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Die Generation Z auf dem Arbeitsmarkt: Keine Lust zu arbeiten?

Ein Blick hinter die Fassade eröffnet trotz der vermeintlichen Widersprüchlichkeit eine große Gemeinsamkeit, die die neue Generation antreibt: der Wunsch nach Selbstbestimmung. Persönliche Freiheit und die individuelle Gestaltung des eigenen Lebens sind die Ziele der neuen Generation, die ihre Lebensvorstellungen neu definiert hat.

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Generation Z
Foto: ©AdobeStock/ViDi Studio

Die Generation der Babyboomer verlässt immer mehr den Arbeitsmarkt und die junge Generation rückt mit neuen Ideen und vor allem anderen Ansprüchen nach. Während Unternehmen der neuen Generation offen gegenübertreten müssen, um Arbeitnehmende auch in Zukunft für sich zu gewinnen, stoßen die Ansichten der neuen Generation auch in der breiten Öffentlichkeit auf viel Kritik und Ablehnung. Die jungen Menschen wollen nur nicht arbeiten, lautet der Tenor. Aber ist das wirklich so, oder möchte die junge Generation die alten Strukturen einfach nur verändern?

Das ist die Generation Z

Im Allgemeinen wird die neue Generation, die die Babyboomer auf dem Arbeitsmarkt ablöst, als Generation Z bezeichnet. Eine genaue Einordnung ist hier jedoch selbst von wissenschaftlicher Seite aus nicht eindeutig festgelegt und die Zeiträume, die die Generation Z eingrenzen, variieren. Generell beschreibt die Generation Z die Menschen, die kurz vor den 2000er Jahren bis zum Jahr 2010 geboren wurden und größtenteils im Jahr 2021 noch keine 25 Jahre alt waren.

Generationswechsel: Die junge Generation hat neue Ziele

Während die Generation der Babyboomer, die von 1950 bis 1964 geboren wurden, sich also zunehmend in den Ruhestand begibt, rücken die Jungen als Mitarbeitende und Fachkräfte von morgen nach. Dieser Generationswechsel löst bereits kontroverse Diskussionen aus und die nachfolgende Generation sieht sich mit Vorwürfen und Anschuldigungen konfrontiert. Denn anders als die bislang den Arbeitsmarkt dominierenden Babyboomer hat die Generation Z bereits zu Beginn der beruflichen Laufbahn klare Vorstellungen und Ansprüche.

Haltung und Werte rücken stark in den Fokus, denn die junge Generation möchte neben der Arbeit auch Raum für die persönliche Entwicklung bekommen. Statt sich in den Strom der bislang dominierenden „Hustle Culture“ zu begeben, bei der vornehmlich auf sichtbare Leistung und das Übergehen körperlicher Grenzen gesetzt wird, möchte die neue Generation neben dem Beruf auch dem Privatleben Platz zur Entfaltung einräumen. Persönlichkeit und Individualität rücken in den Fokus und werden zu einem wichtigen Teil der Definition von Leistung und Erfolg.

Die Problematik hinter den neuen Ansprüchen

Vor allem auf den ersten Blick scheinen viele Wunschvorstellungen und Ziele der neuen Generation widersprüchlich und unter Umständen kaum vereinbar zu sein. Auch die große Bandbreite an Meinungen und Ansichten innerhalb der Generation verschärft diese Ambivalenz. Denn während einige auf feste Arbeitszeiten bestehen, rücken andere die Flexibilität und Selbstbestimmung in den Vordergrund. Und auch die gewünschte, ausgewogene Work-Life-Balance, die der neuen Generation tendenziell sehr wichtig ist, wird nicht von allen genauso strikt erwartet und eingefordert.

Unternehmen und Führungskräfte sehen in genau dieser Widersprüchlichkeit ein großes Problem, wenngleich es wohl kaum eine Generation gibt, die nur eine Meinung vertritt. Gleichzeitig führt diese Haltung auch in der breiteren Öffentlichkeit zu Ablehnung und Kritik an der neuen Generation, die schlicht keine Lust habe, ordentlich zu arbeiten. Schon in jungen Jahren Anforderungen zu stellen, ohne sich erst mit der Zeit einen gewissen Stand erarbeitet zu haben, ist nicht nur neu, sondern für die meisten ungewohnt und unverständlich.

Vorherige Generationen haben sich die Fähigkeiten angeeignet, mit Leistung und unermüdlicher Arbeit an Ansehen zu gewinnen und sich Stück für Stück über die Jahre hochzuarbeiten. Die konträre Vorgehensweise der jungen Generation, die Erfolg und Leistung neu definiert, stößt daher logischerweise vor allem auf die Ablehnung dieser Generationen, die mit der neuen Einstellung nicht viel anfangen können und sich mit den neuen Werten nicht identifizieren können.

Autonomie und Freiheit als Gradmesser für die Arbeit

Ein Blick hinter die Fassade eröffnet trotz der vermeintlichen Widersprüchlichkeit eine große Gemeinsamkeit, die die neue Generation antreibt: der Wunsch nach Selbstbestimmung. Persönliche Freiheit und die individuelle Gestaltung des eigenen Lebens sind die Ziele der neuen Generation, die ihre Lebensvorstellungen neu definiert hat. Anders als oftmals behauptet wird, scheuen sie das Arbeiten nicht, sie möchten lediglich mehr Selbstbestimmung erlangen. Statt gar nicht zur arbeiten, wollen junge Leute die Arbeit vielmehr optimal in ihren Tagesrhythmus und angepasst an ihre Persönlichkeit ausführen, sodass die Arbeit zu einem funktionierenden Teil ihres Lebens und ihrer Persönlichkeit heranwächst.

Damit erweisen sie zukünftigen Arbeitgebern die einmalige Chance, von der Produktivitätssteigerung zu profitieren. Nachtaktive Menschen können im klassischen Alltag nie die Leistung entwickeln, die eine autonome Einteilung der Arbeitszeit mit sich bringt. Denn mit dieser Freiheit können Nachteulen in ihrem Element und mit ihrer Arbeitskraft zu dem für sie effektivsten Zeitpunkt arbeiten, während Frühaufsteher ihre Arbeit in den frühen Morgenstunden besonders produktiv ausführen. Auch die Möglichkeit zur Berufswahl nach den eigenen Interessen, Vorlieben und Fähigkeiten, die dann entsprechend motiviert und leistungsbereit eingesetzt werden, fördert die gewünschte Selbstbestimmung der Generation Z.

Identifikation und Gemeinschaft statt Karriere

Diese Möglichkeit zur Leistungssteigerung bietet die junge Generation gerne. Sie möchte sich mit dem Unternehmen, für das sie tätig ist, identifizieren und hinter den gemeinsamen Zielen und Werten stehen. Und das zu 100 Prozent. Statt faul zu sein, möchten die jungen Leute ihre maximale Leistung in ein Unternehmen investieren, was ihnen dafür die gewünschte Flexibilität und Partizipation einräumt und dessen Werte sie auf allen Ebenen teilen können.

Die Generation Z verfolgt generell nämlich weniger strikte Karrierepläne, sondern sucht nach Unternehmen, zu deren Teil sie werden möchten. Schon zu Beginn des eigenen Berufslebens sucht die neue Generation daher die Verbindung zum Unternehmen und die Möglichkeiten zur Partizipation. Beides nimmt einen hohen Stellenwert ein und verhilft den Jungen dazu, dass die Arbeit und das Unternehmen als Teil des eigenen Lebens angesehen werden, ohne dabei über die eigenen Grenzen bis zum Burnout zu gehen. Denn die junge Generation möchte die eigene Leistung in das ausgewählte Unternehmen freiwillig und selbstbestimmt investieren. Auf der anderen Seite erwartet sie jedoch die Sicherheit des Arbeitgebers, dass auch Pausen und ein Privatleben notwendig und möglich sind, um Produktivität und Leistung weiterhin garantieren zu können.

Generation Z: Neue Ziele ebnen eine chancenreiche Zukunft

Zweifelsohne birgt der Generationswechsel neben Chancen auch einige Schwierigkeiten. Denn Unternehmen müssen sich umstellen und auf die neuen Anforderungen reagieren. An dieser Stelle sei jedoch gesagt, dass die sich abwechselnden Krisen der letzten Jahre, etwa Corona, Kriege oder die Inflation, ebenso Anpassungen und Veränderungen fordern. Anders als oft dargestellt, fordert die neue Generation jedoch nicht grundlos. Stattdessen möchte sie ihre Arbeitskraft, ihre Ideen und ihre Motivation nicht jedem zur Verfügung stellen, sondern sich ganz mit dem Unternehmen identifizieren und Teil des großen Ganzen werden.

Für viele mag das unverständlich sein, aber der neue Blick, den eine junge Generation mitbringt, sollte nicht abgetan werden, denn er hält viele Chancen bereit. Fortschritte entstehen nur, wenn eingetreten Pfade mutig verlassen werden und der Weg für eine neue Entwicklung eingeschlagen wird.

Henriette Schubert_Autorin

Henriette Schubert unterstützt seit vielen Jahren IT-Unternehmen im Content-Bereich und hat darüber hinaus ein sehr breites Fachwissen.

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