Akzeptanz und Einsatz von KI im Recruiting
Wenngleich KI den Recruiting-Prozess beschleunigt, automatisiert und modernisiert, findet ihr Einsatz in der Personalgewinnung nicht unbedingt die wohlwollende Zustimmung der Bewerber:innen. In diesem Artikel werden daher die Vorteile von KI im Recruiting für Unternehmen der Akzeptanz aus Bewerber:innensicht gegenübergestellt.
Eine Untersuchung auf Basis einer Breitenbefragung
Technologischer Fortschritt, Digitalisierung, internationale Verflechtungen und der anhaltende Fachkräftemangel stellen Unternehmen und Personalabteilungen vor immer größere Herausforderungen. Diese Megatrends führen dazu, dass der Arbeitsmarkt sich seit geraumer Zeit zu einem Arbeitnehmermarkt entwickelt hat. Die Konsequenz dieser Entwicklung ist ein internationaler Wettbewerb um die besten Talente (Becker & Becker 2021, S. 154).
Die Gewinnung qualifizierter Mitarbeiter:innen wird aufwendiger und erfordert daher effektive und effiziente Personalprozesse. In diesem Kontext ermöglichen moderne technologische Verfahren, die auf der Zuhilfenahme von künstlicher Intelligenz (KI) basieren, neue Wege und Arten der Personalgewinnung. Da solche Mittel inzwischen zahlreich und damit auch kostengünstiger vorhanden sind, setzen immer mehr Unternehmen KI im Rahmen ihrer Recruitingaktivitäten ein. Gemäß einer repräsentativen Befragung von mehr als 600 Unternehmen aller Branchen im Auftrag des Digitalverbands Bitkom verwenden bereits 21 Prozent der befragten Unternehmen KI in der Personalabteilung, etwa zur Vorauswahl von Bewerber:innen (Bitkom 2021).
Wenngleich KI den Recruiting-Prozess beschleunigt, automatisiert und modernisiert, findet ihr Einsatz in der Personalgewinnung nicht unbedingt die wohlwollende Zustimmung der Bewerber:innen. In diesem Artikel werden daher die Vorteile von KI im Recruiting für Unternehmen der Akzeptanz aus Bewerber:innensicht gegenübergestellt. Grundlage dieser Überlegungen ist d quantitative Studie „KI im Recruiting“ der IU Internationale Hochschule (2022). Sie hat gezeigt, dass die Wahrnehmung und Akzeptanz von KI im Recruiting von verschiedenen soziodemografischen Daten sowie dem Zeitpunkt ihres Einsatzes im Recruiting-Prozess beeinflusst wird.
KI im Recruiting aus Unternehmenssicht
Zwei wichtige Faktoren, um dem Wandel des Arbeitsmarktes von einem Arbeitgeber- hin zu einem Arbeitnehmermarkt zu begegnen, besteht in einer attraktiven Arbeitgebermarke mit gezielter Beschreibung des Unternehmens-USP und einer positiven Candidate Experience, durch die sich Unternehmen von ihrer Konkurrenz abheben.
Die „Candidate Experience beschreibt das individuelle Erleben von Rekrutierungsprozessen bei einem potenziellen Arbeitgeber durch den jeweiligen Bewerber (Athanas & Wald, 2014, S. 5)“. Sie „bezeichnet den Gesamteindruck, den ein potenzieller Bewerber (…) vom potenziellen Arbeitgeber erhält. Es geht dabei um das individuelle Erleben in einem Bewerbungs- und Auswahlprozess an allen direkten und indirekten Kontaktpunkten mit dem Unternehmen (Verhoeven, 2016, S. 12)“.
Im Vordergrund einer positiven Candidate Experience steht demnach das Ziel, die Chance zu erhöhen, passende Bewerber:innen für sich zu gewinnen.
KI kann dazu beitragen, die Candidate Experience positiv zu beeinflussen, weil sie Recruitingprozesse beschleunigt, die Effizienz erhöht und damit die Wahrnehmung des Bewerbungsprozesses aufseiten der Bewerber:innen verbessert. Damit wird ihnen das Gefühl vermittelt, dass der Recruitingprozess auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten und auf Augenhöhe gestaltet ist (Athanas, 2020, S. 64-66).
Konkret bietet KI aus Sicht der Unternehmen folgende Vorteile (Lederer et al., 2021, S. 47 ff.):
- Zeitersparnis: Mittels KI-Systemen kann eineVielzahl an Aufgaben im Recruiting automatisiert werden, wie beispielsweise das Durchsuchen von Lebensläufen, das Filtern von Bewerber:innen und die Terminierung von Interviews. Dadurch sparen Personalabteilungen Zeit und können sich auf andere Aufgaben konzentrieren.
- Gleichbehandlung: KI-Systeme können helfen, die Diversität der Belegschaft zu erhöhen und Vorurteile und Diskriminierung bei der Rekrutierung zu vermeiden, indem sie Bewerber:innen auf der Grundlage von objektiven Kriterien auswählen und bewerten. Voraussetzung ist jedoch, dass die KI entsprechend programmiert wurde und die zur Verfügung gestellten Daten nicht einseitig manipuliert wurden.
- Effizienzsteigerung: KI-Systeme sind in derLage, große Mengen an Daten effektiv zu verarbeiten und Bewerber:innen, die den Anforderungen des Stellenprofils entsprechen, schneller zu identifizieren. Diese Automatisierung beschleunigt nicht nur den Rekrutierungsprozess, sondern erhöht auch seine Effizienz.
- Entscheidungsunterstützung: KI-Systeme können auf Grundlage der Analyse von Bewerbungsdaten individuelle Prognosen der Leistung potenzieller Mitarbeiter:innen erstellen und damit die Auswahlentscheidung erleichtern.
Lesen Sie den vollständigen Beitrag aus der HR Performance 2/2023.