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Ghosting bei Ausbildungsplätzen

Großbetriebe mit 500 und mehr Beschäftigten nennen Absprünge von Bewerber*innen besonders häufig als einen der Gründe für die Nichtbesetzung von Ausbildungsplätzen. Aber auch 28 Prozent der Kleinstbetriebe mit weniger als zehn Beschäftigten haben mit dem Phänomen zu tun. 2013 waren es noch 19 Prozent.

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Die Illustration von drei Personen, die auf nach oben zeigenden Pfeilen stehen, vermittelt ein Gefühl von Fortschritt und Kommunikation. Zwei Personen blicken durch Teleskope, und einer spricht in ein Megafon. Sie navigieren über schwebende Papierflieger und Wolken und vermeiden dabei die Hindernisse, die durch Geisterbilder entstehen.
Foto: ©AdobeStock/Viktoria Kurpas

Probleme bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen gibt es in immer mehr Betrieben in Deutschland: 2013 konnten noch 29 Prozent der Betriebe mit Ausbildungsangeboten nicht alle offenen Ausbildungsstellen besetzen, zehn Jahre später waren es bereits 51 Prozent. Der generelle Mangel an (geeigneten) Bewerbungen ist laut der befragten Betriebe der Hauptgrund. Doch berichtet inzwischen auch jeder vierte Betrieb mit unbesetzten Ausbildungsplätzen, dass geeignete Bewerber*innen abspringen, wie eine kürzlich veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt.

Gab 2013 rund jeder dritte Betrieb mit unbesetzten Ausbildungsplätzen an, dass sich nicht genug Personen auf die angebotenen Ausbildungsstellen beworben haben, waren es 2023 mit 57 Prozent mehr als die Hälfte. Dass sich Bewerber*innen anderweitig entschieden haben, wird im Vergleich zum generellen Fehlen von geeigneten Bewerbungen deutlich seltener als Grund genannt. Inzwischen führen ihn aber 27 Prozent der betroffenen Betriebe an; zehn Jahre zuvor waren es 23 Prozent. „Die bereits aus dem Mangel an Bewerbungen entstandene Problematik wird dadurch weiter verschärft und dürfte die betrieblichen Handlungsmöglichkeiten bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen teils deutlich einschränken“, so IAB-Forscherin Ute Leber.

Ghosting bei Groß- und Kleinbetrieben

Großbetriebe mit 500 und mehr Beschäftigten nennen Absprünge von Bewerber*innen besonders häufig als einen der Gründe für die Nichtbesetzung von Ausbildungsplätzen. Aber auch 28 Prozent der Kleinstbetriebe mit weniger als zehn Beschäftigten haben mit dem Phänomen zu tun. 2013 waren es noch 19 Prozent. „Das Phänomen „Ghosting“ kann mit hohen betrieblichen Kosten verbunden sein, da nicht nur bereits in den Rekrutierungsprozess geflossene Investitionen verloren gehen. Es besteht auch die Gefahr, dass zum Beginn des Ausbildungsjahres keine passende Neubesetzung mehr erfolgen kann. Die Ausbildungsstelle bleibt dann unbesetzt und das Potenzial der Fachkräftequalifizierung ungenutzt“, erklärt IAB-Forscherin Barbara Schwengler.

Insbesondere Betriebe aus den Bereichen Finanz- und Versicherungswesen/unternehmensnahe Dienstleistungen sowie Verkehr, Information und Kommunikation berichteten im Jahr 2023 deutlich häufiger davon, dass Personen nach ihrer Bewerbung abgesprungen sind, als im Jahr 2013. „Die Ergebnisse verdeutlichen, wie sehr sich der Ausbildungsmarkt von einem Anbieter- zu einem Bewerbermarkt gewandelt hat“, ordnet Margit Ebbinghaus, Co-Autorin vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) ein.

Die Analyse beruht auf Daten des IAB-Betriebspanels, einer regelmäßigen, repräsentativen Betriebsbefragung. Auf Basis der Daten ist keine Aussage darüber möglich, zu welchem Zeitpunkt im Stellenbesetzungsprozess der Rückzug ausbildungsinteressierter Personen erfolgt ist. Der Beitrag ist abrufbar im IAB-Forum.

Quelle: IAB

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