Arbeitnehmende sind offen für KI-Avatare in Meetings
Über ein Drittel (37 %) der deutschen Befragten gab in einer aktuellen Umfrage an, dass sie eher bei ihrem aktuellen Arbeitgeber bleiben würde, wenn KI-Avatare eingeführt würden – eine höhere Quote als in Großbritannien (29 %) oder Spanien (28 %).

Laut einer neuen Umfrage der globalen Geschäftsreisemanagement-Plattform TravelPerk zeigen sich deutsche Unternehmen äußerst offen für den Einsatz von KI-Avataren am Arbeitsplatz. 98 Prozent der Befragten gaben an, dass sie diese Technologie für bestimmte Aufgaben verwenden würden, wobei sie den größten Nutzen in administrativen Tätigkeiten sehen, wie die Erinnerung an Fristen (61 %) und die Terminplanung (41 %).
Die Umfrage, die unter 4.000 Geschäftsreisenden in Deutschland, dem Vereinigten Königreich, Spanien und den USA durchgeführt wurde, hebt hervor, dass deutsche Führungskräfte besonders offen für den Einsatz von KI-Avataren bei komplexeren Aufgaben sind. Mehr als jede zweite deutsche Führungskraft (54 %) würde ihren Avatar Fragen beantworten oder Klarstellungen geben lassen – ein Wert, der deutlich höher ist als der in Spanien (41 %) oder im Vereinigten Königreich (40 %). Zudem würden 31 Prozent der C-Level-Führungskräfte einem KI-Avatar erlauben, Entscheidungen zu treffen, während dies bei Mitarbeitenden auf Einstiegsniveau nur neun Prozent tun würden.
KI-Avatare im Fokus
Trotz dieser Offenheit äußern viele Arbeitnehmer Bedenken gegenüber der Technologie: 88 Prozent der Befragten sind besorgt über den Einsatz dieser Technologie an ihrem Arbeitsplatz. Zu den größten Sorgen zählt, dass ein KI-Avatar ihre Persönlichkeit falsch darstellen (42 %) oder schlechte Entscheidungen treffen könnte (33 %). 22 Prozent befürchten zudem, dass der Avatar ihre beruflichen Aufstiegschancen einschränken könnte.
„Es steht außer Frage, dass KI die Zukunft ist. Innovative Unternehmen, einschließlich uns, nutzen sie, um manuelle Aufgaben zu automatisieren, damit kundenorientierte Teams ein besseres menschliches Erlebnis bieten können. Wir haben die Kraft der KI auch genutzt, um Effizienz in unseren gesamten Geschäftsabläufen zu schaffen“, sagt Avi Meir, CEO und Mitbegründer von TravelPerk.
„Der Hype um KI-Avatare, dass sie menschliche Verbindungen ersetzen könnten, ist besorgniserregend, da ich tatsächlich das Gegenteil für wahr halte – er sollte vielmehr den Bedarf an realen Interaktionen erhöhen. Die Herausforderung besteht darin, KI-Technologie so zu integrieren, dass sie die menschliche Verbindung ergänzt, statt mit ihr zu konkurrieren.“
Generation Z sieht Chancen in KI, wünscht sich aber weiterhin persönliche Begegnungen
Besonders die Generation Z zeigt laut der Umfrage großes Interesse an der Einführung von KI-Avataren, jedoch mit einem klaren Fokus auf den Erhalt persönlicher Interaktionen. Jeder vierte Gen-Z-Befragte (26 %) würde einem KI-Avatar erlauben, Interviews für ihn zu führen – mehr als der Durchschnitt von 23 Prozent in der allgemeinen Bevölkerung.
Gleichzeitig betonen 40 Prozent der deutschen Gen-Z-Mitarbeitenden, dass die Einführung von KI-Avataren sie dazu motivieren würde, häufiger persönliche Treffen wahrzunehmen.
KI-Avatare könnten die Produktivität steigern und die Work-Life-Balance fördern
Fast die Hälfte der deutschen Arbeitnehmer (49 %) glaubt, dass der Einsatz von KI-Avataren ihre Produktivität steigern würde, und 43 Prozent sehen in der Technologie eine Möglichkeit, ihre Work-Life-Balance zu verbessern.
Darüber hinaus sind deutsche Arbeitnehmende optimistischer als ihre europäischen Kollegen, was die Reduzierung der Arbeitsstunden betrifft:
35 Prozent der Befragten in Deutschland glauben, dass die Einführung von KI-Avataren zu weniger Arbeitszeit führen würde, verglichen mit nur 27 Prozent in Großbritannien und 23 Prozent in Spanien.

Definition KI-Avatar
Ein KI-Avatar ist eine digital generierte Darstellung des Selbst, die mithilfe künstlicher Intelligenz erstellt wird. KI-Avatare können Handlungen durch erlerntes Verhalten nachahmen. Sie können als Vertretung für die echte Person an Videoanrufen teilnehmen, Vorschläge machen oder sogar Entscheidungen für die Person treffen.
Persönliche Interaktionen bleiben wichtig
Trotz der Akzeptanz von KI-Avataren zeigen die Ergebnisse, dass persönliche Interaktionen nach wie vor geschätzt werden. 41 Prozent der Befragten gaben an, dass der Einsatz von KI-Avataren sie dazu motivieren würde, häufiger Menschen persönlich zu treffen. 78 Prozent der deutschen Arbeitnehmenden planen, ihre persönlichen Meetings beizubehalten oder sogar zu intensivieren.
Besonders in Führungskreisen ist der Wunsch nach persönlichen Treffen ausgeprägt: 86 Prozent der C-Level-Führungskräfte gaben an, dass durch den Einsatz von KI-Avataren ihre Teilnahme an persönlichen Meetings mindestens gleich bleibt oder sogar erhöht wird.
KI-Avatare könnten die Mitarbeiterbindung steigern
Die Umfrage zeigt zudem, dass die Einführung von KI-Avataren einen positiven Einfluss auf die Mitarbeiterbindung haben könnte. Über ein Drittel (37 %) der deutschen Befragten gab an, dass sie eher bei ihrem aktuellen Arbeitgeber bleiben würde, wenn KI-Avatare eingeführt würden – eine höhere Quote als in Großbritannien (29 %) oder Spanien (28 %). Besonders unter Führungskräften ist dieser Trend stark ausgeprägt: 44 Prozent der Führungskräfte würden in ihrem Job bleiben, wenn diese Technologie verfügbar wäre.
„Bei TravelPerk investieren wir in reale Begegnungen, um Vertrauen, echte Verbindung und Zugehörigkeit innerhalb unserer Mitarbeitergemeinschaft zu fördern“, sagt Felicia Williams, VP of People bei TravelPerk. „Wenn Sie als Führungskraft planen, KI-Avatare in Ihrem Unternehmen einzuführen, lautet mein Rat, dass Sie Zeit investieren, um sicherzustellen, dass Ihre Mitarbeitenden sich nicht bedroht fühlen, sondern die Avatare als funktionales, produktivitätssteigerndes Werkzeug und nicht als Ersatz für Menschen betrachten.“
Für Mitarbeitende, die sich Sorgen um den Einsatz von KI-Avataren am Arbeitsplatz machen, hat Felicia Williams folgende drei Empfehlungen:
- KI-Avatare können niemals persönliche, berufliche Interaktionen ersetzen: Machen Sie Ihre Karriere zukunftssicher, indem Sie Ihre Soft Skills wie kritisches Denken, Kommunikation, Empathie und Beziehungsaufbau weiterentwickeln.
- Bleiben Sie neugierig und hinterfragen Sie KI-Ergebnisse: Wenn KI-Avatare am Arbeitsplatz Einzug halten, akzeptieren Sie diese nicht einfach auf den ersten Blick. Überlegen Sie, wie Sie am besten mit dem Tool interagieren können, stellen Sie das Ergebnis infrage, bleiben Sie offen und denken Sie darüber nach, wie es Ihre Rolle ergänzen und Ihnen helfen kann, intelligenter, statt härter zu arbeiten.
- Nutzen Sie KI-Avatare, um Ihre Produktivität zu steigern, nicht zu ersetzen: Gehen Sie offen an KI-Avatare heran und denken Sie darüber nach, wie sie Ihren Arbeitstag effizienter gestalten können. Verwenden Sie die Technologie für Routineaufgaben, die es Ihnen ermöglicht, sich auf strategische und kreative Aufgaben zu fokussieren, die in Ihrer Rolle Wert schaffen.
Quelle: Marktforschungsinstitut OnePoll und TravelPerk
(erschienen in HR Performance 2/2025)