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Personalmanager als Treiber für Zukunftsberufe

Die Älteren erinnern sich vielleicht noch an die berühmte Quizsendung im Fernsehen „Was bin ich?“ mit Robert Lembke, die bis 1989 ausgestrahlt wurde. Der Moderator und das Rateteam von damals hätten sicher ihre Freude mit den neuen Berufen. Ob Gedächtnistherapeut, Mensch-Maschine-Coach oder Berater für digitale Freiheit – die Zahl der neuen Berufsbilder und Qualifikationen wächst immer schneller.

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Kinder sind verkleidet und üben Zukunftsberufe aus.
Foto: ©AdobeStock/Robert Kneschke

Urlaubs- und Ferienstimmung herrschen im Land. Ein bisschen Zeit, um sich über die eigene Zukunft Gedanken zu machen. Die Welt bleibt in Bewegung und wir sollten uns an das rasante Veränderungstempo gewöhnen. So durchdringt die KI kontinuierlich alle unsere Arbeitsfelder. Der aktuell veröffentlichte Report „Der Stand von KI in der Arbeitswelt 2025: Deutschland“ von Asana bestätigt diese Entwicklung.

Der technologische Wandel beeinflusst nicht nur unsere Berufsbilder und Rollen im Unternehmen. Er verändert auch deren Wirklichkeit. Vieles übernimmt die KI. Gleichzeitig entstehen neue Aufgaben und Berufsfelder. Der Xing Future Work Report 2025 stellt sich der Frage: „Wird es deinen Job 2040 noch geben?“ Der Report gleicht Prognosen und Trends mit der Realität am Arbeitsplatz ab. Er bestätigt die stärkere Integration von Künstlicher Intelligenz und Automatisierung. Was bedeutet das für die Personalverantwortlichen?  Wie steht es um die Berufe der Zukunft?

Kein Ort, an dem man schmutzig wird

Viele Zukunftsberufe passen nicht mehr in die alten Muster. Es gibt keine traditionellen Werkzeuge mehr, keine Materialien und keinen Ort, an dem man schmutzig wird. Viele Rollen decken sich nicht mehr mit den bekannten Berufsbildern. Und man fragt sich zurecht: Wer oder was bin ich im Unternehmen? Die Älteren erinnern sich vielleicht noch an die berühmte Quizsendung im Fernsehen „Was bin ich?“ mit Robert Lembke, die bis 1989 ausgestrahlt wurde. Der Moderator und das Rateteam von damals hätten sicher ihre Freude mit den neuen Berufen. Ob Gedächtnistherapeut, Mensch-Maschine-Coach oder Berater für digitale Freiheit – die Zahl der neuen Berufsbilder und Qualifikationen wächst immer schneller.

Pool für zukünftige Projekte

Ein guter Zeitpunkt für die Personalabteilung, alle Mitarbeiter zu bitten, ein aktuelles Berufsbild von sich zu erstellen, das auch kreativ sein kann. Das Ganze könnte dann in die Personalakte aufgenommen werden und einen guten Pool für zukünftige Projekte bieten. Viele Unternehmensleiter würden über das Potenzial staunen, das in ihrem Unternehmen steckt. Bis 2036 wird ein Drittel der deutschen Arbeitskräfte in den Ruhestand gehen. Das bietet viele Chancen und manche Risiken. Kollaboration gilt dabei als Schlüssel der Zukunft.

Bessere Chancen für Quereinsteiger

Noch immer klammern sich Betriebe und Institutionen an die klassischen Berufsbilder und -muster. Wir suchen Fachkräfte und legen die Hürden immer höher. Viele Jugendliche schaffen die erforderlichen Abschlüsse nicht. Migranten bringen Zertifikate mit, die wir hier nicht für kompatibel halten. Das Magazin Spiegel berichtet in seiner aktuellen Ausgabe (29/2025): „Zehn Prozent der im Schuljahr 2023/24 eingestellten Lehrkräfte waren Quereinsteiger. In Niedersachsen werden inzwischen über 50 Prozent der neu eingestellten Lehrkräfte in wenigen Wochen Lehrkraft.“

Das wäre vor Jahren unvorstellbar gewesen. Der Mangel sprengt Strukturen und lässt die Gesellschaft neue Wege gehen. Inzwischen gibt es viele erfolgreiche Beispiele. Eine Statistik des KMK zeigt, dass bereits 2022 in manchen ostdeutschen Bundesländern über 30 Prozent der Lehrkräfte Quereinsteiger waren. Damit gewinnt das Berufsbild „Quereinsteiger“ an Seriösität. Menschen wünschen sich Veränderungen. Sie möchten ihre Fähigkeiten in anderen Bereichen einbringen. Sie wollen sich weiter- oder umqualifizieren. Sie entdecken neue Fähigkeiten und Arbeitsbereiche im Unternehmen.

Während viele Schulen einfach die Eltern fragen, ob sie jemanden kennen, der ein vakantes Lehrfach übernehmen würde, könnten das Unternehmen analog machen. Das Beispiel zeigt, es gibt mehr „Fachkräfte“ als Qualifikationen. Es lohnt sich, neue Wege zu gehen. Menschen freuen sich, wenn sie Chancen bekommen und man ihnen Vertrauen schenkt. E-Learning, Youtube, die virtuellen Technologien und Kollaboration bieten heute viele Brücken hin zu erforderlichen Kompetenzen. Und wenn es nicht passt oder funktioniert, sind alle um Erfahrungen reicher.

Arbeit neu denken

Beim Wandern durch die Kölner Fußgängerzone fallen mir zunehmend die neuen Pop-up-Stores auf. Das sind kurzfristige und provisorische Einzelhandelsgeschäfte, die nur vorübergehend betrieben werden. Das Modell scheint sich durchzusetzen. Die Betreiber sammeln schnell Erfahrungen und können Bewährtes weiterentwickeln. Dank der Digitalisierung lassen sich zügig interessante Analysen und Prognosen erstellen.

Warum also nicht auch in den Unternehmen mehr Pop-up-Projekte starten? Damit ließen sich neue Fenster in die Zukunft öffnen. Beschäftigte könnten ihre bisher ungenutzten Fähigkeiten einbringen und der Betrieb würde ein für alle sichtbares Signal Richtung Zukunft setzen. Und manches Projekt, das nicht ins Unternehmen passt, könnte von Mitarbeitern ausgegründet oder in ein anderes Unternehmen übergehen. So können nicht nur Zukunftsberufe, sondern auch zukünftige Arbeitsplätze entstehen. Das Aufbrechen traditioneller Strukturen kann die Work-Life-Balance fördern. Auch wenn die Medien heute weniger darüber berichten, ist der Workaholismus nicht verschwunden. Am 5. Juli war der „Workaholic-Tag“. Digitale Tools und Hacks können hier weiterhelfen. Der Urlaub bietet ihnen hoffentlich die Möglichkeit herunterzufahren und die eigene Situation in der Arbeit zu reflektieren. Eine aktuelle Sonderauswertung des Jobwechsel-Kompass zeigt, dass überdurchschnittlich viele 18- bis 29-Jährige den Sommerurlaub nutzen, um über ihre berufliche Zukunft nachzudenken.

Das gesamte Team der HR Performance wünscht Ihnen gute Erholung und bleiben Sie zuversichtlich.

Franz Langecker, Chefredakteur HR Performance

Franz Langecker

Chefredakteur HR Performance

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