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Wir gehören zu dieser Erde – Pachamama

Die Klimaleugner bilden eine Minderheit. Das Thema ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. HR kann hier einen signifikanten Beitrag leisten. Das fängt beim Recruiting an. Wenn es bevorzugt Mitarbeitende einstellt, die sich für eine grüne Wirtschaft interessieren und eine entsprechende Unternehmenstransformation miterleben wollen. Ein großes Feld bietet die Aus- und Weiterbildung.

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©AdobeStock/Robert Kneschke

„Die Klimakrise lässt sich nicht schnell lösen“, erklärte vor Kurzem Stefan Hartung, der Chef des Technologiekonzerns Bosch. „Selbst wenn Europa bis 2050 emissionsfrei wäre, ist immer noch all das CO2 in der Atmosphäre, das im vergangenen Jahrhundert ausgestoßen wurde.“ Wir sind deshalb alle aufgerufen, zukünftig nachhaltig zu leben. Den AktivistInnen der „Letzten Generation“ mag das zu langsam gehen. Mit ihren Klebeaktionen setzen sie uns unter Druck. Angesichts der regelmäßig wiederkehrenden Klimakatastrophen weltweit kann man dafür Verständnis aufbringen.

Ereignisse in fernen Ländern rütteln uns weniger auf, als wenn es vor unserer Tür brennt, wie der Konflikt in der Ukraine zeigt. Das drängende Ziel muss sein, Wachstum ohne verstärkten CO2-Ausstoß zu erreichen. In Europa liegt der CO2-Ausstoß pro Kopf derzeit bei acht Tonnen pro Jahr. In den USA sind es 11,6 Tonnen. In Asien sind es 4,1 Tonnen, in China 6,6 Tonnen und in Indien nur 1,8 Tonnen pro Kopf (Quelle: SZ vom 17.12.22). Das Klima kennt keine Grenzen, deshalb geht es uns alle an. Die Demonstrationen der Klimaschützer in Lützerath und in vielen anderen Orten auf der Welt zeigen, dass wir Menschen bereit sind, unseren Beitrag für eine bessere Welt zu leisten.

Green Economy bedeutet Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft

HR kann hier einen signifikanten Beitrag leisten. Das fängt beim Recruiting an. Wenn es bevorzugt Mitarbeitende einstellt, die sich für eine grüne Wirtschaft interessieren und eine entsprechende Unternehmenstransformation miterleben wollen. Ein großes Feld bietet die Aus- und Weiterbildung. Dabei gilt, dass HR auf das Thema Nachhaltigkeit bei allen Fortbildungs- und Personalentwicklungsmaßnahmen setzt.

Schließlich gibt es noch den Bereich Compensation und Benefits. Hier werden die Mobilitätsbudgets verteilt. Nachhaltigkeit geht nicht nur die Großkonzerne an. Jedes Unternehmen kann und sollte eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickeln. Das würde auch heißen, dass es zukünftig mehr Reparatur- und Dienstleistungsservices geben wird. Denn wir wollen die Dinge möglichst lang erhalten und nutzen. Dazu gehören auch das Umnutzen, das Verleihen, das Zurücknehmen, das Teilen, das Tauschen, das Weitergeben und das Anpassen. Damit könnten auch Arbeitsplätze für Nichtakademiker entstehen. Aus einer Analyse der Organisation Carbon Disclosure Project (CDP) geht hervor, dass sich mittlerweile rund die Hälfte der europäischen Unternehmen mit ihren Klimaschutzplänen am internationalen Pariser Klimaziel einer maximalen Erderwärmung von 1,5 Grad orientieren. Fachleute betonen, dass der Wandel ein mentales Umdenken und eine andere Haltung erfordert. In einem Interview mit der SZ am 22.11.22 sagte der SAP-Chef Christian Klein: “In Zukunft wird es mehr denn je um Nachhaltigkeit gehen. Zuletzt haben wir z.B. eine App für die Band Coldplay entwickelt, die es allen Konzertbesuchern erlaubt, den CO2–Fußabdruck für ihre Anreise zum Konzert zu berechnen. Die Band kompensiert ihn dann.“ 

Auf den Ausgleich und das richtige Maß achten

Wir wissen noch nicht, ob der peruanische Bauer aus den Anden, der wegen einer drohenden Gletscherflut gegen RWE klagte, Recht bekommen wird.  Er klagte stellvertretend für Millionen Menschen in armen Ländern gegen den CO2-Ausstoß in den Industrieländern. Die Indios in den Anden sehen sich als die Nachfahren der Inkas. Im großen Inkareich, das einst größer war als das Römische Reich, verehrten die Menschen Pachamama (Mutter Erde). Und diese Verehrung hält bis heute an. Die Vorfahren sind zu Staub zerfallen und Teil dieser Erde. Sie gilt es zu bewahren, denn sie birgt die Vorfahren und gibt den Menschen Nahrung.

Die andine Kosmologie kennt kein „entweder…oder“. Alles hat alles in sich. Das Leben der Menschen ist darauf ausgerichtet, ein ständiges Gleichgewicht zwischen den Gegensätzen zu schaffen. Die diametralen Gegensätze bilden das Ganze. Es steht für den Ausgleich, durch den Stabilität garantiert wird. Dieses Prinzip des Ausgleichs der Gegensätze finden wir auch in asiatischen Kulturen. Und schon die alten Griechen plädierten in der „Nikomachischen Ethik“ für die goldene Mitte. Mir scheint, wir haben diese jahrhundertealten Prinzipien auf dem Altar des Profits geopfert. Die Indios sind dem Klimawandel hilflos ausgeliefert. Ihre Not und das Leiden vieler Menschen vernachlässigen wir noch immer. Dabei tragen wir in Deutschland maßgeblich zum Klimawandel bei.

Die Klimaleugner bilden eine Minderheit. Das Thema ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Selbst auf den jüngsten Karnevalsumzügen im Rheinland wurde das zum Thema: Die Bewahrung der Natur und der Erde wurde immer wieder aufgegriffen. Und beim letzten Bundesligaspiel des 1.FC Köln gegen Wolfsburg am 25. Februar verzichtete der Sponsor REWE anlässlich des Nachhaltigkeitsspieltags für eine Partie auf sein Logo. Stattdessen wies das Trikot auf ein Renaturierungsprojekt hin, das der Handelsriese mit dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) durchführt. Dabei geht es um die Wiederherstellung von 200 Hektar Hochmoor in Ahlenmoor bei Cuxhaven. Diese Gedanken sollten uns ermutigen, Teil der Veränderung zu werden und selbstbewusst unseren Beitrag zum Erhalt der Schöpfung beitragen.

Franz Langecker

Franz Langecker

Chefredakteur HR Performance

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