Arbeitszeitgestaltung als strategischer Erfolgsfaktor
So gut wie alle Unternehmen mit Schichtarbeit klagen bereits heute, dass sie kaum noch Mitarbeitende finden. Für manche Ausschreibungen gehen kaum mehr Bewerbungen ein, also auch noch nicht einmal „schlechte“ Bewerbungen. Da es in den Unternehmen keine Lösungsvision für attraktive Schichtarbeit gibt, ist oft Resignation die Folge.
In Zeiten des Fachkräftemangels ist ein attraktives Gesamtpaket aus Entlohnung, zeitgemäßer Unternehmenskultur und innovativen Arbeitszeitmodellen der Schlüssel für das Recruiting neuer Mitarbeitender.
Aktuell beobachten wir ein neues Phänomen. Obwohl rings um uns herum diverse Krisen eine Rezession heraufbeschwören und nicht wenige Unternehmen Insolvenz anmelden, ist der Arbeitsmarkt davon kaum betroffen. Dies liegt daran, dass bedingt durch den demografischen Wandel deutlich mehr Erwerbstätige den Arbeitsmarkt verlassen als eintreten. Zwischen 2020und 2035 wird diese Differenz laut Statistischem Bundesamt bei ca. sechs Millionen Erwerbstätigen liegen. Das sind pro Jahr im Durchschnitt ca. 400.000 Personen weniger.
Nun gibt es nach wie vor nicht wenige, die glauben, dass es schon nicht so schlimm kommen wird, da viele Arbeitsplätze durch Automatisierung wegfallen, es eine Zuwanderung gibt und durch die Krisen insgesamt weniger Arbeitskräfte benötigt werden. Richtig ist, dass diese Entwicklungen das Problem abmildern werden, sie werden aber nicht ausreichen, um den Fachkräftemangel zu verschwinden zu lassen.
Der Arbeitsmarkt hat sich komplett gewandelt
Dennoch glaube ich, dass es die Unternehmen selbst in der Hand haben, ob sie vom Fachkräftemangel betroffen sind. Aktuell sind viele Mitarbeitende in Ihrem Job nicht glücklich, ganze 40 Prozent sind laut einer Studie der Initiative „Chefsache“ wechselwillig. Jeder Zweite wünscht sich kürzere Arbeitszeiten, 60 Prozent wollen im Homeoffice arbeiten und ganze 85 Prozent wollen grundsätzlich flexible Arbeitszeiten.
Letztendlich heißt dies, dass Unternehmen leicht Mitarbeitende gewinnen können, wenn sie ein attraktives Gesamtpaket aus Entlohnung, zeitgemäßer Unternehmenskultur und innovativen Arbeitszeitmodellen haben. Unternehmen mit schlechten Bedingungen können noch so viel in Recruiting investieren, sie werden Mitarbeitende verlieren und nur schwer neue gewinnen können. Oder anders formuliert: Den Letzten beißen die Hunde.
Unternehmen mit Schichtarbeit haben einen strategischen Nachteil
Unternehmen mit einer ordentlichen Entlohnung, einer angenehmen Unternehmenskultur und flexiblen Arbeitszeitmodellen inklusive Homeoffice haben also einen klaren Vorteil. Und Arbeitgeber, die dies nicht bieten können, sind erst einmal benachteiligt. Und gerade Schichtarbeit mit Arbeit in der Nacht und/oder am Wochenende wird zunehmend als unattraktiv wahrgenommen. Zudem ist Homeoffice aus offensichtlichen Gründen im Gesundheitswesen oder im produzierenden Gewerbe nicht oder nur extrem eingeschränkt möglich.
So gut wie alle Unternehmen mit Schichtarbeit klagen bereits heute, dass sie kaum noch Mitarbeitende finden. Für manche Ausschreibungen gehen kaum mehr Bewerbungen ein, also auch noch nicht einmal „schlechte“ Bewerbungen. Da es in den Unternehmen keine Lösungsvision für attraktive Schichtarbeit gibt, ist oft Resignation die Folge, mit dem Gedanken an eine Produktionsverlagerung ins Ausland. Diese Alternative gibt es allerdings nicht im Gesundheits- bzw. Dienstleistungssektor.
Und leider hat sich die New-Work-Community in den letzten Jahren nahezu ausschließlich mit einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen in White-Collar-Bereichen beschäftigt und die Deskless Workforce komplett vernachlässigt.
Lesen Sie den kompletten Beitrag aus der HR Performance 1/2023 hier.