Startseite » News » Erwerbstätigkeit auf Probe könnte Berufserfahrung ersetzen

Erwerbstätigkeit auf Probe könnte Berufserfahrung ersetzen

Die Reformvorschläge der Bundesregierung zur vereinfachten Erwerbszuwanderung aus Drittstaaten seien richtig, gehen Bernd Fitzenberger von der IAB aber nicht weit genug. So schlägt Fitzenberger eine größere Rolle von Englischkenntnissen im Punktesystem sowie eine Erwerbstätigkeit auf Probe vor.

1 Min. Lesezeit
Erwerbstätigkeit auf Probe könnte Berufserfahrung ersetzen
Foto: ©AdobeStock/AnnaStills

Die Reformpläne der Ampelkoalition zur Erweiterung des Zuzugs von Fachkräften aus Drittstaaten seien sinnvoll, gehen aber nicht weit genug, meint der Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) Bernd Fitzenberger: „Die Erwerbszuwanderung aus Drittstaaten müsste steigen, um die wachsende Fachkräftelücke zu decken.“

Bislang beschränkt sich die gesteuerte Zuwanderung zu Erwerbszwecken aus Drittstaaten höchstens auf etwa 60.000 Personen pro Jahr. „Ein Grund dafür ist, dass die derzeitigen Zuwanderungsregelungen zu restriktiv sind,“ so der Ökonom Fitzenberger.

Die aktuellen Reformpläne der Ampelkoalition sehen Erleichterungen bei Zuzügen mit Arbeitsplatzzusage ohne weitergehende Qualifikationsauflagen vor, sofern die Qualifikation der jeweiligen Person ausreicht, um die Tätigkeit auszuüben. Ebenso sollen die Gehaltsschwellen für die Blaue Karte Europa reduziert werden. Außerdem soll über ein Punktesystem ein Kontingent für ausländische Arbeitskräfte geschaffen werden, die sich in Deutschland eine Arbeit suchen dürfen, wenn sie bestimmte Kriterien erfüllen.

Sinnvollere Berücksichtigungen im Punktesystem

„Die Reformvorschläge der Bundesregierung sind richtig, reichen aber nicht aus,“ erklärt IAB-Direktor Fitzenberger. Sinnvoll wäre es beispielsweise, im Punktesystem Englischkenntnisse zu berücksichtigen, da es mit guten Englischkenntnissen in zahlreichen Berufsfeldern möglich sein dürfte, eine Erwerbstätigkeit in Deutschland auszuüben. Weiterhin sollte angesichts der Arbeitskräfteengpässe in einigen reglementierten Berufen, beispielsweise im medizinischen Bereich, geprüft werden, inwieweit Anerkennungsverfahrungen vereinfacht werden könnten oder einschlägige Berufserfahrung berücksichtigt werden könnte, so Fitzenberger. Eine Erwerbstätigkeit auf Probe könnte bei einschlägiger Berufserfahrung im Ausland das Nachholen eines anerkannten Berufsabschlusses ermöglichen.

Im Debattenbeitrag gibt Fitzenberger auch zu bedenken, dass das Erwerbspersonenpotenzial durch die große Zahl an Geflüchteten aus der Ukraine zwar gestiegen sei, aber dass der steigende Fach- und Arbeitskräftebedarf nicht systematisch und dauerhaft durch die Zuwanderung von Geflüchteten gesichert werden könne.

In der Rubrik Debattenbeiträge werden im IAB-Forum Beiträge veröffentlicht, in denen die Autor*innen Denkanstöße geben, Diskussionen anregen oder Reformvorschläge machen. Die Debattenbeiträge spiegeln die persönliche Position der Autor*innen wieder. Der Debattenbeitrag von Bernd Fitzenberger ist abrufbar unter: https://www.iab-forum.de/erwerbszuwanderung-aus-drittstaaten-koennte-und-sollte-gestaerkt-werden

Quelle: IAB

Andere interessante News

Wachstum des Interim Management-Marktgeschehen 2022 übersteigt sogar Prognosen

Die Ludwig Heuse GmbH interim-management.de (Heuse Interim) stellt zum 22. Mal ihre Studie zum Interim Management-Marktgeschehen in Deutschland, Österreich und Schweiz vor. Demnach übersteigt das Wachstum der Branche sogar die eigenen Prognosen. Beinahe 1000 Interim Manager*innen, die in Unternehmen Herausforderungen schnell und kosteneffizient lösen, nahmen an der Studie teil.

Fachkräftemangel im IT-Bereich: Vier Lösungsansätze

In den MINT-Fächern gibt es immer weniger Studienanfänger*innen wodurch auch der Fachkräftemangel im IT- und Tech-Bereich weiter zunimmt. Prof. Dr. Stefan Stein, Präsident der GISMA University of Applied Sciences stellt Maßnahmen vor, die dieses Problem lösen sollen:

Zahl der ausbildungsberechtigten Betriebe sinkt weiter

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) veranschaulicht in einer am Dienstag veröffentlichten Studie, dass der Anteil der ausbildungsberechtigten Betriebe seit 2010 bis 2022 um 7 Prozent auf 52 Prozent gesunken ist. Besonders kleinere Betriebe erfüllen nur selten die Voraussetzungen für Ausbildungen.