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Wir stehen vor einer neuen Automatisierungswelle

Was fällt Ihnen beim Thema Vietnam ein? Ich denke an die Niederlage der Franzosen trotz ihrer überlegenen Artillerie 1954.

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Franz Langecker

Was fällt Ihnen beim Thema Vietnam ein? Ich denke an die Niederlage der Franzosen trotz ihrer überlegenen Artillerie 1954. Ich erinnere mich an die Bombardements und die Lufthoheit der US-Amerikaner. Es hatte trotzdem nicht zum Sieg gereicht. 1975 verließen die US-Angehörigen fluchtartig Saigon. Danach verschwand das Land aus der globalen Präsenz. Auf der Suche nach billigen Arbeitskräften wurde es plötzlich zum Hotspot.

Anfang des Jahrhunderts begannen immer mehr Unternehmen, Produktion und Dienstleistungen nach Vietnam auszulagern. In den letzten Jahren hat sich das Land zu einem aufstrebenden Markt für Business Process Outsourcing (BPO) sowie Software Development Offshoring in der globalen Community entwickelt.

Mensch und Roboter können perfekt zusammenarbeiten

Vor ein paar Tagen las ich, dass das kanadische Nahrungsmittelunternehmen Dan-D Pak, das in Vietnam Cashewnüsse verarbeitet, dort keine Arbeitskräfte mehr für die Verpackungsarbeiten findet. Die Arbeit ist anstrengend und gesundheitlich belastend. Das heißt, das heute selbst in einem Land mit den billigsten Arbeitskräften die Arbeitswilligen fehlen. Deshalb beschloss das Unternehmen, einem Cobot GoFa von ABB diese Verpackungsarbeit zu übergeben. Der Roboter kann problemlos Seite an Seite mit Menschen arbeiten und benötigt weder Sicherheitszäune noch Umhausungen. Er kann rund um die Uhr arbeiten, steigert die Effizienz des Betriebs und entlastet die Teams. Diese haben jetzt die Möglichkeit, sich in Schulungen weiterzubilden und so andere Aufgaben im Werk zu übernehmen. Das Unternehmen plant den Einsatz weiterer Roboter. Der Hunger nach Automatisierung ist geweckt.

Als die Elektropop-Band Kraftwerk 1978 die “Mensch-Maschine” besang, klang das alles eher noch nach Science-Fiction. Laut der International Fédération of Robotics (IFR) kamen zuletzt auf 10.000 Beschäftigte 338 Industrieroboter in Deutschland. In Südkorea sind es 831. Das zeigt: Bei der Zusammenarbeit von Mensch und Maschine ist bei uns noch viel Luft nach oben. Das Beispiel Vietnam zeigt, mit den Arbeitskräfteengpässen wächst der Automatisierungsbedarf. Eine Wirtschaft, die ständig nur nach billigeren Arbeitskräften ruft, gehört hoffentlich der Vergangenheit an. Wir wollen nicht nur smart factories, wir wollen auch ein smart living. Deutschland ist technikaffin, aber mit der Digitalisierung tun wir uns schwer. Dabei lernen wir aus der Pandemie, dass sich die Welt der Arbeit radikal verändern wird. Wir müssen neue Wege gehen, bestehende Strukturen und Prozesse hinterfragen und überwinden.

Es geht um eine Revolution unserer Lebensverhältnisse

Gefragt sind dezentrale Technologien für Mensch und Natur. Technologien, die auf uns zukommen und mit uns kommunizieren. Smarte Maschinen erkennen Bilder, Gestik und Stimmen. Sie erkennen nahende Probleme und machen Vorschläge, bevor es zu Ausfällen kommt. Smarte Maschinen können lernen und müssen nicht mehr aufwändig programmiert werden. Sie lesen Texte und werten Dokumente aus. Die Hersteller Universal Robots, Franka Emika und Fruitcore Robotics richten sich an kleine Unternehmen. Ihre Geräte werden mit einer Software ausgeliefert, die es auch Roboter-Laien ermöglicht, ihrem automatischen Helfer schnell und einfach beizubringen, was er tun soll. Die neue Generation der Roboter bewegt sich in unserem täglichen Umfeld, das sehr divers und komplex ist. Service Roboter sind um ein Vielfaches komplexer als die heutigen Industrieroboter. Wenn wir weniger arbeiten möchten und bessere Arbeitsverhältnisse wollen, dann müssen wir alle mitwirken, diese Visionen zu realisieren.

Zu allen Zeiten stand die Menschheit vor großen Herausforderungen. Die Visionäre und Utopisten sitzen im Silicon Valley. Klaus Kleber hat am 19.07. im ZDF in seinem Bericht  “Utopia” gezeigt, dass die Visionen Metaverse, Neuralink u. a. m. unsere Zukunft mitgestalten. International gelten die Deutschen als Untergangspropheten. Wo bleiben eigentlich unsere Wirtschaftskapitäne mit ihren Visionen? Robert Habeck allein kann es nicht richten. Wie wäre es eigentlich, wenn wir statt ständig neue Drohkulissen aufzubauen, gemeinsam an Visionen arbeiten würden?

Hätten die Vietnamesen nicht an ihre Zukunft geglaubt, hätten sie schon 1954 verloren. Sie haben die Kolonialmacht Frankreich und die Weltmacht USA besiegt. Das Unmögliche ist möglich. Vielleicht denken Sie mal darüber nach, was wir alles für die Zukunft tun können und wie Ihre Zukunft aussehen soll, wenn Sie Cashewnüsse knabbern. Über 60 Prozent der Weltproduktion kommen aus Vietnam.

Bleiben Sie zuversichtlich!

Ihr Franz Langecker

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