„Die KI-Revolution macht uns menschlicher“
In einer Zeit, in der uns die ständigen Diskussionen über KI eher verunsichern, blickt das Think-Tank-Team der Zukunft Personal zuversichtlich in die Zukunft.

Der Think Tank „Innovation“ der Zukunft Personal hatte auf der gleichnamigen Messe im September in Köln ein Whitepaper unter dem Titel: „Die große Transformation: Fünf Thesen zur Neuerfindung von HR und Organisationen“ vorgestellt. Nachdem ich in vorausgegangenen Newslettern bereits die ersten beiden Thesen fokussiert hatte, geht es hier mit der dritten These weiter: „Die KI-Revolution macht uns menschlicher“.
Diese Ankündigung macht neugierig. In einer Zeit, in der uns die ständigen Diskussionen über KI eher verunsichern, blickt das Think-Tank-Team zuversichtlich in die Zukunft. KI hat unser Alltags- und Berufsleben schon durchdrungen. Viele Umbrüche stehen noch bevor. Die Kernaussage der These lautet, dass mit dem zunehmenden Eindringen von KI in die Arbeitswelt die genuinen menschlichen Qualitäten und Fähigkeiten bedeutsamer werden. Hier geht es nicht einfach nur um eine technologische Revolution. Wir stehen vor einem fundamentalen Wandel unseres Verständnisses von Organisation, Arbeit und menschlichem Potenzial.
Die ungeahnte Dynamik der KI öffnet neue Fenster. Mit ihr steigt die Nachfrage nach Kreativität, Empathie und komplexen Problemlösungen. Das System befreit uns von Routinen und zwingt uns, menschlicher zu werden. Es funktioniert nicht wie ein hierarchischer Apparat, sondern agiert auf Augenhöhe als hybrides Lernsystem. Zu diesem KI-System kommt nun noch die menschliche „Kompetenzarchitektur“ mit seinen Fähigkeiten. Der Think Tank sieht darin eine „Befreiung des Lernens“. Es geht dabei um eine Zukunft des Lernens, die nicht mehr von Bildungsprivilegien und einer Bulimie-Pädagogik dominieret wird. Das hybride Lernsystem ersetzt den hierarchischen Apparat.
Es entsteht eine neue Form der Wertschöpfung
Die Grenzen zwischen menschlicher und künstlicher Intelligenz lösen sich auf. Das führt zu einer neuen Form der Organisation und der Wertschöpfung. Intelligente Netzwerke verdrängen die alten Strukturen. Die KI-Literacy baut Brücken zwischen technologischem Fortschritt und der menschlichen Entfaltung. Die Mensch-Maschine-Kollaboration wird zum Normalfall. Die McKinsey-Studie „The Economic Potential of Generative AI“ belegt, dass Unternehmen, die auf diesen Ansatz setzen, eine 31 Prozent höhere Produktivität erreichen. Technologie versteht sich hier nicht mehr als Werkzeug, sondern als gleichwertiger Partner in einem Netzwerk, das gemeinsam Ziele angeht. Damit verbunden ist eine radikale Entbürokratisierung, denn dafür braucht es keinen „Overhead“ und kein Management mehr.
Nicht Position, sondern Kompetenz und Potenziale entscheiden. Die KI fungiert hier als gleichberechtigter Partner im Wertschöpfungsnetzwerk. Das ermöglicht emergente Eigenschaften, die weder durch menschliche noch durch maschinelle Intelligenz allein erreichbar wären. Dabei interagieren KI-Agenten über verschiedene Plattformen mit Menschen. Das führt zu neuen Standards, neuen Netzwerken und Plattformen. Datenbasierte Entscheidungsprozesse sind den rein menschlichen überlegen. So entsteht eine neue Kompetenzarchitektur der Arbeit. Sie ermöglicht ein neues Level von Wertschöpfung und Potenzialentfaltung. Damit das gelingen kann, brauchen wir digitale Grundkompetenzen und technologische Fähigkeiten.
Handlungsempfehlungen für die zukunftsorientierte Organisation
Der OECD Skills Outlook bestätigt: Länder, die systematisch in digitale Grundkompetenz investieren, weisen eine 24 Prozent höhere Innovationskraft auf. Da sich technische Skills automatisieren lassen, steigt der Wert der menschlichen Metakompetenz.
Das führt zu einer tektonischen Verschiebung der Machtverhältnisse in der Arbeitswelt. Lernen ist kein zeitlich und institutionell begrenzter Prozess mehr. Der klassische Lehrer wird zum Kurator und Motivator. Die KI wird zum Lernbegleiter und Coach. KI-gestützte Lernprozesse führen zu einer Steigerung der Lerneffektivität um bis zu 43 Prozent, sagt die Stanford-Studie „Artificial Intelligence and the Future of Teaching and Learning“. In dieser Mensch-Maschine-Kollaboration auf Augenhöhe spielen Machtverhältnisse keine Rolle mehr. Damit dürften auch Ausgrenzungen von Bewerbern vor der Bewerbung, wie wir sie heute noch erleben, der Vergangenheit angehören. In dieser gerade dargestellten neuen Arbeitswelt spiegelt sich der Wert des Mitarbeiterengagements automatisch in den Ergebnissen wider, während er heute noch datengestützt ermittelt werden muss.
Die Basisdaten der Think-Tank-Studie sind sehr wertvoll. Es lohnt sich, über diese Visionen nachzudenken. Zwei Thesen folgen noch. Wer alle kennt, kann nicht mehr sagen, er wüsste nicht, wohin es in Zukunft geht. Wie die Rolle der heutigen Führungskräfte aussehen wird, bleibt offen. Aber auf dem Weg dorthin werden sie die „People-First“-Rolle spielen.

Franz Langecker
Chefredakteur HR Performance



