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DeepSeek schreibt die Zukunft der KI neu

Bis vor wenigen Tagen hat die Welt fast ehrfürchtig auf die IT- und Medienoligarchen aus den USA an Trumps Seite geblickt. Tage später sieht die Welt schon wieder anders aus. Die „Blender“ von gestern lassen Federn. Europa und Deutschland brauchen sich mit ihren kleineren KI-Budgets nicht zu verstecken.

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David kämpft gegen Goliath
Foto: ©AdobeStock/T Studio

In den nächsten Jahren werden wir sehen, warum uns der 20. Januar 2025 in Erinnerung bleiben wird. Wird es die Amtseinführung von Donald Trump mit seinen Dekreten sein oder der Markteintritt von DeepSeek mit seiner KI-App am gleichen Tag. 48 Stunden später präsentierte der neue amerikanische Präsident „Stargate“, die größte KI-Investition aller Zeiten. 500 Mrd. Dollar wollen drei Investoren in dieses Projekt in den nächsten Jahren investieren. Dagegen wirken die eingesetzten Gelder für KI in Europa wie Peanuts.

Acht Tage später, am 28. Januar, rauscht der Aktienkurs von Nvidia, einem der größten Entwickler von Grafikprozessoren und Chipsätzen um fast 600 Milliarden nach unten. So einen Tagesverlust hatte bisher noch kein Unternehmen am Aktienmarkt erlebt. Nicht nur die Analysten, auch die KI-Spezialisten spüren, mit DeepSeek schreibt jemand die Geschichte der KI neu. Der chinesische Unternehmer Liang Wenfeng hatte 2023 das Start-up DeepSeek gegründet. Innerhalb weniger Monate präsentierte er mit den am freien Markt verfügbaren Chiptechnologien eine KI-Lösung, die dem derzeit führenden Anbieter ChatGPT Paroli bietet. Bisher wurden Milliarden von Open AI in ChatGPT investiert. Und es kommt die hochwertigste Chiptechnologie zum Einsatz. DeepSeek spricht von nur 5,6 Millionen Dollar Trainingskosten, die erforderlich waren, um mit ChatGPT mithalten zu können.

Rückenwind für Europa – David schlägt Goliath

Die Nachrichtensprecherin der heute Nachrichten vom Dienstag, den 28.01., sprach mit Blick auf DeepSeek von einem Sieg Davids gegen Goliath. Der Durchbruch der chinesischen App zeigt, dass Geld und Größe nicht allein den Markterfolg garantieren. Bis vor wenigen Tagen hat die Welt fast ehrfürchtig auf die IT- und Medienoligarchen aus den USA an Trumps Seite geblickt. Tage später sieht die Welt schon wieder anders aus. Die „Blender“ von gestern lassen Federn. Europa und Deutschland brauchen sich mit ihren kleineren KI-Budgets nicht zu verstecken.

Milliarden und die besten Chips allein reichen nicht, um erfolgreich zu sein. Innovationen, neue Wege, Qualifikationen und der Wille zum Erfolg verändern die Welt. Das Potenzial dafür haben viele Menschen, Institutionen und Unternehmen. Die Überraschung ist den Chinesen gelungen. Es gibt keinen Grund, noch ständig über Probleme zu debattieren. Nie zuvor waren in Deutschland so viele hoch qualifizierte Menschen in Arbeit. Statt ständig über Krankenstände zu lamentieren, sollten die Verantwortlichen darüber nachdenken, warum sich 60 Prozent der berufstätigen Befragten am Arbeitsplatz langweilen und unterfordert fühlen.

HR kann KI zum Erfolgshebel machen

In Prognosen heißt es, dass KI die globale Produktivität jährlich um 1,5 Prozent steigern wird. Bis 2030 rechnen Forscher mit der Verdoppelung der KI-Nutzer. Das wären dann fast eine Milliarde Menschen. KI zieht in alle Arbeits- und Lebensbereiche ein. Hier sind die HR-Verantwortlichen und die Führungskräfte gefordert. Es liegt auch an ihnen, Arbeit und Herausforderungen so zu gestalten, dass sich die Mitarbeiter sich nicht mehr langweilen.

Eines der Erfolgsrezepte von Liang Wenfeng ist die Vernetzung vieler kleiner Lösungen. Die junge Generation versteht es, zu netzwerken. Hier liegt viel ungenutztes Potenzial. Projekte enden nicht mehr an der Bürotür oder am Unternehmenstor. Partnerschaften können viele Grenzen sprengen. Arbeiten, lernen, qualifizieren und vernetzen passieren ständig. Jeder hat heute die Möglichkeit, sich kostenlos via Webinaren oder Webkonferenzen zu informieren und zu qualifizieren.

KI gehört zum Alltag. Die Fokussierung auf die MINT-Fächer war gestern. Das transformative Potenzial von KI umfasst auch die Geistes- und Sozialwissenschaften, Künste, Gesundheitswesen, das Handwerk u.v.m. In unseren Bildungssystemen stecken riesige Potenziale, die es mit KI zu heben und zu optimieren gilt.

Unsere Gesellschaft altert und es fehlen die Fachkräfte. KI kann uns helfen, diese Herausforderungen zu meistern. Vor wenigen Monaten hatte Joe Biden China noch sanktioniert. Das Land hat keinen Zugriff mehr auf die neueste Chiptechnologie. Das hat aber den Erfolg von DeepSeek nicht verhindert. Liang Wenfeng hat die Hürden des Westens als Herausforderung angenommen und sie gemeistert. In all den Problemen, über die wir ständig diskutieren, liegen so viele Chancen, die wir nutzen können. Die konfuzianische Philosophie ist tief in der asiatischen Welt und Denkweise verankert. Ein Satz von ihm lautet: „Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen.“

Franz Langecker, Chefredakteur HR Performance

Franz Langecker

Chefredakteur HR Performance

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