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Ein Stück Glück im Unternehmen finden

Wir verbringen den Großteil unseres Lebens in der Arbeitswelt. Und wer die drei Glücksfaktoren von Professorin Hilke Brockmann, Einkommen, Sinnhaftigkeit und Beziehungen, ernst nimmt, muss die Unternehmen und die Personalverantwortlichen in die Pflicht nehmen. Was spricht dagegen, die Unternehmenskultur und die HR-Strategie unter das Motto Happiness zu stellen? Das Thema Einkommen mit all seinen Facetten ist bei den Entscheidern ständig präsent.

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Glückskeks
Foto: ©AdobeStock/Andreas

Bin ich eigentlich glücklich? Warum sind die Finnen glücklicher als wir in Deutschland? Vor gut einer Woche fand der Weltglückstag statt. 2012 hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen den 20. März zum „Internationalen Tag des Glücks“ erklärt. Er soll daran erinnern, dass zum Glück mehr gehört als Wirtschaftswachstum und Umsatz – nämlich Mitgefühl, Gemeinwohl und nachhaltige Entwicklung.

Hilke Brockmann, Bremer Professorin für Soziologie und Glücksforschung, nennt drei Komponenten, die für das Glück maßgeblich sind. An erster Stelle steht die materielle Absicherung, das Einkommen. An zweiter Stelle stehen die Beziehungen, das soziale Umfeld. An dritter Stelle steht die Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns. Die Gewichtungen dieser Faktoren unterscheiden sich je nach Alter, Kultur, Lebenssituation und Persönlichkeit. In totalitären Systemen dominieren eher die Themen Freiheit und die Abwesenheit von Korruption.

Im aktuellen „Happiness Report“ ist Deutschland von Platz 16 auf Platz 24 abgerutscht. Diese schlechtere Platzierung sollte ein Weckruf für uns sein. Brockmann sieht einen Grund in der Verdichtung der Krisen der letzten Jahre. Bei genauerer Betrachtung der Ergebnisse in Deutschland zeigt sich, dass die Altersklasse der jungen Menschen (unter 30 Jahre) die Unglücklichsten sind. Sie landen auf Platz 47 von 143. Die über 60ig jährigen landen auf Platz 21 und sind damit deutlich zufriedener. Auf Platz 16 landet die jüngere Mittelschicht (30 bis 45 Jahre). Noch differenzierter misst und betrachtet der aktuelle „SKL Glücksatlas 2023“ von Bernd Raffelhüschen die Situation in Deutschland. Er untersucht 32 Regionen und vergleicht die 16 Bundesländer. Die entsprechenden Informationen darüber finden Sie im Netz unter www.skl-gluecksatlas.de.

Unternehmensstrategie Happiness

Wir verbringen den Großteil unseres Lebens in der Arbeitswelt. Und wer die drei Glücksfaktoren von Professorin Hilke Brockmann, Einkommen, Sinnhaftigkeit und Beziehungen, ernst nimmt, muss die Unternehmen und die Personalverantwortlichen in die Pflicht nehmen. Was spricht dagegen, die Unternehmenskultur und die HR-Strategie unter das Motto Happiness zu stellen? Das Thema Einkommen mit all seinen Facetten ist bei den Entscheidern ständig präsent.

Die Fragen nach dem Sinn und den Werten der Arbeit stehen bei der jüngeren Generation ganz hoch im Kurs. Und wenn wir die Diskussionen über Homeoffice oder Präsenz im Unternehmen auf das Thema Beziehungen abstrahieren, bekommt die Auseinandersetzung einen ganz anderen Fokus. Beziehungen zu Menschen spielen eine existentielle Rolle in unserem Leben. Das sehen wir heute bei den Schwierigkeiten der jungen Generation, die durch die Corona-Einschränkungen erheblich gelitten hat. Bernd Raffelhüschen schreibt im Glücksatlas 2023, S. 33: „Die Kontakteinschränkungen in der Pandemie senkten das Lebensglück der jungen Menschen um knapp 0,8 Punkte. Auch der Online-Unterricht senkte das Wohlbefinden und förderte Einsamkeit.“

Neben der Schule ist die Arbeitswelt das größte Beziehungsökosystem. Dort finden wir Partner, Freunde u.s.w. . „Zum Beispiel zeigt sich, dass Langzeitarbeitslose zu den unglücklichsten Gesellschaftsmitgliedern gehören und deren Zufriedenheit wesentlich gesteigert werden kann, indem man Voraussetzungen dafür schafft, den sozialen Austausch mit anderen Arbeitssuchenden leichter zu ermöglichen.“ (siehe Bernd Raffelhüschen S. 30). Die meisten Menschen können sehr wohl einschätzen, was für ihr Lebensglück wichtig ist. Druck und Stress mindern das Glücksgefühl. Das erleben derzeit vor allem die Beschäftigten im Gesundheits-, Bildungs- und Sozialwesen.

Vielleicht wäre es hilfreich, auch einen regelmäßigen Glücksatlas über die Beschäftigten in Unternehmen, Behörden und Institutionen zu erstellen. Es würde die Führungskräfte und Entscheider zwingen, sich mehr mit den grundsätzlichen Anliegen der Mitarbeiter, Angestellten und Beamten zu beschäftigen. Und die Diskussionen darüber würde uns sensibilisieren für die Brüche und Ungleichheiten in unserer Gesellschaft.

Der Grund morgens aufzustehen

Am Ende des Tages definiert jede(r) von uns ihr bzw sein Glück selbst. Wer in den „Glücksbüchern“ blättert, findet immer wieder ähnliche Empfehlungen. Wir kennen sie alle. Trotzdem möchte ich hier ein paar aufzählen.

Lassen Sie sich Zeit. Manchmal braucht es ein ganzes Leben, um seine individuelle Bestimmung zu finden. Seien Sie dankbar für das, was sie tun, und was ist. Wer Neues lernt, verschafft sich nicht nur Erfolgserlebnisse, er kommt auch weiter. Nehmen Sie die eigenen Grenzen an. Versäumen Sie es nicht, den kleinen Dingen mehr Beachtung zu schenken. Nehmen Sie auch Ihre eigenen Bedürfnisse ernst. Nutzen Sie Ihr eigenes Potenzial. Das, was Sie tun, sollten Sie mit ganzem Herzen machen. Es hilft, verzeihen zu können. Abschiede gehören dazu, damit Raum für Neues entsteht. Zum Weiterkommen gehört auch das Loslassen von Dingen, Menschen und Gewohnheiten. Manchmal hilft es, die „Münze“ umzudrehen und statt der Probleme die Chancen zu sehen. Leben Sie im Hier und Jetzt. Glück und Unglück existieren nebeneinander. Wählen Sie die Hoffnung. Gießen Sie nicht das Unkraut des Neids.

Steve Jobs hielt 2005 vor den Graduierten der Stanford-Universität eine Rede, die mit den Aufforderungen endete: „Stay hungry, stay foolish“.  Unser regelmäßiger Newsletter bietet Ihnen dafür viele Impulse. Lassen Sie sich von der Aufbruchstimmung des Osterfestes, des Frühlings und der HR Performance mitreißen!

Franz Langecker

Franz Langecker

Chefredakteur HR Performance

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