Startseite » News » „KI erreicht wahres Potenzial nur mit menschlichem Input“

„KI erreicht wahres Potenzial nur mit menschlichem Input“

Der HR-Bereich nimmt bei KI eine Sonderstellung ein: Der direkte, menschliche Bezug zu den Mitarbeitenden lässt sich durch keine Technologie oder KI ersetzen. KI ist nicht perfekt, sie braucht den Menschen, um ihre Ergebnisse zu überprüfen.

4 Min. Lesezeit
KI im HR
Foto: ©AdobeStock/Sascha

Ein Interview mit Kálmán Györy, Talent Acquisition Lead bei Personio

HRP: Was sind aus Ihrer Sicht die wesentlichen Vorteile und Entlastungen, die KI im HR-Bereich bieten kann?

Kálmán Györy: Künstliche Intelligenz war in diesem Jahr eines der meistdiskutierten Themen. Während die Technologie immer leistungsfähiger wird, führt sie auch in der HR-Branche zu großen Veränderungen und erhöhter Effizienz. Der HR-Bereich nimmt bei KI eine Sonderstellung ein: Der direkte, menschliche Bezug zu den Mitarbeitenden lässt sich durch keine Technologie oder KI ersetzen.

Trotzdem gibt es eine Vielzahl an Tätigkeiten, bei denen KI unterstützen kann und absolut sinnvoll ist. Dabei geht es darum, wo man den größten Nutzen für das eigene Unternehmen sieht. Im Personalwesen können das Routineaufgaben wie die Beantwortung von wiederkehrenden Anfragen von Mitarbeitenden sein. Denn viele dieser Anfragen beziehen sich auf relativ simple Informationen, beispielsweise „Wie ist die Regelung zum Elternurlaub?”. Dank KI können diese automatisch beantwortet und Fragen rund um die Uhr gestellt werden. Es kann ebenso sinnvoll sein, Bereiche im Onboarding, Data & Analytics und Performance Management zu automatisieren und zu demokratisieren.

Unsere jüngste Studie zum Thema KI im HR-Bereich hat gezeigt, dass 49 % der Personalverantwortlichen in der DACH-Region das größte Potenzial für KI-Anwendungsfälle im Recruiting sehen. Die Integration von KI in die Personalabteilung ermöglicht mehr Objektivität sowie Transparenz und Fairness im Bewerberauswahlprozess. HR-Teams können die Suche, Prüfung und Auswahl der Bewerbenden also rationalisieren. Damit Mitarbeitende in der Lage sind, KI verantwortungsvoll einzusetzen, müssen Unternehmen ethische Richtlinien für KI-Prozesse einbetten. Der Vorteil liegt letzten Endes in der frei werdenden Zeit, die die HR-Teams für strategische und wertschöpfende Arbeit nutzen können.

HRP: Wie sollten Mitarbeitende in den Prozess einbezogen werden und sollten sie nicht auch ein Mitbestimmungsrecht bzgl KI haben?

Györy: Es ist nachvollziehbar, dass Mitarbeitende Vorbehalte gegenüber disruptiven Technologien wie KI haben — gerade, wenn sie keine “Digital Natives” sind. In unserer Studie haben 45 % der Personalverantwortlichen angegeben, dass die Angst, durch KI den Arbeitsplatz zu verlieren, die größte Herausforderung bei der Implementierung solcher Lösungen ist. 34 % der HR-Verantwortlichen nennen zudem fehlendes technisches Verständnis und mangelnde digitale Fähigkeiten als Hindernis.

Unternehmen sind daher gut beraten, die Schritte bei der Einführung von KI im Unternehmen so offen und transparent wie möglich zu gestalten. Der Personalabteilung kommt dabei eine zentrale Rolle zu. So sollte sie nicht nur maßgeblich in die Entwicklung entsprechender Rahmenbedingungen eingebunden sein, sondern auch die Einführung von KI-Tools begleiten und zu einem gewissen Grad sogar steuern. Durch eine offene und transparente Kommunikation mit Mitarbeitenden über den Einsatz von KI am Arbeitsplatz können Unternehmen Vertrauen aufbauen und sicherstellen, dass sich alle über die Auswirkungen auf das Unternehmen und ihre Rolle im Klaren sind.

Trainings spielen dabei eine wichtige Rolle. Hierzu herrscht auch unter den HR-Verantwortlichen Einigkeit: 95 % von ihnen geben an, dass Schulungen erforderlich sind, um generative KI erfolgreich in die HR-Prozesse zu implementieren. Trainings sollten aber nicht nur für die Personalabteilung, sondern für das gesamte Unternehmen priorisiert werden — sowohl für KI als Konzept als auch für die Implementierung spezifischer Tools. So können mögliche Ängste in Vertrauen umgewandelt werden.

Wie sollten KI-Schulungen aussehen? Sie sollten verpflichtend und maßgeschneidert sein. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass bestimmte Gruppen im Unternehmen nicht abgehängt werden. So benötigen beispielsweise IT-Teams oder für den Datenschutz zuständige Stellen andere technische Schulungen als andere Funktionen. Neben der Abdeckung von Grundlagenwissen sollte auf reale Anwendungsfälle eingegangen werden, um das Gelernte greifbar zu machen. Ein weiterer wichtiger Punkt, in dem Mitarbeitende geschult werden müssen, ist die Datenklassifizierung und der Datenschutz. Es ist beispielsweise wichtig, dass alle Mitarbeitenden wissen, welche Arten von Daten sie nicht mit einem generativen KI-Tool teilen dürfen. Anhand unabhängiger Qualitätsbewertungen kann sichergestellt werden, dass das Team verantwortungsvoll mit KI umgeht. Wenn von Anfang an ein klarer Rahmen für den Einsatz von KI festgelegt wird, kann eine erfolgreiche und schnelle Skalierung im Unternehmen sichergestellt und gleichzeitig die Mitarbeitenden und ihre Daten geschützt werden.

HRP: Wie nutzen Sie bisher persönlich KI?

Györy: Ich denke, es ist wichtig, einen systematischen Ansatz zu verfolgen, um das Potenzial der KI voll auszuschöpfen. Gleichzeitig muss dafür gesorgt werden, dass Sicherheit und Datenschutz bei allem, was wir tun, im Mittelpunkt stehen. Das Thema KI ist für mich so faszinierend, da es so viele verschiedene Anwendungsmöglichkeiten gibt — und das Potenzial besitzt, enorm viel Zeit für wertschöpfende Dinge zu gewinnen. In meinem Fall kann sich mein Team auf die Bewerbenden konzentrieren und einen optimalen Einstellungsprozess für alle Parteien garantieren. Wir verwenden KI zum Beispiel zur Unterstützung beim Schreiben erster Entwürfe von Stellenbeschreibungen. Im Anschluss prüfen wir alles auf seine Richtigkeit und korrigieren mögliche Verzerrungen, die sich aus der Sprache oder den erforderlichen Qualifikationen ergeben. Meiner Meinung nach erreicht die KI ihr wahres Potenzial nur mit menschlichem Input.

Für die Personalabteilung unterstreicht der Aufstieg der KI nur noch mehr, wie wichtig der menschliche Aspekt dabei wirklich ist. KI ist nicht perfekt, sie braucht den Menschen, um ihre Ergebnisse zu überprüfen. Wo sie wirklich helfen kann, ist, dem Menschen administrative Arbeit abzunehmen.

HRP: Vielen Dank für das Interview!

Kalman Györy
©Personio

Kálmán Györy, Talent Acquisition Lead bei Personio

Andere interessante News

Schatten-KI

Schatten-KI vorbeugen

„Es gibt ein großes und steigendes Interesse der Menschen an Künstlicher Intelligenz. Wer mit KI im Privaten positive Erfahrungen macht, will die Technologie auch im Beruf einsetze...

Menschen im Büro mit Weltkugel an der Wand

Mehr Frauen und Jüngere kommen nach Deutschland

Im ersten Jahr nach dem Zuzug sind insgesamt 92 Prozent der seit 2017 zu Erwerbszwecken eingewanderten Frauen und Männer sozialversicherungspflichtig beschäftigt oder in Ausbildung...

Lernpaket

Dank Micro-Credentials fitter für die Arbeitswelt

Während in Nordamerika bereits sechs von zehn Universitäten (59 Prozent) auf Micro-Credentials setzen, haben sie in Europa noch weniger als die Hälfte (46 Prozent) adaptiert – wovo...