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Wie Virtual Reality das Change Management unterstützen kann

Die Bandbreite von Einsatzgebieten digitaler Tools reicht von digitalen Befragungen und Feedback-Tools, über AI-basierte Analysen, Echtzeitmonitoring der Entwicklungen bis zu interaktiven virtuellen Simulationen zukünftiger Arbeits- und Unternehmenswelten. Als die drei größten Chancen werden von den Expert:innen Effizienz- und Effektivitätssteigerung, Steigerung der Beteiligung und Teilhabe und Erhöhung der Transparenz gesehen.

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Virtual Reality
Foto: ©AdobeStock/Tierney

Mehr Erfolg durch aktive Beteiligung der Mitarbeitenden in virtuellen Welten: In der heutigen Arbeitswelt reicht es als Unternehmen nicht mehr aus, nur reaktiv mit Veränderungen umzugehen. Vielmehr müssen Unternehmen den Wandel proaktiv angehen und ein effektives digitalgestütztes Change Management entwickeln, welches den vielen Anforderungen unterschiedlicher Veränderungen gerecht wird.

Ein hoher (inter-)nationaler Wettbewerb, der damit einhergehende stetige Innovationsdruck und immer kürzer werdende Veränderungszyklen sowie die zunehmende (digitale) Vernetzung von Arbeitsprozessen sind nur einige beispielhafte Herausforderungen, die Unternehmen und ihre Mitarbeitenden bewältigen müssen (Flores, 2020). Dabei ist die digitale Transformation sicherlich ein Schlüsselfaktor, der die Art und Weise, wie Unternehmen arbeiten, kommunizieren, oder auch Dienstleistungen und Produkte anbieten, sehr stark beeinflusst.

Chancen digitaler Technologien für das Change Management

Die digitale Transformation hat nicht nur die Unternehmen erfasst und führt dort zu vielfältigen Veränderungen, sondern bietet auch für das Change Management selbst ganz neue Möglichkeiten (Kanitz & Gonzales, 2021). In diesem Zusammenhang definiert eine Delphi-Studie mit Change-Expert:innen (Change-Berater:innen, Wissenschaftler:innen, Tool-Anbieter:innen) digitalgestütztes Change Management als „die Integration und zielorientierte Nutzung von digitalen Technologien in einem Veränderungsprozess, mit dem Ziel, diesen inklusiver und transparenter sowie steuerbarer und flexibler zu gestalten“ (Hasreiter, Högl & Kanitz, 2022, S. 7).

Die Bandbreite von Einsatzgebieten digitaler Tools reicht von digitalen Befragungen und Feedback-Tools, über AI-basierte Analysen, Echtzeitmonitoring der Entwicklungen bis zu interaktiven virtuellen Simulationen zukünftiger Arbeits- und Unternehmenswelten. Als die drei größten Chancen werden von den Expert:innen Effizienz- und Effektivitätssteigerung, Steigerung der Beteiligung und Teilhabe und Erhöhung der Transparenz gesehen. Somit wird deutlich, dass digitale Tools im Change Management helfen können, organisationale und mitarbeitendenbezogene Interessen besser miteinander in Austausch und Einklang zu bringen.

Stellenwert von Beteiligung in Veränderungsprozessen

Zur effektiven Vereinigung unterschiedlicher Sichtweisen und Interessen ist insbesondere die Beteiligung von Mitarbeitenden von großer Bedeutung. So kann ihr Wissen als Situationsexpert:innen über das bestehende Arbeitssystem einbezogen und genutzt werden (Rito Silva & Rosemann, 2012; Smith, 2001; Bittencourt et al., 2017). Zur effektiven Gestaltung von Veränderungsprozessen ist es sinnvoll, eine soziodigitale Perspektive einzunehmen. Bei dieser werden im Rahmen einer Joint-Optimization die Bedürfnisse und Kompetenzen des sozialen Teilsystems (Mitarbeitende), des technischen Teilsystems (IKT, Produktionstechnologie), sowie des organisationalen Teilsystems (Prozesse & Strukturen) berücksichtigt (Davis et al., 2014).

Die Beteiligung der Mitarbeitenden stellt dabei sicher, dass ihre Bedürfnisse aktiv in die Gestaltung der Veränderungen einfließen (Munir et al., 2021), was nachweislich die Gesundheit und das Engagement der Mitarbeitenden erhöht (Van den Broeck et al., 2008; Deci & Ryan, 2000) und die Unterstützung von Veränderungen fördert (Kopp et al., 2016; Oreg et al., 2011; Straatmann et al., 2016). Weiterhin können Mitarbeitende kreative Ideen und pragmatische Lösungen in Einklang mit
der organisationalen Realität einbringen und damit ein Gefühl der Verantwortung und Wirksamkeit entwickeln (Hewelt et al., 2020; Silva e Santos, 2012).

Einsatz von Virtual Reality in beteiligungsorientierten Veränderungsprozessen

Neben dem Einsatz von sozialer Software, die unterschiedliche Beteiligte im Kontext der Veränderungen zusammenbringen kann, bietet insbesondere Virtual Reality (VR) ein großes Potenzial, Mitarbeitende aktiv in Veränderungen einzubinden (Straatmann et al., 2022). Hierbei eignet sich  VR besonders im Zusammenhang mit konkreten Veränderungen von räumlichen und ablaufbezogenen Elementen (z.B. Hallenplanung, Montageplatzgestaltung, Office Design). Zurückzuführen ist dies auf die Fülle von eigenschafts- und wirkungsbezogenen Vorteilen (siehe Abb. 1), welche VR im Rahmen des soziotechnischen Prototypings (Schulze-Meeßen & Hamborg, 2023) zu einem vielversprechenden Werkzeug macht.

Diese Vorteile ebnen den Weg zur erfolgreichen Gestaltung von Veränderungen, indem sie die Einbindung der Mitarbeitenden in den Prozess erleichtern. Mit der lebensnahen Darstellung zukünftiger Prozesse und Strukturen in einem Erfahrungs- und Experimentierraum verspricht VR, das Verständnis der dargestellten Gestaltungsideen zu erleichtern und ihre Einbettung in
bestehendes Wissen über das Arbeitssystem zu fördern. Dadurch werden Mitarbeitende befähigt, Veränderungen unter Berücksichtigung ihres (impliziten) Wissens und ihrer Erfahrungen zu bewerten. Der Nutzen der VR ist abhängig von der Art des Veränderungsprozesses – Top-down vs. Bottom-up –, die sich im Hinblick auf die Initiierung und die Rolle der Mitarbeitenden unterscheiden.

Lesen Sie den vollständigen Beitrag aus der HR Performance 3/2023.

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