Startseite » News » „Always on“ hat Nebenwirkungen

„Always on“ hat Nebenwirkungen : Digitale Auszeiten notwendig, um produktiv zu bleiben

Die permanente Erreichbarkeit im Arbeitsalltag wirkt sich zunehmend negativ auf Produktivität und Wohlbefinden aus. So viele Menschen fordern digitale Ruhezeiten, um konzentriert und effizient arbeiten zu können.

2 Min. Lesezeit
Mann ist always on und ganz erschöpft. Er schläft mit dem Handy in der Hand, auf dem neue Nachrichten ankommen.
Foto: ©AdobeStock/WIKKI.White

Die „Always on“-Kultur verändert die Arbeitswelt – mit negativen Folgen für Produktivität und Konzentration. Ein klarer Wandel in den Erwartungen der Arbeitnehmer an ihre digitale Arbeitsumgebung wird sichtbar, wie aktuelle Forschungsergebnisse von Twilio zeigen.

In Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsunternehmen YouGov befragte der Anbieter von Kommunikationsplattformen (CPaaS, Communications Platform as a Service) mehr als 1.200 Beschäftigte über 18 Jahren. Die Ergebnisse belegen: Die permanente Erreichbarkeit im Arbeitsalltag wirkt sich zunehmend negativ auf Produktivität und Wohlbefinden aus. Immer mehr Menschen fordern digitale Ruhezeiten, um konzentriert und effizient arbeiten zu können.

Ständige Präsenz behindert die Konzentration und baut Druck auf

Mehr als ein Drittel der befragten Arbeitnehmer (36 Prozent) wünscht sich formell festgelegte Zeiten „digitaler Stille“. Besonders betroffen sind Beschäftigte im Alter zwischen 26 und 45 Jahren. In diesen Gruppen berichten bis zu 47 Prozent von hohem Druck, während der Arbeitszeit ständig online zu sein. Das bedeutet unter anderem, sofort auf Nachrichten oder E-Mails reagieren zu müssen.

Gleichzeitig geben 40 Prozent aller in Großbritannien Befragten an, dass E-Mail- und Chat-Benachrichtigungen ihre Arbeit aktiv unterbrechen. Bei den 51- bis 55-Jährigen liegt dieser Anteil sogar bei 50 Prozent. Die Ergebnisse deuten auf einen verbreiteten Wunsch nach klar abgegrenzten Phasen ungestörter Konzentration hin.

Wettbewerbsvorteil „Protected Time“

Für fast die Hälfte der britischen Beschäftigten (44 Prozent) ist digitale Auszeit ein wichtiger Entscheidungsfaktor bei der Arbeitgeberwahl. In der Altersgruppe zwischen 36 und 40 Jahren steigt dieser Wert auf 52 Prozent. Damit wird digitale Stille zu einem zentralen Vorteil im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte.

Die bevorzugten Tage für fest eingeplante Zeiten ohne digitale Ablenkung sind:

  • Freitag (44 %), denn viele Beschäftigte möchten Aufgaben bis zum Ende der Woche abschließen.
  • Samstag (38 %) und Sonntag (42 %), was darauf hindeutet, dass digitale Kommunikation auch am geschützten Wochenende durchdringt.
  • Montag (29 %), da Beschäftigte konzentriert in die neue Arbeitswoche starten möchten.

Interessanterweise zeigen die Jüngsten unter den Befragten (18 bis 25 Jahre) das geringste Bedürfnis nach digitalen Auszeiten. Hier liegt der Wert bei nur 21 Prozent. Dagegen erreicht die Zustimmung in der Gruppe der 46- bis 50-Jährigen 44 Prozent. Unterschiedliche Lebensphasen und Verpflichtungen könnten diese Diskrepanz erklären.

Zwischen Überforderung und Effizienz

Die Studie macht deutlich, dass digitale Kommunikationsmittel wie Messaging-Apps und Videokonferenzplattformen zwar die Zusammenarbeit verbessern. Sie schaffen gleichzeitig aber auch neue Belastungen. Viele Beschäftigte erleben diese Tools als Quelle ständiger Unterbrechung und wachsender Erwartungen an ständige Verfügbarkeit.

Sam Richardson, Director of Executive Engagement, EMEA & APJ bei Twilio, sagt: „Das Ziel von Technologie sollte es sein, Produktivität zu ermöglichen – nicht sie zu behindern. Wer Fachkräfte gewinnen und binden möchte, muss digitale Arbeitsumgebungen gestalten, die Menschen unterstützen und ihnen helfen, fokussiert zu arbeiten.“

Digitale Grenzen müssen neu gedacht werden

Die Untersuchung zeigt klare Handlungsspielräume für Unternehmen. Wer auf digitale Auszeiten setzt, muss diese bewusst strukturieren und fest im Arbeitsalltag verankern. Nur so entstehen gesündere Bedingungen und produktive Räume für konzentriertes Arbeiten. Kommunikation darf nicht voraussetzungslos rund um die Uhr stattfinden.

Auch im Kontakt mit Kunden braucht es neue Ansätze. Marken sollten Mitteilungen außerhalb der Arbeitszeiten gezielt, persönlich und relevant gestalten, um nicht zusätzlich zur digitalen Überlastung beizutragen.

Ein strukturierter Umgang mit digitalen Erwartungen fördert die Konzentration, reduziert Stress und stärkt die Unternehmenskultur nachhaltig.

Quelle: Twilio

Andere interessante News

Pfeile stecken in Zielscheibe

Fähigkeiten stärker bewerten als Abschlüsse?

„Entscheidend ist nicht mehr, was jemand vor Jahren gelernt hat, sondern was er oder sie heute wirklich kann. Deshalb brauchen wir neue Wege, um Kompetenzen sichtbar zu machen, etw...

Auszubildende mit Mappe und Tasche überlegt vor rosafarbener Wand

Trotz Ausbildungsvertrag auf der Suche

Von den Bewerberinnen und Bewerbern, die sich zum Befragungszeitpunkt in Ausbildung befanden oder das abgeschlossene Ausbildungsverhältnis (noch) nicht angetreten hatten, suchten e...

Schlange in Dunkelheit auf Blättern

Beschäftigte nutzen zunehmend Schatten-KI

Wie sind der Zugang und die Nutzung zu bzw. von KI-Tools in den Unternehmen geregelt? Wie viele Beschäftigte nutzen KI am Arbeitsplatz privat? Bitkom hat diese Fragen untersucht un...