„Länger bleiben“ als Normalfall
Insgesamt arbeiten die Deutschen im Schnitt 36,7 Stunden pro Woche. Fast ein Drittel (32 %) gibt allerdings an, eine 40-Stunden-Woche zu haben. Ihre aktuelle Arbeitszeit ist aus Sicht von 70 % von ihnen auch angemessen. 28 % halten diese Dauer allerdings für zu lang.
Überstunden gehören für fast ein Drittel der Deutschen zum Arbeitsalltag. Insgesamt ist die Anzahl der regelmäßigen Überstunden weiterhin hoch und nur wenige werden vergütet.
Wie eine repräsentative Umfrage der Jobbörse jobtensor.com zeigt, für die genau 1.000 Arbeitnehmer*innen befragt wurden, leisten 36 % der Befragten regelmäßig Überstunden. Vor allem jüngere Beschäftigte (18 – 29 Jahre) arbeiten besonders lange – für genau die Hälfte von ihnen gehören ständige Überstunden zum Job dazu. Fast drei Viertel aller Befragten geben darüber hinaus an, dass sie zumindest ab und zu länger arbeiten als es in ihrem Arbeitsvertrag festgehalten ist. Jede*r Fünfte berichtet indes davon, dass Überstunden gar fester Bestandteil des Arbeitsvertrags und mit diesem abgegolten seien. Die Kompensation dieser Mehrarbeit ist in vielen Fällen keine finanzielle: Gerade einmal 39 % der befragten Beschäftigten erhalten eine gehaltliche Vergütung für die geleisteten Überstunden. Die meisten Arbeitgeber erstatten die Überstunden über die zeitliche Schiene. So können 78 % der Arbeitnehmer*innen diese abfeiern.
Für Arbeitgeber können zu viele Überstunden schwerwiegende personelle Folgen haben. Denn für viele der Arbeitnehmer, die regelmäßig Überstunden aufbauen, ist die Situation ein Grund, den Arbeitgeber zu wechseln. Immerhin 26 % von ihnen hegen aufgrund der Menge ihrer Mehrarbeit Wechselgedanken. Mehr als die Hälfte von ihnen empfinden besonders hohen Stress aufgrund ihres Arbeitspensums. Zum Vergleich: Beschäftigte ohne regelmäßige Überstunden geben das nur zu einem Anteil von 19 % an.
Arbeitszeit wird als zu lang empfunden
Insgesamt arbeiten die Deutschen im Schnitt 36,7 Stunden pro Woche. Fast ein Drittel (32 %) gibt allerdings an, eine 40-Stunden-Woche zu haben. Ihre aktuelle Arbeitszeit ist aus Sicht von 70 % von ihnen auch angemessen. 28 % halten diese Dauer allerdings für zu lang. „Die Organisation von Arbeitszeit gehört neben dem Gehaltsniveau zu den wichtigen Rahmenbedingungen für Beschäftigte. Gerade vor dem Hintergrund des Mangels an Fachkräften in nahezu allen Branchen sind Arbeitgeber gut beraten, ihren Belegschaften hier flexible und kompensierende Angebote zu machen. Unternehmen, die das verpassen, sollten sich über eine hohe Fluktuationsrate nicht wundern“, so Thomas Hense, Geschäftsführer von jobtensor, zu den Ergebnissen der Umfrage.
Dazu passt: Auch Beschäftigte mit besonders gefragten Profilen beklagen sich über eine hohe Anzahl an Überstunden. Beschäftigte aus dem MINT-Segment (Berufe aus Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) etwa berichten zu einem Anteil von 37 % von regelmäßigen Überstunden. Von ihnen erhalten 42 % eine finanzielle Entschädigung für den beruflichen Mehraufwand. „Gerade in Mangelberufen ist es so, dass viele Überstunden anfallen, weil nur wenige Unternehmen hier ausreichend Fachkräfte finden. Gerade dann ist es aber wichtig, diese Kollegen und Kolleginnen für ihren Einsatz angemessen zu entschädigen. Denn ansonsten verabschieden sie sich zum arbeitgeberseitigen Wettbewerb“, so Hense von jobtensor weiter.
80 % der Beschäftigten verfügen über Arbeitszeitkonten
Acht von zehn Arbeitnehmende berichten derweil davon, dass ihr Unternehmen die Arbeitszeit so gestalte, dass Arbeitszeitkonten angelegt werden. Bei 84 % von diesen werden aus den dabei erhobenen Daten Zeitguthaben abgeleitet. Bei etwas mehr als der Hälfte (56 %) werden Zeitschulden angehäuft. 30 % häufen darüber Arbeitszeit für ein späteres Sabbatical und 26 % für den früheren Ruhestand an.
Über die Studie
Für die repräsentative Umfrage befragte das Marktforschungsinstitut bilendi im Auftrag von jobtensor 1.000 Beschäftigte. Der Befragungszeitraum lag im März 2024. 57 % der Befragten waren männlich, 43 % weiblich. Das Durchschnittsalter betrug 45,9 Jahre. Die Teilnehmenden waren je zur Hälfte Akademiker*innen und Nichtakademiker*innen.
Quelle: jobtensor.com