Das neue Lernen – eigeninitiativ und hoch digital
Wer sein Qualifizierungsniveau nicht ständig durch eigenen Antrieb erhöht, entsorgt sich in Zukunft selbst. Ambitionierten Mitarbeiter:innen kann das nicht passieren. Werden Informationen benötigt, um an ein neues Thema heranzugehen, dann warten sie nicht bis zum nächsten Lehrgang.
In einer Welt, die sich immer schneller wandelt und uns vor immer zahlreichere Herausforderungen stellt, zählen konsequentes Entlernen, permanentes Neulernen und situatives Weiterlernen zu unseren wichtigsten Skills. Selbstbefähigung und unentwegter Entwicklungswille rücken nach vorn. Wir eignen uns neues Wissen im eigenen Lerntempo ganz genau dann an, wenn wir es brauchen. Dabei werden passend ausgewählte KI-Tools zu unseren wichtigsten Helferlein.
Mit dem weiteren Fortschritt und dem Aufstieg junger Unternehmen entstehen gänzlich neue Geschäftsmodelle, neue Organisationsdesigns, neue Formen der Arbeit, ein neues Führungsverständnis – und völlig neue Berufe wie etwa diese: Smart-City-Entwickler, Roboter-Disponent, 3D-Handwerker, KI-Trainer, Prompt Engineer, Metaverse Creator, Technologie-Ethiker oder Circular-Economy-Designer. Doch auch diese werden wieder verschwinden, um noch neueren Berufsbildern Platz zu machen.
Ständig werden neue Expertisen gebraucht, weil sich die Digitalisierung immer stärker mit Nachhaltigkeitsthemen verknüpft. Fortan werden wir Mitarbeitende brauchen, die multiperspektivisch denken und kombinatorisch handeln, sich ständig weiterentwickeln und, aufbauend auf einem breiten Wissensfundament, Gesamtzusammenhänge verstehen. Grundvoraussetzung dafür und zugleich unverzichtbar ist eine lebenslange, selbstgesteuerte Lernbereitschaft sowie ein laufendes Up- und Reskilling, um seine Kompetenzen zu aktualisieren, zu erweitern, zu verbreitern und stets auf Höchststand zu halten. Und das muss, wie alles andere auch, immer schneller passieren.
Mitarbeitende der Zukunft sorgen eigeninitiativ für persönliches Wachstum – und steigern ihren Marktwert auf hohem Niveau. Wer einen „Beruf fürs Leben“ ergriffen hat, wird arbeitslos, sobald dieser automatisiert und damit nicht mehr gebraucht wird. Das einmal Gelernte altert rasch und wird zusehends wertlos. Künftig geht es um onlinebasierten Zugriff auf Wissen genau dann, wenn wir es brauchen. Entscheidend dabei ist, die guten von den schlechten Lernquellen zu unterscheiden und in der Fülle der guten Quellen so effizient zu navigieren, dass sich die eigenen Handlungskompetenzen kontinuierlich erhöhen. Hightech-Support ist dabei unerlässlich.
Nein zu Standardprogrammen und Vorratslernen
In einem sich zunehmend dynamisierenden Umfeld werden Karrieren immer beweglicher. Längere Auszeiten, Sprünge in hoher Taktung zwischen Aufgaben, Fachgebieten, Projektteams, Arbeitgebern und Branchen sowie ein kreuz und quer in den Berufsbiografien sind bereits heute normal. Vorkonstruierte Laufbahnkarrieren und standardisierte Weiterbildungsprogramme bringen einen deshalb nicht weit. Umfängliches Vorratslernen und Mehrtagesseminare, bei denen man nur einen Bruchteil der Inhalte tatsächlich braucht, sind höchstens noch marginal sinnvoll.
Viele Personalentwicklungsprogramme rennen dem Fortschritt aber nur hinterher. Man konzipiert sie reaktiv immer erst dann, wenn sich Notwendigkeiten zeigen, antizipiert aber nicht die Bedarfe der Zukunft. So kommt es, dass in vielen Unternehmen große Teile der Belegschaft den Anforderungen der rasant voranschreitenden Digitalökonomie nicht mehr gewachsen sind.
Eine Neupositionierung des betrieblichen Bildungsmanagements steht also an. Starre Trainingsprogramme, vorgegebene Inhalte, Belehrungsdidaktik und formalisierte Lernangebote nach einem früher üblichen Top-down-Verständnis sind überholt. Fortbildungen „von der Stange“ und Seminarlokalitäten mit dem Charme von anno dazumal? Nein, danke! Zukunftsgestalter und Top-Talente kann man damit nicht locken und gewinnen.
Das selbstbestimmte Lernen in zwölf Schritten
Wer sein Qualifizierungsniveau nicht ständig durch eigenen Antrieb erhöht, entsorgt sich in Zukunft selbst. Ambitionierten Mitarbeiter:innen kann das nicht passieren. Werden Informationen benötigt, um an ein neues Thema heranzugehen, dann warten sie nicht bis zum nächsten Lehrgang. Sie starten flugs eine Onlinerecherche. Wer die klügsten Fragen ans Internet stellt und weiß, wo man die besten Antworten findet, dem sind die entscheidenden Vorsprünge sicher.
Doch wie alles andere auch muss man das selbstbestimmte Lernen erst lernen. Wer seinen eigenen Lernprozess steuert, durchläuft dabei folgende Schritte:
- Die eigenen Defizite ehrlich erkennen.
- Ein Lernzielbild für sich selbst definieren.
- Künftige Kompetenzbedarfe ermitteln.
- Einen persönlichen Lernplan entwickeln.
- Geeignete Lernquellen identifizieren.
- Passende Lernmethoden bestimmen.
- Ressourcen (Budget, Zeit etc.) organisieren.
- Lernstoff dosieren, durchhalten, nicht verzetteln
- Erlerntes in der Praxis erproben und stetigüben.
- Gelerntes teilen und mit anderen weiterlernen.
- Erfolge reflektieren, bewerten und optimieren.
- Erfolge feiern, um seine Motivation zu füttern.
Der Fortgang der eigenen Lernaktivitäten kann auf einem Kanban-Board sichtbar gemacht werden.
Lesen Sie den vollständigen Beitrag aus der HR Performance 2/2024.