Bringt KI unserer Arbeit mehr Sinn?
Jeder von uns ist als einzigartiges Individuum mit einem mächtigen Gestaltungswillen geboren worden, um ein Leben voller Sinn zu führen. Und wenn ein Arbeitgeber das nicht bietet? Wie kann KI hier stimmig zum Einsatz kommen?

Jeder von uns ist als einzigartiges Individuum mit einem mächtigen Gestaltungswillen geboren worden, um ein Leben voller Sinn zu führen. Und wenn ein Arbeitgeber das nicht bietet? Als erstes werden die Guten, die Wertvollen und die Innovativen aus solcher Umgebung migrieren, um sich auf die Suche nach einem Arbeitsort mit mehr Sinn, mehr Freiheit und mehr Arbeitsfreude zu machen. Was davor schützt? Verstehen und der Einsatz von stimmiger KI.
Thomas Alva Edison betrieb in Menlo Park ein Forschungslabor, in dem ein Team von Erfindern zusammenarbeitete, um die Menschheit mit vielerlei bahnbrechenden Innovationen zu beglücken. Eines Tages besuchte ein Journalist diesen legendären Ort. „Was machst du hier“, fragte er einen der Mitarbeiter. „Ich setze Glühbirnen zusammen“, antwortete der. Ein zweiter meinte: „Ich arbeite für Edison.“ „Und du?“, fragte der Journalist einen Dritten. Dieser sagte: „Ich bringe die Welt zum Leuchten.“
Das Ringen um die besten Talente wird nicht nur durch Geld entschieden, sondern immer mehr auch durch Werte und Sinn. Sie wollen Spuren hinterlassen und Teil von etwas Bedeutsamem sein. Diese Grundeinstellung befruchtet inzwischen den kompletten Arbeitsmarkt. Zunehmend wünschen sich die Menschen, dass alles Berufliche zu einem bereichernden und in hohem Maße befriedigenden Teil ihres Lebens wird, so dass sie zum „großen Ganzen“ etwas beitragen können.
Sinnerfüllte Arbeit erzeugt den „Mein-Baby-Effekt“
Sinn und das damit verbundene Glückserleben entstehen, wenn befähigte Mitarbeitende möglichst selbstbestimmt konkrete Arbeiten erledigen können, bei denen sie sich als wesentlich erleben und das Gefühl haben, gebraucht zu werden. Hierzu benötigen sie immer wieder neue Aufgaben – seien es andersartige oder schwierigere – um sich diesen mit Kreativität und Hingabe eigenverantwortlich widmen zu können.
Sie brauchen dabei mehr oder weniger hohe, vor allem aber sinnvolle Ziele und eine Rückmeldung über die Qualität ihrer Arbeit. So macht man sich mit Neuland vertraut – und aus Unbekanntem wird schließlich Bekanntes. Dies gibt uns die wohltuende Sicherheit, eine Situation zu beherrschen. Ein weiteres Plus:
Woran wir selbst beteiligt sind, das unterstützen wir mit Engagement und Zielstrebigkeit. Ich nenne das den „Mein-Baby-Effekt“. Und sein Baby lässt man bekanntlich nicht im Stich. So zeigen Studien immer wieder, dass bei einer Arbeitsumgebung, die Sinn und Werte vermitteln, nicht nur die Leistungsraten steigen, sondern auch die Fluktuation deutlich sinkt. Von daher zahlt sich eine sinnerfüllte Unternehmenskultur auf vielerlei Weise wirtschaftlich aus.
Wie sinnvolles Tun unsere Leistungsfähigkeit steigert
Wir Menschen sind beseelt von dem Wunsch, einen Beitrag zu leisten und fürchten die Vorstellung, ein bedeutungsloses Leben gelebt zu haben. Es gibt uns Genugtuung, uns auf eine im Rahmen unserer Fähigkeiten liegende Art und Weise weiterentwickeln zu können, weil dies für eine Menge Lebensfreude, Wohlempfinden und Genugtuung sorgt.
Ohne sinnvolle Herausforderungen hätten wir keine Möglichkeit, uns zu bewähren, auf uns stolz zu sein und die so wertvolle wie notwendige Aufmerksamkeit und Anerkennung unserer Mitmenschen zu erlangen. Unsere Motivation wird hochgeschaltet, wenn wir uns um eine Sache verdient machen können. Zu diesem Zweck ist unser Gehirn mit zwei Belohnungszentren ausgestattet: eins für die Vorfreude und eins für die Nachfreude.
Die Vorfreude drückt sich in Verlangen aus. Sie gibt uns den Antrieb, ein begehrenswertes Ziel tatsächlich erreichen zu wollen. Das zweite Belohnungszentrum versorgt uns mit Hochgefühlen nach erfolgreich vollbrachter Tat. Bei jedem Lernerfolg zersteubt es Dopamin: das Freudentaumel-Hormon. Dopamin bringt die Synapsen in Schwung und lässt die Neuronen tanzen. Das Leistungsvermögen steigt dadurch um bis zu hundert Prozent.
Wir wollen als wertvolles Mitglied einer Gruppe gelten
Die Evolution belohnt uns immer dann, wenn wir uns als wertvolles Mitglied einer Gruppe zeigen, wenn wir Wertstiftendes tun und dabei unsere Sache möglichst immer noch ein wenig besser machen. Der Lohn dafür ist eine mächtige Droge: das Glücksgefühl, über sich selbst hinausgewachsen zu sein. Dies gilt besonders für Wissensarbeiter. Es erzeugt ein Leuchten im Kopf und im Herzen.
Denn auch Geistesblitze und Schöpferkraft werden mit Dopamin belohnt. Dies führt zu einer weiteren Aktivierung des Gehirns, zum Mehr-machen-Wollen, zum Aufbau von Millionen von Hochleistungsneuronen und zu einer stärkeren Vernetzung der Lerninhalte. „Herausforderungen beflügeln“, sagt der Volksmund so trefflich. Ein Mangel an Herausforderung hingegen lässt selbst die Talente der Besten veröden.
Unternehmen, die von ihren Mitarbeitenden Großes wollen, versorgen sie also am besten mit derartigen Kicks. Sie fordern viel und bringen die Beschäftigten dazu, sich selbst zu übertreffen. Drohkulissen, entseelte Arbeit und anhaltende Frustration hingegen sorgen dafür, dass Menschen ihren Ehrgeiz verlieren, weil die Dopamin-Produktion dann verebbt.
Wird KI uns mehr Sinn bei der Arbeit schenken?
Überall rücken Mensch und KI enger zusammen, so dass zugleich anspruchs- und sinnvollere Arbeit erledigt werden kann. Als Tandem sind KI und Mensch sowohl dem Menschen allein als auch der KI allein überlegen. Dabei stellt sich eine bedeutsame Frage: Was ist spezifisch menschlich, bleibt also für Menschen zu tun? Menschen sind genau dann gefragt, wenn frische, neue Herangehensweisen benötigt werden und Kontexte zu berücksichtigen sind, die man selbst mit Daten nicht berechnen kann.
Menschen sind Alleskönner. Und Multitalente. Wir punkten mit Fantasie, Humor, Empathie, Intuition, Fingerspitzengefühl, Improvisationstalent, mit dem Erfassen großer Zusammenhänge, mit Verhandlungsgeschick, mit gesundem Menschenverstand, mit zwischenmenschlicher Beziehungsarbeit – und mit Herzenswärme. Wer es auf solchen Gebieten zur Könnerschaft bringt, sich beruflich stets weiterentwickelt und von einer stimmigen KI umfänglich helfen lässt, ist in der Future Economy vorn.
Die Fortschritte kommender KIs werden Herausforderungen an uns stellen, die es uns ermöglichen, als Mensch zu wachsen. KIs dienen nicht nur der Unterstützung, sondern auch der Erhöhung menschlicher Intelligenz. So wird KI uns nicht ersetzen, sondern diejenigen werden ersetzt, denen es nicht gelingt, KIs als Assistenten für ihre eigene Intelligenz und als Helfer für eine sinnerfüllt höhere Arbeitsqualität zu nutzen.

Das Buch zum Thema
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Es zeigt 25 rasch umsetzbare Initiativen und weit über 100 Aktionsbeispiele, um zu einem Überflieger der Wirtschaft zu werden. Kompakt, unterhaltsam und praxisnah veranschaulicht es jedem, der helfen will, eine bessere Zukunft zu gestalten, die maßgeblichen Vorgehensweisen in drei Bereichen: Wie machen wir die Menschen stärker, das Zusammenarbeiten besser und die Innovationskraft im Unternehmen größer. Es ist ein Garant dafür, dass unsere Arbeit wieder sinnvoller wird.

Autorin: Anne M. Schüller ist Managementdenker, Keynote-Speaker, mehrfach preisgekrönte Bestsellerautorin und Businesscoach. Die Diplom-Betriebswirtin gilt als eine führende Expertin für das Touchpoint Management und eine zukunftsorientierte Unternehmensführung.



