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HR gerät in eine Identitätskrise durch KI

Die neue KI-Welt hat nicht nur schöne, sondern auch hässliche Seiten, denen wir uns ganz offensiv stellen müssen. Vielleicht steht nicht nur HR vor einer Identitätskrise.

3 Min. Lesezeit
Roboter, der eine Künstliche Intelligenz darstellen soll, sitzt auf einem Stuhl und arbeitet am Laptop und stürzt HR in eine Identitätskrise.
Foto: ©AdobeStock/Etherbrush

Aus dem KI-Hype entwickelt sich eine Welle, die uns zu überrollen scheint. Die Technik hält in allen HR-Bereichen Einzug. Anfang Mai verkündete der IBM-CEO Arvind Krishna dem Wall Street Journal, dass im Unternehmen mehrere 100 HR-Stellen durch KI ersetzt wurden. Das Tech-Unternehmen kündigte an, „mit agentischer KI das „Menschliche“ zurück ins HR zu bringen“.

Dabei geht es um KI-Agenten, die selbständig ihre Aufgaben ausführen. Seit die Software Einzug in den HR-Bereich gehalten hat, heißt es, wir brauchen die Technik, um die Personalverantwortlichen von repetitiven Aufgaben zu entlasten. Die Frage, ob es nur darum geht mehr Profit zu generieren oder die Arbeit zu optimieren, müssen die Unternehmen selbst beantworten. IBM sagt, dass die hauseigene Lösung für agentische KI (AskHR) bereits 94 Prozent aller HR-Routineaufgaben erledigt. Das gilt auch für andere Bereiche des Unternehmens. IBM ist stolz, dass der Abbau im HR-Bereich zu einem Stellenzuwachs in den Bereichen Vertrieb und Software geführt hat.

HR-Abteilungen stehen unter massivem Produktivitätsdruck

Der LinkedIn-Influencer und HR-Branchen-Insider Josh Bersin fragte unlängst in einem Blog-Artikel: „The end of HR as we know it?“. Er sieht HR-Überkapazitäten, die abgebaut werden. In Zeiten des wirtschaftlichen „Downsizing“ in vielen Unternehmen bleibt HR nicht unberührt. Die Entwicklung ist nicht neu. Bereits in der Endphase der Coronazeit haben Unternehmen wie SAP begonnen, ihr HR-Modell zu hinterfragen und umzubauen. Der Umgangston im Konzern wurde rauer. Die Forderung nach mehr Produktivität rückte ins Zentrum. Sie hat jetzt auch HR selbst erreicht. Der Einsatz von KI bietet viele Möglichkeiten, Aufgaben und Strukturen neu zu organisieren.

Wir alle kennen das Bild von Elon Musk mit der Motorsäge. Es kündigt sich tatsächlich eine neue Ära an. Unsere soziale Marktwirtschaft kann uns vor radikalen Umbrüchen schützen. Das gelingt aber nur, wenn die Wirtschaft, die Politik und die Gesellschaft sich schnell genug verändern. Alle spüren den Druck. Alle wissen, dass wir einen Releasewechsel brauchen und keinen Systemwechsel wollen.

Sinnvolles Tun steigert unsere Leistungsfähigkeit

Anne M. Schüller fragt in ihrem Buch: „Bahn frei für Übermorgengestalter …“, ob uns KI wieder mehr Sinn bei der Arbeit schenken kann. Vielleicht liegt hier einer der Schlüssel, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Es wäre fatal, Menschen gegen die KI auszuspielen. Im optimalen Zusammenspiel von Menschen und KI liegt das zukünftige Produktivitätspotenzial, das wir benötigen.

Downsizing und noch mehr Digitalisierung

Unsere Gesellschaft hat lange gebraucht, um mit der Digitalisierung vertraut zu werden. So viel Zeit bleibt uns für die KI nicht mehr. Downsizing und noch mehr Digitalisierung sind angesagt. Wir alle wünschen uns schlankere und effizientere Behörden, Institutionen und Unternehmen. Nur wenn wir das gemeinsam schaffen, werden wir auch unseren Wohlstand wahren können. Auf dem Weg dorthin gilt es, viele Hürden zu nehmen und Antworten auf die neuen Herausforderungen zu finden. Natürlich ist es toll, dass die KI hunderte von Bewerbungsgesprächen führen kann. Aber wie geht es Ihnen und all den Bewerbern bei solchen Gesprächen? Es gibt Zahlen, dass bereits 70 Prozent der Bewerber selbst KI nutzen, um ihre Anschreiben zu optimieren. Wie gehen Sie damit um?

Abzocke Job-Scamming

Bei allen Veränderungen dürfen wir den „menschlichen Faktor“ nicht vergessen. KI hat auch seine Schattenseiten. Arbeitsuchende werden gezielt durch Job-Scamming abgezockt. Hinter Stellenanzeigen bei den gängigen Jobbörsen verbergen sich immer wieder Betrüger. Statt im neuen Job Geld zu verdienen, sind die Betroffenen plötzlich hochverschuldet.

Unseriöse Jobangebote sind auf den bekannten Jobbörsen oft nicht als solche zu erkennen. Die Täter missbrauchen dabei die Daten von real existierenden Firmen und locken Arbeitssuchende über gefälschte Stellenanzeigen in die Falle. Die Kommunikation verläuft dabei meist über Chatbots auf den gefälschten Webseiten.

Gestern Abend (Mittwoch, den 21.05.) beschäftigte sich das ZDF in seiner Sendung „Spur“ genau mit diesem Thema. Der Blick in die Mediathek lohnt sich. Die neue KI-Welt hat nicht nur schöne, sondern auch hässliche Seiten, denen wir uns ganz offensiv stellen müssen. Vielleicht steht nicht nur HR vor einer Identitätskrise.

 

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Franz Langecker, Chefredakteur HR Performance

Franz Langecker

Chefredakteur HR Performance

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