Wir können nicht nicht kommunizieren
Alle Studien zeigen, Kommunikation steht im Mittelpunkt. Das macht Führung heute so herausfordernd. Das sich ständig verändernde Arbeitsumfeld, Ungewissheit und die anhaltende Digitalisierung verlangen von ManagerInnen außergewöhnliche Kommunikationskompetenzen. Ganz vorne liegt bei den internen Kommunikationswegen laut einer CRANET-Studie mit 76,5 Prozent die Elektronische Kommunikation.
Wir kommunizieren ständig. Dessen sollten wir uns immer bewusst sein. Wer sich mit Kommunikation beschäftigt, kommt an dem Österreicher Paul Watzlawick nicht vorbei. Am 31. März jährt sich sein Todestag zum 16. Mal.
Geboren wurde er 1921 in Villach. Gemeinsam mit seinen Kollegen an der Stanford Universität hat er fünf pragmatische Axiome als Grundlagen der Kommunikationstheorie entworfen. Das erste steht bereits in der Headline: “Man kann nicht nicht kommunizieren!” Das zweite lautet: “Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, wobei Letzterer den Ersteren bestimmt und daher eine Metakommunikation ist.” Im dritten heißt es: “Die Natur der Beziehungen ist durch die Interpunktionen der Kommunikationsabläufe seitens der Partner bestimmt.” Das vierte besagt: “Menschliche Kommunikation bedient sich digitaler und analoger Modalitäten. Digitale Kommunikationen haben eine komplexe und vielseitige logische Syntax, aber eine auf dem Gebiet der Beziehungen unzulängliche Semantik. Analoge Kommunikationen dagegen besitzen dieses semantische Potential, ermangeln aber die für eindeutige Kommunikationen erforderliche logische Syntax.” Das fünfte Axiom lautet: Zwischenmenschliche Kommunikationsabläufe sind entweder symmetrisch oder komplementär, je nachdem ob die Beziehungen zwischen den Partnern auf Gleichheit oder Unterschiedlichkeit basieren.”
Wie anfangs bereits gesagt, kommunizieren wir ständig, aber meist nicht eindeutig. Anfangs merken wir es gar nicht, bis uns das Gefühl beschleicht, dass wir uns wohl nicht so gut ausgedrückt haben.
Mobiles Arbeiten als kommunikative Herausforderung
In der befragungsbasierten Trendstudie: “Digitales Arbeiten 2030” der F.A.Z. Business Media aus dem Jahre 2021 steht die Frage: „Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen bei der Einführung einer Home-Office-Strategie, die das ständige oder auch teilweise Arbeiten von zu Hause aus umfasst?“ Für 80 Prozent der Befragten steht dabei Kommunikation an erster Stelle. Für sie rangiert dieses Thema noch vor Führung, Zeit- und Selbstmanagement. Das fängt damit an, dass Unternehmen klare Regeln für das mobile Arbeiten definieren. Diese müssen auf das jeweilige Anforderungsprofil der verschiedenen Abteilungen zugeschnitten sein und immer den Einsatz von Digitaltechnologie mitdenken.
Im letzten Jahr hat sich das Unternehmen B2B Insider mit Kooperationspartnern in der Studie “Voices of HR” in Österreich mit der Frage der “Schmerzpunkte der Personalarbeit” beschäftigt. Nach den Themen Fachkräftemangel und Digitalisierung der Arbeitsprozesse folgte hier auf Rang drei das Thema Interne Kommunikation.
Alle Studien zeigen, Kommunikation steht im Mittelpunkt. Das macht Führung heute so herausfordernd. Das sich ständig verändernde Arbeitsumfeld, Ungewissheit und die anhaltende Digitalisierung verlangen von ManagerInnen außergewöhnliche Kommunikationskompetenzen. Ganz vorne liegt bei den internen Kommunikationswegen laut einer CRANET-Studie mit 76,5 Prozent die Elektronische Kommunikation. Die Kommunikation direkt an das/vom Senior Management beträgt 31,2 Prozent. Die Kommunikation durch direkte Vorgesetzte liegt bei 30,6 Prozent. Danach folgen Teambriefings mit 29,1 Prozent und Mitarbeiterbefragungen mit 18,4 Prozent.
Stimmig muss nicht authentisch sein
In einem Interview mit der Personalführung 7-8/2022 sagt der Kommunikationspsychologe Prof. Dr. Friedemann Schulz von Thun: “…Eltern die sich trennen wollen, müssen miteinander reden, um tragfähige Regelungen zu erarbeiten und das Wohl der Kinder zu gewährleisten. Ebenso Tarifpartner, Kriegsgegner, politische Antagonisten – sie alle müssen miteinander reden, sonst drohen Hauen und Stechen und Schlimmeres. Und immer besteht Hoffnung, dass die Wahrheit zu zweit beginnt und die Lösung auch…Das Entweder-oder-Denken ist falsch. Es kommt darauf an, Höflichkeit und Ehrlichkeit zusammenzuführen. Authentizität ist etwas Wunderbares, aber Sensibilität und Diplomatie auch. Es kommt darauf an, ein solches Spannungsfeld auszuhalten und dann eine integrale Lösung zu finden, die sowohl Authentizität als auch Diplomatie leistet. Das war für mich und meine Kommunikationsentwicklung eine sehr, sehr wichtige Entdeckung.”

Franz Langecker
Chefredakteur HR Performance