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Das hilft gegen Funkstille nach dem Interview

Ghosting lässt sich nicht vollständig verhindern. Aber Unternehmen können Prozesse so gestalten, dass Kandidaten bis zum Ende motiviert bleiben – oder sich zumindest professionell verabschieden. Tipps zur Prävention.

2 Min. Lesezeit
Brennendes Radio vor Gewitterhimmel, signalisiert Funkstille
Foto: ©AdobeStock/ChannelPIC

Einst ein Phänomen aus dem Online-Dating, inzwischen bittere Realität für viele HR-Abteilungen: Ghosting. Nach einer Bewerbung, nach einem Gespräch oder sogar nach mehreren Interviewrunden brechen Bewerbende ohne Vorwarnung den Kontakt ab. Für Unternehmen ist das mehr als nur ärgerlich. Es kostet Zeit, Ressourcen und im schlimmsten Fall: den besten Kandidaten im Prozess.

Kandidaten-Ghosting kann teuer werden

„Wir erleben es immer häufiger: Kandidaten, die sich aktiv bewerben, Zeit aufwenden und sogar erste Interviews absolvieren – und dann plötzlich auf keine Nachrichten mehr reagieren“, sagt Thomas Hoffmann, Managing Director Germany bei Robert Walters. Die Auswirkungen sind gravierend: Auswahlprozesse verzögern sich, andere Kandidaten springen ab, Positionen bleiben unbesetzt und intern sinkt das Vertrauen in das Recruiting. In Branchen mit starkem Wettbewerb um Fachkräfte ist das besonders spürbar. Wer mehrere Angebote auf dem Tisch hat, entscheidet sich oft kurzfristig – und meldet sich beim Rest nicht mehr zurück.

Tipps zur Prävention

Ghosting im Bewerbungsprozess ist für viele Unternehmen nicht nur ärgerlich, sondern oft auch ein Symptom für mangelnde Bindung oder Unsicherheit auf Kandidatenseite. Wer frühzeitig Verbindlichkeit schafft, kann dem gezielt entgegenwirken – etwa, indem im Vorstellungsgespräch nicht nur auf fachliche Qualifikation geachtet wird, sondern auch auf Motivation, Erwartungshaltung und Werte. Die folgenden Fragen helfen dabei, Kandidaten besser einzuschätzen – und potenziellen Missverständnissen im Vorfeld vorzubeugen:

  1. Was veranlasst Sie dazu, Ihre derzeitige Position zu verlassen?

Verdeutlicht, was ein Bewerber tatsächlich sucht und hilft, die Merkmale und Vorzüge Ihres Unternehmens hervorzuheben.

  1. Was könnte Ihr derzeitiges Unternehmen an Ihrer Tätigkeit, Ihrem Team oder der Unternehmenskultur ändern, um Sie im Unternehmen zu halten?

So können Sie herausfinden, ob ein Bewerber wirklich den Arbeitsplatz wechseln möchte oder nur gelangweilt/unzufrieden mit seiner derzeitigen Situation ist. Bewerber neigen dazu, in ihrer derzeitigen Position zu bleiben, wenn ihr Arbeitgeber eine Beförderung, ein höheres Gehalt oder mehr bezahlten Jahresurlaub anbietet.

  1. Was müsste passieren, damit Sie es bereuen, sich für unser Unternehmen entschieden zu haben?

Finden Sie heraus, was die No-Gos der Kandidaten sind, und nutzen Sie sie, um zu entscheiden, ob die Arbeitsweise und die Philosophie des Unternehmens im Widerspruch dazu stehen. Diese Frage gibt Ihnen auch Aufschluss darüber, worauf Sie achten sollten und was Sie vermeiden sollten, damit Ihre zukünftigen Mitarbeiter zufrieden sind.

  1. Was reizt Sie am meisten an dieser speziellen Position in unserem Unternehmen, abgesehen von der Stellenbeschreibung?

Diese Frage gibt Aufschluss über die Recherche, die Interessen und die Gründe, warum die Bewerber für Ihr Unternehmen tätig sein wollen.

Ghosting professionell begegnen

Ghosting lässt sich nicht vollständig verhindern. Aber Unternehmen können Prozesse so gestalten, dass Kandidaten bis zum Ende motiviert bleiben – oder sich zumindest professionell verabschieden. „Eine offene, transparente Haltung ist entscheidend“, so Hoffmann. „Wer selbst verbindlich kommuniziert, bekommt diese Verbindlichkeit auch häufiger zurück.“

Der Umgang mit Ghosting beginnt intern: Werden Bewerbende wie gleichwertige Gesprächspartner behandelt oder als bloße Profile? Gibt es eine durchdachte Candidate Journey oder eher Ad-hoc-Kommunikation? Dies entscheidet mit darüber, wie ernst Kandidaten ein Angebot nehmen – und ob sie sich in kritischen Phasen überhaupt zurückmelden.

Quelle: Robert Walters

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