitszeitregelung zu finden. Er hat 1983 an der FU Berlin zum Thema „Betriebliche Arbeitszeitgestaltung zwischen Arbeitszeitverkürzung und Arbeitszeitflexibilisierung“ promoviert und zusammen mit Willi Haller die erste deutsche Arbeitszeitberatung gegründet. Er hat sich als Erster umfassende Gedanken dazu gemacht, welche Wochen-Höchstarbeitszeit es denn nun sein darf.
Bruch mit dem gewohnten linearen Denken
Erstaunlich, wie schnell wir uns seit Corona schon mit dem Krisenmodus arrangiert haben. Die Resilienz wächst. Vielleicht langweilt uns Donald Trump eines Tages. Wir kennen seine Muster. Noch fällt es uns schwer, aus der Denkwelt „richtig oder falsch“ auszubrechen. Wir erleben heute, dass Beides möglich ist.
Das gilt auch für Alternativen zum Gegenwärtigen. Der Glaube an Utopien ist nicht tot. Es verschwinden eher die politischen Großutopien von einer universellen und idealen Lebensform. Dafür gibt es unendlich viel kleine Utopien, die z.B. in den kommenden Monaten mit HR-Preisen ausgezeichnet werden. Fatima Vieira, stellvertretende Direktorin des Instituts für Kulturwissenschaften an der Universität Porto hat das Projekt Utopia500 ins Leben gerufen. Diesen Montag, 16. Juni hat das Deutsche Kinderhilfswerk Projekte von Kindern und Jugendlichen ausgezeichnet. Die Projekte machen Mut. Sie klagen nicht über die Mängel, sondern bieten Lösungen. Da wächst eine neue „Resilienz“ heran, die uns allen gut tut.

Franz Langecker
Chefredakteur Franz Langecker