Alles Remote oder zurück ins Büro? : Warum hybride Arbeit als Gestaltungsaufgabe verstanden werden muss.
Insbesondere Führungskräfte werden verstärkt in die physische Präsenz geordert. Die Rückrufe begründen sich unter anderem aus Sorgen vor Produktivitätsverlusten. Auch aus psychologischer Sicht gibt es Hinweise, dass Remote-Arbeit durchaus negative Auswirkungen haben kann.
Spätestens seit der COVID-19-Pandemie ist der Begriff Remote-Arbeit nicht mehr aus der organisationalen Praxis wegzudenken. Während flexible Arbeitskonzepte wie Remote-Arbeit auch vorher schon in einigen Unternehmen etabliert waren, hat die Pandemie dennoch als eine Art Katalysator fungiert. Während 2018 knapp zwölf Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland zumindest gelegentlich im Homeoffice gearbeitet haben, verdoppelte sich diese Zahl bis 2022 auf 24 Prozent (destatis.de, 2023).
Remote-Arbeit hat sich im Alltag vieler Unternehmen und Arbeitnehmender fest verankert. Bestärkt wird dies noch durch die kürzliche politische Überlegung, das Recht auf Remote-Arbeit im Arbeitsrecht festzuhalten. Umso mehr drängt sich die Frage für Unternehmen auf, welche Auswirkungen, Remote-Arbeit auf die Mitarbeitenden hat. Zum einen interessieren sich Unternehmen dabei für die Auswirkungen von Remote-Arbeit auf klassische Kennzahlen wie Produktivität, Arbeitszufriedenheit und Krankentage. Zum anderen rücken aber auch psychologische Auswirkungen wie zum Beispiel das Wohlbefinden der Mitarbeitenden, in den Fokus.
Getrieben wird diese Diskussion weiterhin durch Bekanntmachungen, dass einige große Unternehmen ihre Mitarbeitenden zumindest teilweise zurück ins Büro „zwingen“. Insbesondere Führungskräfte werden verstärkt in die physische Präsenz geordert. Die Rückrufe begründen sich unter anderem aus Sorgen vor Produktivitätsverlusten. Auch aus psychologischer Sicht gibt es Hinweise, dass Remote-Arbeit durchaus negative Auswirkungen haben kann.
Remote-Arbeit kann zu sozialer Isolation und Mehrarbeit führen
Durch die örtliche Distanz zu den Kollegen und Kolleginnen im Büro entfallen informelle Gesprächssituation (z. B. in der Mittagspause oder in der Kaffeeküche). Dies kann zu einem Gefühl der Isolation führen und somit gefährlich für das individuelle Wohlbefinden, aber auch die Produktivität im Unternehmen werden (Charalampous et al., 2019). So benennen Mitarbeitende den potenziellen Rückgang an kollegialer Unterstützung als einen der relevantesten Störfaktoren für ihre Produktivität und ihr Wohlbefinden im Homeoffice (George et al., 2021).
Darüber hinaus kann Remote-Arbeit zu insgesamt längeren Arbeitszeiten führen und somit die Arbeitsbelastung erhöhen. Diese Mehrarbeit ergibt sich einerseits aus dem Bedürfnis der Mitarbeitenden, für die gewonnene Flexibilität etwas „zurückgeben“ zu wollen. Andererseits verleitet das Homeoffice schnell dazu, auch nach dem eigentlichen Feierabend noch weiterzuarbeiten (z. B. nach dem Abendessen E-Mails zu beantworten). Dieses Mehr an Arbeit und die fehlende Abgrenzung kann negative Konsequenzen für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden haben (Yang et al., 2023).
Neben diesen potenziellen negativen Auswirkungen für Mitarbeitende kann Remote-Arbeit auch eine Herausforderung für die Zusammenarbeit im Unternehmen darstellen. Beispielsweise berichteten Mitarbeitende von Microsoft, dass die verstärkte Einführung von Remote-Arbeit zu einer Verschlechterung der Kommunikation und Zusammenarbeit führen kann (Yang et al., 2022). Dies drückte sich unter anderem in einer Abnahme der synchronen und einer Zunahme der asynchronen Kommunikation (z. B. über Chat-Programme) aus.
Durch die versteifte und silo-artigen Kommunikation kann es für Mitarbeitende schwieriger werden, wichtige Informationen zu teilen und zu sichern. Aufgrund solcher und ähnlicher Erfahrungen gaben einige große Unternehmen in den vergangenen Monaten bekannt, in Zukunft wieder verstärkt auf Präsenz-Arbeit und weniger auf Remote-Arbeit zu fokussieren.
Lesen Sie den vollständigen Beitrag aus der HR Performance 1/2024.