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Chancen und Risiken

Bewerberdaten gehören zu den sensibelsten Informationen, die ein Unternehmen verarbeitet. Wenn KI-gestützte Systeme diese Daten nutzen, müssen strenge rechtliche und ethische Standards eingehalten werden. Sicherheitslücken oder eine unzureichende Erklärung der Datennutzung können nicht nur rechtliche Konsequenzen haben.

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Eine Person streckt ihre Hand aus, während digitale Symbole und eine leuchtende kreisförmige Oberfläche mit dem Text „KI“ darüber schweben. Die Symbole repräsentieren verschiedene Konzepte wie Daten, Kommunikation und Technologie und symbolisieren künstliche Intelligenz. Der Hintergrund ist dunkel und unscharf.
Foto: ©AdobeStock/JD8

Der Einsatz von KI im Recruiting bietet zahlreiche Vorteile, ist aber mit Herausforderungen verbunden. Ein zentraler Pluspunkt ist die Effizienzsteigerung: Viele repetitive und zeitintensive Aufgaben wie das Durchforsten von Lebensläufen oder die Beantwortung standardisierter Bewerberfragen lassen sich durch KI automatisieren. Dadurch gewinnen Recruiter mehr Zeit für strategische und kreative Aufgaben, insbesondere für den persönlichen Austausch mit Kandidaten.

Ein weiterer Vorteil liegt in der potenziellen Objektivierung von Entscheidungen. Während traditionelle Auswahlverfahren oft von Bauchentscheidungen oder unbewussten Vorurteilen geprägt sind, können KI-basierte Systeme datengetriebene Analysen liefern, die fundierte Entscheidungen unterstützen. Insbesondere im Hinblick auf Anti-Bias wird KI als vielversprechendes Werkzeug betrachtet, das dabei helfen kann, Diskriminierung zu vermeiden. Allerdings hängt dies stark von der Qualität und Neutralität der zugrunde liegenden Daten ab.

Trotz dieser Chancen bringt die Technologie auch erhebliche Risiken mit sich. Ein zentrales Problem ist der potenzielle Verlust des persönlichen Faktors. Gerade im „People Business“-Recruiting, besteht die Gefahr, dass Bewerbende den automatisierten Kontakt als unpersönlich empfinden. Die Folge könnte sein, dass talentierte Kandidaten frühzeitig abspringen oder ein negatives Bild vom Unternehmen gewinnen.

Auch die Fehlertoleranz von KI-Systemen darf nicht außer Acht gelassen werden. Selbst fortschrittliche Algorithmen sind anfällig für Fehler, insbesondere wenn sie auf unvollständigen oder verzerrten Daten basieren. Entscheidungen, die auf solchen Daten beruhen, können zu ungerechtfertigten Ausschlüssen oder Fehleinschätzungen führen. Darüber hinaus ist die sogenannte „Blackbox-Problematik“ ein kritischer Punkt: Viele KI-Systeme agieren in einer Weise, die für den Nutzer schwer nachvollziehbar ist. Diese mangelnde Transparenz kann das Vertrauen in die Technologie untergraben.

Ein weiteres Risiko besteht im Datenschutz. Bewerberdaten gehören zu den sensibelsten Informationen, die ein Unternehmen verarbeitet. Wenn KI-gestützte Systeme diese Daten nutzen, müssen strenge rechtliche und ethische Standards eingehalten werden. Sicherheitslücken oder eine unzureichende Erklärung der Datennutzung können nicht nur rechtliche Konsequenzen haben, sondern auch das Vertrauen der Bewerbenden und die Reputation des Unternehmens beschädigen.

Darüber hinaus könnte die zunehmende Automatisierung zu einer Verdrängung bestimmter Rollen in der Personalabteilung führen. Administrative Tätigkeiten, die früher von Mitarbeitenden ausgeführt wurden, werden durch KI ersetzt, was langfristig eine Neustrukturierung in HR-Teams erfordert.

Autor: Dominic Daubenberger ist Geschäftsführer von Consult-HR und berät als Senior Consultant Unternehmen bei der Digitalisierung von HR-Prozessen sowie bei der Auswahl und Einführung von HR-Lösungen. Der gelernte Historiker ist seit 2010 als Unternehmensberater mit Schwerpunkt Personalmanagement-Software tätig und hat mit Consult-HR 2017 ein eigenes spezialisiertes HR-Beratungshaus gegründet. www.consult-hr.de

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