Deutsche Gesellschaft – digital, doch skeptisch
Eine große Herausforderung ist der sogenannte „Vogel-Strauß-Effekt“: Zwar gehen 76 Prozent der Berufstätigen davon aus, dass die Veränderungen durch die Digitalisierung bis 2035 auch zum Wegfall von Tätigkeiten oder ganzen Berufen führen werden. Dass dies den eigenen Job betreffen könnte, glauben allerdings nur 23 Prozent.
Wie digital ist die deutsche Gesellschaft? Und wie resilient ist sie für die Zukunft aufgestellt? Diese Umfrage erhebt der D21-Digital-Index jährlich. Wie auch in diesem Jahr deutlich wird, nimmt der Großteil der Menschen in Deutschland an der digitalen Welt teil. Was erwarten Berufstätige vom Wandel der Arbeitswelt? Und wie sehr stärken digitale Kompetenzen die Beschäftigungschancen im Wandel? Antworten liefert die diesjährige Auswertung.
D21-Digital-Index 2023/2024
Gleichzeitig sinkt jedoch die Resilienz, also die Fähigkeit, zukünftig mit dem digitalen Wandel Schritt zu halten. Dies liegt vor allem daran, dass diejenigen Facetten einer positiven Grundeinstellung zum digitalen Wandel abnehmen, die für die Resilienz in diesem Wandel besonders relevant sind. Die Bürger*innen teilen sich in zwei Lager, wenn es um die Digitalisierung geht: diejenigen, die ihr eher skeptisch bis distanziert gegenüberstehen (52 Prozent) und diejenigen, die ihr eher offen und optimistisch entgegenblicken (47 Prozent). Eine zunehmende Ablehnung und der Rückzug aus dem digitalen Fortschritt stellen jedoch eine Gefahr für die Zukunftsfähigkeit von Bürger*innen, Wirtschaft und Staat gleichermaßen dar. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie D21-Digital-Index der Initiative D21 e. V., durchgeführt von Kantar.
Digitalisierung unabdingbar für Erhalt des Wohlstands
Der D21-Digital-Index zeigt die Rolle der Digitalisierung für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands und den Wohlstand auf. Dr. Franziska Brantner, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, kommentiert die Studien-Ergebnisse:
„Digitalisierung ist kein Selbstzweck. Sie trägt maßgeblich dazu bei, dass Deutschland ein starker Wirtschaftsstandort bleibt. Insbesondere in Zeiten von starkem internationalem Wettbewerb ist die Digitalisierung zentral für eine starke Wirtschaft von KMU bis zum globalen Player. Dabei ist eine Offenheit für technologischen Fortschritt wichtig, um Innovationen voranzubringen und zu nutzen, damit in Deutschland Beschäftigungschancen und Wohl-stand erhalten bleiben können.“
Dr. Franziska Brantner, Parlamentarische Staatssekretärin im BMWK
Eine große Herausforderung dabei ist der sogenannte „Vogel-Strauß-Effekt“: Zwar gehen 76 Prozent der Berufstätigen davon aus, dass die Veränderungen durch die Digitalisierung bis 2035 auch zum Wegfall von Tätigkeiten oder ganzen Berufen führen werden. Dass dies den eigenen Job betreffen könnte, glauben allerdings nur 23 Prozent. Die Notwendigkeit zur eigenen Weiterentwicklung wird also vielfach unterschätzt. 43 Prozent der Berufstätigen sehen die Unternehmen in der Pflicht, ihre Mitarbeitenden durch Weiterbildungen auf die Anforderungen des digitalen Wandels vorzubereiten. Der Anteil derer, die solche von den Arbeitgeber*innen finanzierten Angebote nutzen, stagniert jedoch seit Jahren auf einem geringen Niveau (2023: 18 Prozent). Dadurch sinken perspektivisch die Beschäftigungschancen in einer immer digitaleren Arbeitswelt, denn schon heute geben 61 Prozent an, digitale Kenntnisse und Fähigkeiten im eigenen Beruf zu benötigen.
Pessimistischer als noch im Vorjahr blicken die Berufstätigen auf die Maßnahmen, die in der eigenen Organisation ergriffen werden, um mit dem digitalen Wandel national wie international mitzuhalten. Nur noch 54 Prozent glauben, dass diese ausreichen werden (-4 Prozentpunkte). Auch das Vertrauen in das Bildungssystem sinkt: Dass Schulen die notwendigen digitalen Kompetenzen vermitteln, um zukünftig international mithalten zu können, glauben nur 28 Prozent der Bürger*innen – 2019 waren es noch 36 Prozent.
Künstliche Intelligenz: Große Chancen, große Risiken
Eine KI-Innovation prägte Gesellschaft und Diskurs 2023 besonders: ChatGPT. Fast jede*r Fünfte hat ChatGPT bereits im ersten halben Jahr nach Start genutzt. Damit wurde das Potenzial von KI für die Menschen innerhalb kürzester Zeit unmittelbar erlebbar. 47 Prozent nutzten die Anwendung zur Erstellung von Texten und zum kreativen Schreiben – aber mit 43 Prozent nutzte ein hoher Anteil Chat-GPT auch als Suchmaschine bzw. zur Informationsbeschaffung, was nicht immer verlässliche Ergebnisse liefert.
Quelle: Initiative D21 e. V.