Wie kann HR zur Nachhaltigkeit eines Unternehmens beitragen?
Immer mehr Arbeitnehmende können sich vorstellen, den Job zu wechseln, um in ein umweltbewussteres Unternehmen einzusteigen, insbesondere dann, wenn bereits entsprechende Jobangebote vorliegen. So wachsen die Chancen für Unternehmen mit nachhaltigen Standards, die besten Talente und Topkräfte für sich zu gewinnen.

Grüne Nachhaltigkeitsstrategien können in Unternehmen auf unterschiedlichen Wegen gefördert und durchgesetzt werden. Doch vor allem die Personalabteilung hat einen großen Einfluss auf die Nachhaltigkeitsprozesse und -ziele eines Unternehmens. Werden diese in das Management integriert, entstehen für alle Beteiligten große Vorteile, die den Weg für gemeinsame Werte und Ziele ebnen, die in die Zukunft blicken.
Nachhaltigkeit im Unternehmen etablieren
Grundsätzlich können Unternehmen und Organisationen auf vielen Wegen „grüner“ und damit nachhaltiger agieren. So kann die Forschung nach der Entwicklung von umweltfreundlichen Waren und Dienstleistungen unterstützt werden oder aber der Vertrieb kann Wege entwickeln, das Green Marketing im gesamten Unternehmen zu etablieren. Auch die Finanzabteilung kann sich mit Investitionsentscheidungen befassen, welche den Blick auf die sogenannten ESG-Faktoren eines Projektes richten, also die Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren, oder auch die wirtschaftliche Aktivität vermehrt berücksichtigen. Die wirklich nachhaltigen Entwicklungen zu grüneren Unternehmensstrategien hängen jedoch eng mit dem Personalwesen der jeweiligen Organisation zusammen.
Green HR: Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit und Soziales verbinden
Auf diesem Weg etablierte sich der Begriff „Green HR“, der von Walter Wehrmeyer geprägt wurde. Wehrmeyer versucht damit, Umweltmanagement und Personalwesen in einem Begriff miteinander zu verbinden. Die Personalrichtlinien im Green HR schützen und erhalten damit die natürlichen Ressourcen und Wissensbestände. So werden umweltfreundliche Praktiken etabliert, wie beispielsweise die Einsparung von Papier, die dem gesamten Unternehmen zu einer umweltverträglicheren Wirtschaft verhelfen.
Dabei geht es bei Green HR nicht nur darum, das Umweltbewusstsein zu steigern, auch das soziale und wirtschaftliche Wohlergehen sowohl vom Unternehmen, als auch von den Mitarbeitenden rückt in den Vordergrund und erfährt Förderung. Dadurch erklärt sich die tragende Rolle, die das Personalwesen für mehr Nachhaltigkeit im Unternehmen übernimmt.
Definition: Was sind nachhaltige Unternehmensprozesse?
Was in der Theorie zunächst leicht und verständlich erscheint, muss in der Praxis jedoch zunächst umgesetzt und etabliert werden. Oftmals beginnen die Schwierigkeiten bereits bei der Definition von Nachhaltigkeit und nachhaltigen Unternehmensprozessen. Dieser Unsicherheit liegt die fehlende Unterscheidung zwischen der Corporate Social Responsibility (CSR) und der Corporate Sustainability zugrunde.
Die soziale Verantwortung blickt auf aktuelle Probleme
Neben der Nachhaltigkeit beschreibt die Corporate Social Responsibility von Unternehmen auch die Konzentration auf Auswirkungen desselben auf die Bevölkerung und sieht sich mit ethischen Fragen konfrontiert, die nicht immer mit der Umwelt zusammenhängen. Gibt es zum Beispiel mit einem Produkt massive Probleme, wird dieses in einem solchen Fall nach entsprechenden Beschwerden aus dem Verkauf genommen, um weitere soziale Auswirkungen zu verhindern. Die soziale Verantwortung konzentriert sich damit vermehrt auf aktuelle Probleme und deren Lösung.
Die unternehmerische Nachhaltigkeit für eine wissenschaftsbasierte Zukunft
Die Corporate Sustainability wiederum hat zum Ziel, den wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Wert des Unternehmens langfristig zu maximieren. Hierfür wird beispielsweise die Lebensdauer von Systemen erhöht, damit diese über einen langen Zeitraum hinweg funktionsfähig bleiben. Die Nutzung fossiler Brennstoffe beispielsweise schädigt die Umweltsysteme für zukünftige Generationen, die damit nicht den gleichen ökologischen Wert erhalten, wie die derzeitigen Generationen. Hier setzt also die Corporate Sustainability an, die sich, wie in diesem Fall, auf die Fairness der Ressourcenverfügbarkeit beruft und in die Zukunft schaut. So entstehen wissenschaftsbasierte Prinzipien für das unternehmerische Handeln mit dem Blick auf Morgen.
Vorteile: Darum lohnt sich die Integration von Green HR
Warum sich Unternehmen für eine Green HR entscheiden sollten, wird mit Blick auf die vielzähligen Vorteile schnell klar. Denn sowohl das Unternehmen, als auch die Mitarbeitenden profitieren gleichermaßen von grünen Unternehmensprozessen und wachsen zu einer Gemeinschaft zusammen.
Förderung von Eigeninitiative für mehr Nachhaltigkeit
Mitarbeitende, die für grüne Werte und umweltbewussteres Handeln sensibilisiert werden, verspüren eine große Eigenverantwortung, das grüne Konzept des Unternehmens zu unterstützen, es umzusetzen und durch Eigeninitiative zu erweitern und voranzutreiben. Maßnahmen wie Stromeinsparung und Abfallreduzierung tragen zu einer Effizienzsteigerung im Unternehmen bei und verhelfen zu einem gemeinsamen Erfüllen der beidseitigen Umweltverantwortung.
Attraktivität durch ein positives Firmenimage
Das gemeinsame Ziel stärkt die Verbindung der Beschäftigten zum Unternehmen. Da die Wertevorstellungen übereinstimmen, entwickeln sie Stolz, für ein solches Unternehmen tätig sein zu dürfen. Sie sind Teil eines Wachstums, welches über die bloße Wirtschaftlichkeit hinausgeht und an Morgen denkt. Daraus resultiert auch die Steigerung der Attraktivität des Unternehmens für potenzielle Bewerbende. Unternehmen, die grün denken, das Morgen im Auge behalten und ihre Mitarbeitenden respektieren, sind begehrte Arbeitgebende, wodurch das Interesse an dem Unternehmen stetig wächst. Beschäftigte haben im Laufe der Zeit ihre Einstellung hinsichtlich der Umweltthemen verändert und achten bei Unternehmen immer stärker auf den Umgang mit der Umwelt und dem Klimawandel. In Unternehmen mit grüner Kultur fühlen sie sich daher zufrieden und werden zu geschätzten Mitarbeitenden, die die Unternehmensziele motiviert und mit Eigeninitiative unterstützen.
Schutz für die Reputation des Unternehmens
Immer mehr Menschen werden sich der gravierenden Umweltschäden bewusst und schauen immer genauer auf Verantwortung und Auswirkung der Geschäftswelt auf den Planeten. Ein prägendes Beispiel ist hier der Volkswagen-Emissionsskandal, der dem Unternehmen nicht nur hohe Bußgelder abverlangte, sondern auch das Image des Unternehmens schädigte. Sowohl Kundschaft als auch Belegschaft können dadurch schnell zu Konkurrenten wechseln, die achtsamer und nachhaltiger agieren. Zeigt das Unternehmen hingegen Verantwortung gegenüber Beschäftigten und der Umwelt, spricht sich dieser Ruf herum und hinterlässt einen guten Eindruck.
Einen innovativen Wettbewerbsvorteil sichern
Immer mehr Arbeitnehmende können sich vorstellen, den Job zu wechseln, um in ein umweltbewussteres Unternehmen einzusteigen, insbesondere dann, wenn bereits entsprechende Jobangebote vorliegen. So wachsen die Chancen für Unternehmen mit nachhaltigen Standards, die besten Talente und Topkräfte für sich zu gewinnen. Ein weiterer Wettbewerbsvorteil erschließt sich aus der Entdeckung neuer Wege, die das Unternehmen langfristig auf dem Markt etablieren und zum sogenannten„top of mind“ machen. Mut zu Innovation mit Einbezug der Mitarbeitenden und ihren Ideen kann sich daher langfristig lohnen und dem Unternehmen einen einzigartigen Stand auf dem Markt sichern.
Sichtbare Reduzierung der Kosten
Vor allem aus der rein wirtschaftlichen Sicht mag Green HR auf den ersten Blick wenig rentabel erscheinen und mehr den Beschäftigten als dem Unternehmen dienen. Doch unternehmerische Nachhaltigkeit kann Kosteneinsparungen in Milliardenhöhe ermöglichen und wird damit auch zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor. Beispielsweise werden Lieferketten nachhaltiger gestaltet, sodass zeitgleich Kosten gesenkt werden können. Schon die Verwendung von leichterem Papier kann aufsummiert über das Jahr Kosten sparen und den Treibstoffbedarf, beispielsweise von Transportflugzeugen, deutlich senken. Ebenso verhelfen reduzierte Energiekosten Unternehmen zur Einsparung alltäglicher Kosten. So sparen grüne Unternehmen nicht nur die Kosten für mögliche Strafen, Bußgelder und Prozesse, sie verhelfen auch den Mitarbeitenden dazu, mit Geschäftsressourcen effizienter umzugehen.
Anwendung: So kann Green HR in die Corporate Sustainability integriert werden
Um die Vorteile von nachhaltigen Unternehmensprozessen nutzen zu können, sollten sie fundiert etabliert werden. Die qualifizierte Führung der Mitarbeitenden ist dabei genauso entscheidend für den Erfolg, wie die Integration der Beschäftigten in Entscheidungsprozesse und Ideenfindungen.
Schulungsprozesse mit gemeinsamen Innovationsansätzen
Damit Mitarbeitende ihr Wissen verbessern können und somit vorhandene Ressourcen nachhaltiger nutzen können, werden Green Training und Development eingesetzt. Die Personalverantwortlichen können Mitarbeitende auf unterschiedliche Art und Weise in den Nachhaltigkeitskonzepten am Arbeitsplatz schulen. Eine Gamifizierung dieser Schulungsprozesse, durch die auch die Beschäftigten innovative Wege vorschlagen können, um ihre Aufgaben möglichst ressourcenschonend auszuführen, ist dabei immer ratsam. Allgemein geht es darum, Ziele zu formulieren, die Begeisterung, Vorfreude und Motivation erzeugen. So wächst nicht nur die Akzeptanz und Anwendung grüner Praktiken unter den Mitarbeitenden, sie werden auch darauf vorbereite, das erlernte Wissen zu nutzen und anzuwenden. Dabei sollten die Personalverantwortlichen jedoch Schritt für Schritt vorgehen. Zu viele Informationen können überfordern und behindern den Lernprozess. Kleine Informationsmengen hingegen erweitern das Verständnis und ermöglichen die sofortige Umsetzung der grünen und nachhaltigen Ziele.
Mitarbeitende von Anfang an einbeziehen
Die Mitarbeit der Beschäftigten ist für das Gelingen von Nachhaltigkeitskonzepten essenziell. Gruppeninterviews und Nachhaltigkeitsszenarien, in denen eigene Ansätze und Lösungen erarbeitet werden müssen, verhelfen zum Erlernen neuer Prinzipien. Werden die Mitarbeitenden in die Prozesse aktiv mit einbezogen, wächst die Bereitschaft für grüne Unternehmensprozesse an. Somit entwickelt sich ein unglaubliches Potenzial, welches viel bewegen kann. Die Unternehmensziele sind dadurch auch unter den Beschäftigten sichtbar, sodass eine Verbindung untereinander und zum Unternehmen entsteht. Dadurch wird gemeinsam an der Erfüllung der ebenso gemeinsamen Verpflichtungen und Ziele gearbeitet.
Bewertungssysteme mit konstruktiver Problemlösung
Um umweltbewusstes Verhalten und unternehmerische Nachhaltigkeit zu fördern, gilt das Performance-Management als wichtigste HR-Praktik. Dabei liegt der Fokus darauf, mithilfe von Leistungsbeurteilungen festzustellen, inwiefern umweltfreundliche Praktiken am Arbeitsplatz angewendet werden. Gleichzeitig führt diese Form der Beurteilung dazu, dass Beschäftigte sich mehr für die Erfüllung der Nachhaltigkeitsziele einsetzen, denn ihre positive Leistung wird durch ein entsprechend positives Feedback gewürdigt und unterstützt. Vorab sollten die Mitarbeitenden selbstverständlich hierüber informiert werden, um mögliche Sorgen zum Schwerpunkt der Beurteilung zu vermeiden. Wichtig ist an dieser Stelle auch, dass der Schwerpunkt nicht auf der persönlichen Verurteilung liegt, sondern auf dem Lösen von Problemen und dem gemeinsamen Finden von konstruktiven Ansätzen für die Etablierung der Nachhaltigkeitsprozesse. Dabei sollten beidseitige Herausforderungen, Wünsche und Probleme diskutiert werden, damit Verbesserungen bis ins Detail stattfinden können.
Belohnungen zur Förderung von Eigeninitiative
Damit Umweltaktivitäten unterstützt werden können, lohnen sich Belohnungen und Vergütungen als Anreiz. Somit wächst die Initiative unter den Arbeitnehmenden, umweltfreundliche Prozesse zu fördern. Durch die Belohnung sind sie motiviert, immer wieder neue Wege zu suchen und an den nachhaltigen Unternehmensprozessen mitzuwirken und sich selbstbewusst zu engagieren. Zeitgleich erfahren sie eine wichtige Aufwertung ihrer Rolle im Unternehmen und werden an den Gewinnen, die durch mehr Nachhaltigkeit im Unternehmen entstehen, beteiligt. Das wiederum fördert die Bereitschaft für weitere Innovationen.
Nachhaltige Unternehmensprozesse durch Green HR fördern
Wenn Unternehmen nachhaltiger agieren wollen, übernimmt besonders die Personalabteilung die entscheidende Schlüsselrolle bei der Etablierung grüner Unternehmensprozesse. Green HR verhilft dem gesamten Team dazu, die neuen Ziele zu verstehen, anzunehmen und ihr eigenes Wissen in die Prozesse zu integrieren. Motivation und Gemeinschaft werden zum Motor für Innovation und Entwicklung des Unternehmens, welches zeitgleich die Kosten senken kann und mit dem Blick auf Morgen an den Planeten denkt.

Frau Henriette Schubert unterstützt seit vielen Jahren IT-Unternehmen im Content-Bereich und hat darüber hinaus ein sehr breites Fachwissen.