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Die 4-Tage-Woche im Schichtbetrieb

Im Schichtbetrieb wird – insbesondere wegen der hier üblichen und zudem zumindest teilweise steuer- und abgabenfreien Zuschläge – in aller Regel besser bezahlt als im Tagdienst, weswegen 4-Tage-Interessierte ihren Arbeitszeitwunsch hierin vergleichsweise leicht realisieren können. Diese und weitere Vorteile einer 4-Tage-Woche im Schichtbetrieb liefert der vorliegende Beitrag.

3 Min. Lesezeit
Schichtarbeit_4-Tage-Woche
Foto: ©AdobeStock/zinkevych

Aktuelle Umfragen zeigen ein sehr großes Interesse der deutschen Erwerbstätigen daran, nur vier Tage pro Woche zu arbeiten.

So wünschten sich nach einer repräsentativen Online-Panelumfrage der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung im November 2022 ca. 81 Prozent der Vollzeiterwerbstätigen eine 4-Tage-Woche mit entsprechend niedrigerer Wochenarbeitszeit. Sie begründeten dies vor allem damit, mehr Zeit für sich selbst (knapp 97 %) bzw. für ihre Familie (89 %) haben zu wollen. Mehr Zeit für Hobbys, Sport, Ehrenamt etc. wünschten sich 87 Prozent der Befragten, rund 75 Prozent möchten ihre Arbeitsbelastung verringern und knapp 31 Prozent ihre Arbeitszeit aufgrund von gesundheitlichen Problemen verkürzen.

Allerdings wird von ca. 90 Prozent der 4-Tage-Woche-Befürworter*innen eine Entgelteinbuße nicht akzeptiert (alle Angaben laut Pressemitteilung der Hans-Böckler-Stiftung vom 8.5.2023). – Zu einem ähnlichen Ergebnis kam bereits Mitte 2022 eine Repräsentativbefragung von YouGov im Auftrag des HDI: Hier hat knapp ein Viertel der Beschäftigten von Industrie- und Fertigungsbetrieben auf die Frage „Würden Sie in Ihrem Betrieb die Einführung der 4-Tage-Woche begrüßen?“ geantwortet, dass sie dies auch ohne vollständigen Lohnausgleich tun würden.

Vor diesem Hintergrund soll es nachfolgend nicht um entsprechende betriebliche Teilzeit-Angebote gehen, die in jedes flexible, also von Arbeitszeitkonten begleitete Schichtsystem leicht dadurch integriert werden können, dass bei unverändertem Schichtplan die Tages-Vertragsarbeitszeit reduziert wird: Mit dem Ergebnis, dass die betreffenden Mitarbeiter*innen per Saldo entweder mehr Freischichten erhalten oder weniger „Bringschichten“ leisten müssen.

Beispiel 1:
Es wird im klassischen 3-Schichtbetrieb MO–FR à 7,5 h Arbeitszeit pro Schicht gearbeitet. Die Regelarbeitszeit beträgt 37,5h/w und wird somit im Schichtplan genau erreicht. Ein Mitarbeiter möchte nur noch (durchschnittlich) 4 Tage pro Woche arbeiten. Mit ihm wird eine vertragliche Arbeitszeit von 30h/w vereinbart. Er verbleibt in seinem Schichtteam und läuft weiter im normalen 3-Schichtplan mit. Da seine Tages-Vertragsarbeitszeit nunmehr [30h/w : 5 Schichten/w =] 6 h beträgt, spart er an jedem planmäßigen Arbeitstag 1,5 h auf seinem schichtplanbegleitenden Arbeitszeitkonto an und erwirbt somit pro vier planmäßige Arbeitstage Anspruch auf eine planmäßige individuelle Freischicht, die z.B. im Rahmen einer rollierenden Wochenplanung weitestmöglich entsprechend seinen Wünschen realisiert wird; dabei kann er natürlich nicht auf einem bestimmten freien Tag bestehen, wenn – wie in den allermeisten Schichtsystemen – die Soll-Besetzung in allen Schichten gleich ist oder entsprechend dem jeweiligen betrieblichen Bedarf schwankt. Damit realisiert der Mitarbeiter im Durchschnitt und vielleicht sogar, wenn das Schichtsystem ausreichend flexibel ausgelegt ist, Woche für Woche die von ihm angestrebte 4-tägige Arbeitswoche.

Vielmehr werden im Folgenden nur Schichtsysteme behandelt, in denen regelmäßig (durchschnittlich) vier Tage pro Woche gearbeitet wird. Gleichzeitig ist hierin aber auch vorgesehen, dass geldorientierte Mitarbeiter*innen auf Wunsch höhere Vertragsarbeitszeiten realisieren können. Letzteres macht schon deshalb Sinn, weil solche Mitarbeiter*innen sonst an ihren – für sie zu vielen – arbeitsfreien Tagen Nebenbeschäftigungen aufnehmen könnten, was angesichts des bekannten Arbeitermangels weder betrieblich noch volkswirtschaftlich produktiv ist.

Im Ergebnis wird damit die Logik herkömmlicher Arbeitszeitsysteme, die auf einer ca. 5-Tage-Woche basieren, einfach umgedreht: Während in solchen Systemen die durchschnittliche 4-Tage-Woche zwar, wie oben gezeigt, ohne Weiteres möglich, oft aber ein Fremdkörper ist, können für ein auf durchschnittlich vier Arbeitstagen pro Woche basierendes Schichtsystem Mitarbeiter*innen mit mehr Arbeitstagen ausgesprochen nützlich sein.

Warum erwogen werden sollte, gerade Schichtsystemen die 4-Tage-Arbeitswoche zugrunde zu legen

In vielen Schichtbetrieben gibt es aktuell Schwierigkeiten, die Arbeitsplätze besetzt zu bekommen – oft auch deshalb, weil aufwendig Ausgebildete nach der Lehre in den flexiblen Tagdienst wechseln. Darüber hinaus wird besonders in jüngerer Zeit häufig über hohe Krankenstände geklagt, die zum Teil auf regelmäßige Unterbesetzung zurückzuführen sein dürften. Aus diesem Teufelskreis müssen die betroffenen Betriebe schnellstmöglich herausfinden.

  • Dabei könnte eine regelmäßige 4-Tage-Woche in mehreren Hinsichten hilfreich sein:
    Mit ihr ist es leichter, Mitarbeiter*innen für den Schichtbetrieb zu gewinnen und sie darin dann auch zu halten.
  • Auf einer regelmäßigen 4-Tage-Woche beruhende Arbeitszeitsysteme aller Art werten (nur) diese leistenden Mitarbeiter*innen auf.
  • Im Schichtbetrieb wird – insbesondere wegen der hier üblichen und zudem zumindest teilweise steuer- und abgabenfreien Zuschläge – in aller Regel besser bezahlt als im Tagdienst, weswegen 4-Tage-Interessierte ihren Arbeitszeitwunsch hierin vergleichsweise leicht realisieren können.

Lesen Sie den vollständigen Beitrag aus der HR Performance 3/2023.

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