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Fachkräfte willkommen? : Wie Unternehmen die Integration internationaler Talente aktiv gestalten können

Die Integration internationaler Talente beginnt nicht erst mit dem ersten Arbeitstag, sondern schon lange davor. Wer den gesamten Prozess strategisch begleitet, von der Visaerteilung über die Wohnungssuche bis hin zur sozialen und beruflichen Integration, stellt sicher, dass Fachkräfte langfristig bleiben und sich erfolgreich in ihre neue Umgebung einfinden.

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Menschen aus verschiedenen Herkunftsländern halten Puzzleteile hoch
Foto: ©AdobeStock/alphaspirit

Deutschland steckt mitten im Fachkräftemangel – und sucht händeringend nach Talenten aus dem Ausland. Während die Politik mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz einige Hürden gesenkt hat, zeigt sich in der Praxis, dass bürokratische Prozesse, fehlender Wohnraum und Sprachbarrieren internationalen Fachkräften nach wie vor den Start in Deutschland erschweren. Viele Unternehmen verlassen sich darauf, dass politische Maßnahmen ausreichen, um die dringend benötigten Fachkräfte ins Land zu holen. Doch in der Realität greift das zu kurz: Es sind auch die Arbeitgeber selbst, die einen entscheidenden Unterschied machen können.

Bei rexx systems beschäftigen wir Mitarbeitende aus zahlreichen Nationen und wissen aus erster Hand, welche Hebel tatsächlich wirken. Die Integration internationaler Talente beginnt nicht erst mit dem ersten Arbeitstag, sondern schon lange davor. Wer den gesamten Prozess strategisch begleitet, von der Visaerteilung über die Wohnungssuche bis hin zur sozialen und beruflichen Integration, stellt sicher, dass Fachkräfte langfristig bleiben und sich erfolgreich in ihre neue Umgebung einfinden. Unternehmen, die hier proaktiv handeln, profitieren nicht nur von zufriedenen Mitarbeitenden, sondern stärken auch ihre Wettbewerbsfähigkeit.

Der Visaprozess: Beschleunigung durch proaktives Handeln

Die Beantragung eines Visums ist für viele Fachkräfte der erste und oft frustrierendste Schritt auf dem Weg nach Deutschland. Die Verfahren sind komplex, langwierig und unterscheiden sich je nach Herkunftsland erheblich. Unternehmen können jedoch aktiv dazu beitragen, diesen Prozess zu beschleunigen.

Ein Beispiel ist die Wahl beschleunigter Fachkräfteverfahren, die es ermöglichen, ein Visum innerhalb weniger Wochen zu erhalten. Diese Expressoptionen sind zwar teurer, aber die zusätzliche Investition lohnt sich, wenn der neue Mitarbeitende früher einsatzfähig ist. Viele Unternehmen unterschätzen zudem die Bedeutung direkter Kontakte zu den relevanten Behörden. Konsulate arbeiten oft mit standardisierten Abläufen und sind nicht immer auf individuelle Unternehmensbedürfnisse eingestellt. Ein enger Austausch mit den jeweiligen Botschaften kann Missverständnisse vermeiden und den gesamten Prozess erheblich erleichtern.

Auch die Zusammenarbeit mit deutschen Ausländerbehörden ist entscheidend. In vielen Fällen können Unternehmen ihre neuen Mitarbeitenden bei der Anmeldung und bei notwendigen Behördengängen unterstützen. Wer hier frühzeitig Kontakt aufbaut und sich als verlässlicher Partner etabliert, kann bürokratische Hürden abbauen und Abläufe optimieren. In der Praxis haben wir erlebt, dass eine enge Zusammenarbeit mit den Behörden oft dazu führt, dass Anträge schneller bearbeitet und Formalitäten vereinfacht werden.

Wohnraum als kritischer Faktor der Integration

Der nächste große Stolperstein für viele Fachkräfte ist die Wohnungssuche. Besonders in Großstädten mit angespanntem Wohnungsmarkt haben es Neuankömmlinge schwer, eine passende Unterkunft zu finden. Vielen fehlt eine SCHUFA-Auskunft, ein deutsches Konto oder ein lokales Netzwerk – all das sind jedoch Faktoren, die Vermieter:innen häufig als entscheidend ansehen.

Unternehmen können hier wertvolle Unterstützung leisten, indem sie sich aktiv an der Wohnraumsuche beteiligen. Einige Firmen stellen ihren internationalen Mitarbeitenden für die ersten Monate eine Unterkunft zur Verfügung oder treten als Bürge auf, um die Chancen auf eine Mietzusage zu erhöhen. Eine weitere Möglichkeit ist die Zusammenarbeit mit Immobilienagenturen oder Plattformen, die sich auf ausländische Fachkräfte spezialisiert haben. Unternehmen, die hier strategisch vorgehen, können ihren neuen Mitarbeitenden einen entscheidenden Vorteil verschaffen.

Zusätzlich kann es hilfreich sein, neue Mitarbeitende bei Behördengängen zu begleiten, etwa bei der Anmeldung beim Einwohnermeldeamt oder der Eröffnung eines Bankkontos. Diese scheinbar kleinen Unterstützungsleistungen machen in der Summe einen erheblichen Unterschied und tragen dazu bei, dass Fachkräfte schneller in ihrem neuen Alltag ankommen.

Sprach- und Kulturförderung als Schlüssel zur Integration

Die Sprache ist einer der wichtigsten Faktoren für eine erfolgreiche Integration. Selbst wenn ein Unternehmen eine internationale Unternehmenskultur pflegt und viele Abläufe auf Englisch abgebildet sind, ist es für den Alltag unerlässlich, Deutsch zu sprechen. Dabei geht es nicht nur um die Verständigung im Job, sondern auch um die Möglichkeit, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.

Hier können Unternehmen ansetzen, indem sie interne Sprachkurse anbieten oder externe Kurse finanziell unterstützen. Besonders effektiv sind maßgeschneiderte Programme, die branchenspezifische Begriffe und Situationen abdecken. So lernen Fachkräfte nicht nur allgemeines Deutsch, sondern auch die Sprache, die sie in ihrem Job tatsächlich benötigen.

Doch Sprache allein reicht nicht aus – interkulturelles Verständnis ist ebenso wichtig. Viele Unternehmen setzen daher auf interkulturelle Trainings, um nicht nur die neuen Fachkräfte, sondern auch bestehende Mitarbeitende für kulturelle Unterschiede zu sensibilisieren. Dies hilft, Missverständnisse zu vermeiden und ein inklusives Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem sich alle Mitarbeitenden wohlfühlen.

Berufliche und soziale Integration als langfristiger Erfolgsfaktor

Die größte Herausforderung für Unternehmen ist es, internationale Fachkräfte nicht nur zu gewinnen, sondern sie auch langfristig zu halten. Die ersten Monate sind dabei oft entscheidend: Ein strukturierter Onboarding-Prozess, klare Karriereperspektiven und ein starkes soziales Netzwerk innerhalb des Unternehmens tragen maßgeblich dazu bei, dass neue Mitarbeitende sich schnell einleben und engagiert bleiben.

Ein bewährtes Mittel ist die Einführung von Mentoren- oder Buddy-Programmen. Ein erfahrener Kollege oder eine Kollegin kann neuen Mitarbeitenden helfen, sich schneller in der Unternehmenskultur zurechtzufinden und offene Fragen zu klären. Gleichzeitig fördern solche Programme die soziale Einbindung und reduzieren das Risiko, dass sich internationale Fachkräfte isoliert fühlen.

Unternehmen sollten zudem über die rein berufliche Integration hinausdenken. Wer Mitarbeitende dabei unterstützt, auch außerhalb des Jobs ein stabiles soziales Umfeld aufzubauen – etwa durch Sportgruppen, Netzwerktreffen oder Freizeitangebote – sorgt für eine nachhaltige Bindung ans Unternehmen und den Standort.

Warum Unternehmen aktiv werden müssen

Der Fachkräftemangel ist eine der größten Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft. Doch die Lösung liegt nicht allein in der Politik – Unternehmen selbst müssen Verantwortung übernehmen und aktiv daran arbeiten, Deutschland zu einem attraktiven Arbeitsstandort für internationale Talente zu machen.

Das bedeutet nicht nur, Fachkräfte zu rekrutieren, sondern ihnen auch eine echte Perspektive zu bieten. Wer den Integrationsprozess strategisch begleitet, von der Visabeschaffung über die Wohnungssuche bis hin zur langfristigen sozialen Einbindung, gewinnt nicht nur engagierte Mitarbeitende, sondern sichert sich auch einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil.

Letztlich geht es nicht nur darum, Stellen zu besetzen, sondern eine Willkommenskultur zu schaffen, die den Wirtschaftsstandort Deutschland nachhaltig stärkt. Denn nur wenn internationale Fachkräfte nicht nur arbeiten, sondern sich auch wohlfühlen, werden sie langfristig bleiben – und genau das ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Fachkräfteintegration.

Norbert Rautenberg, CEO rexx
©rexx systems

Norbert Rautenberg, CEO & Gründer bei rexx systems

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