Gestresste Mitarbeiter verlieren sich aus dem Blick
Interessanterweise zeigen Arbeitnehmende mit niedrigen Stresswerten eine höhere Beteiligung an Teambuilding-Aktivitäten, nehmen sich öfter frei und haben regelmäßigere Check-ins mit ihren Vorgesetzten.

Wie eine aktuelle Studie zeigt, fühlen sich knapp ein Fünftel der Befragten (21 %) von ihrem Arbeitgeber in Bezug auf ihr psychisches Wohl komplett unterstützt. Dabei fällt auf, dass Frauen aller Altersgruppen von etwas höherem Stress als Männer berichten, 17 % vs. 14 %. Am stärksten sind allgemein Praktikanten/Zeitarbeiter (21 %) und Einzelmitarbeiter (18 %) betroffen. Beschäftigte im Alter von 45 bis 54 Jahren (18 %) berichten von dem höchsten Stressniveau, gefolgt von 35- bis 44-Jährigen (16 %).
Während die Hälfte der weltweiten Belegschaft unter Belastung steht und 15 % von hohem täglichen Stress berichten, zeigt die Studie „People at Work 2024: A Global Workforce View“ vom ADP Research Institute , dass die Zahl der Beschäftigten, die täglich Stress erleben, rückläufig ist – von 19 % im Jahr 2021 auf 16 % im Jahr 2022 und nun auf 15 % im Jahr 2023.
Stresslevel sinkt unter Vor-Pandemie-Zeit-Level
Der People at Work 2023-Jahresbericht hob die Auswirkungen des Arbeitsstresses auf die globale Belegschaft hervor. In der Ausgabe 2024 geben zwar immer noch die Hälfte der Beschäftigten an, Stress bei der Arbeit zu empfinden, aber der Anteil derjenigen, die täglichen Stress erleben, ist auf ein Niveau unter dem der Vor-Pandemie-Zeit gesunken.
Trotz dieses Rückgangs bleibt Stress am Arbeitsplatz ein wichtiges Thema. Nur 21 % der Befragten fühlen sich von ihrem Arbeitgeber in Bezug auf ihr psychisches Wohlbefinden ausreichend unterstützt. Beschäftigte, die Unterstützung von Vorgesetzten und Kollegen erfahren, fallen seltener in die Kategorie des hohen Stresses.
Stress mindert Arbeitsqualität
Der neue Bericht zeigt, dass Stress stark mit schlechter psychischer Gesundheit in Verbindung steht. Hoch gestresste Mitarbeitende geben deutlich häufiger an, ihre Arbeit nicht in bestmöglicher Weise erledigen zu können (33 %). Auch ein Drittel der Beschäftigten unter moderatem Stress gibt an, mehr Pausen zu benötigen (34 %).
Stress kann auch die Zufriedenheit am Arbeitsplatz untergraben. Hoch gestresste Mitarbeitende denken häufiger über einen Jobwechsel nach als ihre weniger gestressten Kollegen.
Weitere wichtige Ergebnisse des Berichts:
- Geschlecht: Frauen (17 %) berichten in allen Altersgruppen von etwas höherem Stress als Männer (14 %). Diese Geschlechterdifferenz zeigt sich unabhängig von der Hierarchieebene im Unternehmen.
- Alter: Mit zunehmendem Alter berichten Beschäftigte von höheren Stressniveaus. Die höchsten Stressniveaus werden von 45- bis 54-Jährigen (18 %) gemeldet, gefolgt von 35- bis 44-Jährigen (16 %). Diese Niveaus weichen jedoch nicht drastisch von denen der jüngsten und ältesten Arbeitnehmer ab.
- Position: Entgegen der Annahme, dass Stress mit zunehmendem Alter und höherer Verantwortung steigt, sind es vor allem Praktikanten/Zeitarbeiter (21 %) und Einzelmitarbeiter (18 %), die die höchsten Stressniveaus berichten. Im oberen Management liegt der Anteil bei 16 %, im mittleren Management bei 12 %.
- Regionen: Kein Land bleibt vom Stress am Arbeitsplatz verschont, aber in Nordamerika berichten 20 % der Beschäftigten von täglichem Arbeitsstress – der höchste Wert im globalen Vergleich.
Thomas Zimmermann, Geschäftsführer bei ADP Deutschland kommentiert: „Arbeitsplatzstress ist weltweit verbreitet, kein Land entkommt. Unsere Daten zeigen auch, dass Arbeitgeber noch Verbesserungsmöglichkeiten haben. Unabhängig vom Stresslevel gibt es für Arbeitgeber die Chance, die psychische Gesundheit zu fördern – nur 21 % der Befragten fühlen, dass ihr Arbeitgeber ihre mentale Gesundheit voll unterstützt. Arbeitskräfte, die sich durch ihre Vorgesetzten und Kollegen unterstützt fühlen, sind weniger anfällig für hohen Stress.“
Gestresste Mitarbeiter verlieren sich aus dem Blick
Der Bericht rät Arbeitgeber, auf die psychische Gesundheit derjenigen zu achten, die von hohem Stress betroffen sind. Diese Arbeitskräfte fühlen oft, dass ihre Arbeit unter ihrem psychischen Zustand leidet. Interessanterweise zeigen Arbeitnehmende mit niedrigen Stresswerten eine höhere Beteiligung an Teambuilding-Aktivitäten, nehmen sich öfter frei und haben regelmäßigere Check-ins mit ihren Vorgesetzten.
Während täglicher Stress weiterhin vorhanden ist, ist das Level unter dem vor der Pandemie gesunken. Dies könnte auf die verschiedenen Initiativen zurückzuführen sein, die Arbeitgeber zur Förderung der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz anbieten. In Deutschland umfassen diese Initiativen:
- Freie Tage zum Wohlfühlen (18,40 %)
- Pausen zur Stressbewältigung z. B. Zen-Raum, Wellness-Aktivitäten, Meditationskurs und Mittagspause (16,25 %)
- Recht auf „Abschalten“ von Nachrichten nach der Arbeitszeit (15,77 %)
- Teambildende Aktivitäten (15,62 %)
- Regelmäßige Check-Ins (12,62 %)
Die Prävalenz von Stress am Arbeitsplatz wurde verwendet, um Arbeitnehmer in die Kategorien hoher Stress (täglicher Stress), moderater Stress (mehrmals pro Woche) und niedriger Stress (einmal pro Woche oder weniger) einzuteilen.
Quelle: ADP
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